Inhalt
Um in sicherheitskritischen Technologien nicht abgehängt zu werden, müssen sich Deutschland und die EU durch Forschung und Innovationen im weltweiten Technologiewettbewerb behaupten. Technologische Souveränität bedeutet:
- Schlüsseltechnologien zu verstehen und zu beherrschen,
- sie in Anwendungen und Innovationen zu überführen,
- Anforderungen an Technologien, Produkte und Dienstleistungen entsprechend freiheitlich-demokratischer Werte zu formulieren,
- Standards auf den globalen Märkten mitzubestimmen,
- die erforderliche Fachkräftebasis und eigene Produktionskapazitäten aufzubauen, wenn dies zum Erhalt der staatlichen Handlungsfähigkeit oder zur Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten von ausländischem Know-how und Importen notwendig ist.
Wissen Sie, was technologische Souveränität genau bedeutet? Testen Sie Ihr Wissen.
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FrageFrage: 1von 8
Wenn ich weiß, wie ich mein Handy bediene, bin ich technologisch souverän.
Das Rahmenprogramm Forschung und Innovation für technologische Souveränität
Technologische Souveränität ist relevant für den zukünftigen Wohlstand Deutschlands. Deshalb hat die Bundesregierung sie als herausgehobenen Bestandteil der Zukunftsstrategie verankert. Mit dem Rahmenprogramm Forschung und Innovation für technologische Souveränität (FITS2030) setzt sie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2030 um. Das Rahmenprogramm wird durch die Fachprogramme des BMBF und ihre Verzahnung mit der institutionellen Forschungsförderung verwirklicht.
Die Ziele des Rahmenprogramms sind:
Querschnittsthema Bildung
Neue Technologien und Innovationen können nur durch die entsprechenden Fachkräfte umgesetzt werden. Berufliche und akademische Absolvierende im MINT-Bereich sind wertvolle Enabler für technologische Souveränität. Deswegen fördert das BMBF nicht nur die Forschung an Schlüsseltechnologien, sondern auch das deutsche Bildungssystem auf allen Ebenen. Mit Aktionen wie dem MINT-Aktionsplan 2.0 wird speziell der MINT-Bereich gefördert.
Querschnittsthema Umwelt- und Klimaverträglichkeit
Wer die Rezyklierbarkeit von Materialien und Produkten konsequent mitdenkt und eine Kreislaufwirtschaft organisiert, schont Ressourcen, schützt die Umwelt und das Klima und verringert die Abhängigkeit von globalen Lieferketten. So entstehen Anbieter in Deutschland für zukunftsfähige Produkte, Prozesse und Dienstleistungen. Zur Forschung für Nachhaltigkeit hat das BMBF deswegen eine eigene Strategie aufgesetzt.
Querschnittsthema Europäische und internationale Zusammenarbeit
Die forschungs- und innovationspolitische Zusammenarbeit in der EU verringert einseitige Abhängigkeiten von Drittländern und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Industrie und Wirtschaft Deutschlands und der EU. Zur Erschließung von Wissensbeständen baut das BMBF auch bilaterale und multilaterale Forschungs- und Innovationskooperationen Deutschlands mit Drittstaaten aus.
Querschnittsthema Start-Ups
Theoretisches Wissen zu neuen Technologien allein reicht nicht aus. Innovationen müssen stets auch zu den Menschen gebracht werden. Start-Ups sind hierfür wichtige Treiber, da sie neue Ideen schnell aufgreifen und innovative Produkte entwickeln. Mit Initiativen wie StartUpSecure und StartUpConnect unterstützt das BMBF junge, innovative Unternehmen bei den ersten Schritten. Auch bereits etablierte Unternehmen werden mit KMU-innovativ unterstützt, wenn sie zum technologischen Fortschritt beitragen wollen.
Querschnittsthema Normung und Standardisierung
Die entwicklungsbegleitende Normung und Standardisierung bietet einen wirksamen Hebel, um Innovationen schneller zu skalieren und dabei auch technologische Lösungen zu berücksichtigen, die aus Forschungs- und Entwicklungsarbeiten deutscher Akteure resultieren. Das BMBF unterstützt die Einbindung der Wissenschaft selbst in entwicklungsbegleitende Normungs- und Standardisierungsprozesse auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene.
Der Rat für technologische Souveränität
Zur Unterstützung seiner forschungs- und innovationspolitischen Arbeit hat das BMBF Ende 2021 den Rat für technologische Souveränität berufen. Der Rat für technologische Souveränität agiert unabhängig und setzt sich aus Expertinnen und Experten der Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Der Rat für technologische Souveränität berät das BMBF kontinuierlich bei der technologieübergreifenden Vorausschau und bei der Identifizierung von Technologiefeldern mit langfristiger strategischer Bedeutung.
Er analysiert dazu das Potenzial von Wissenschaft und Wirtschaft in verschiedenen Technologiefeldern sowie Wechselwirkungen der Technologien untereinander. Auf dieser Basis erarbeitet der Rat Handlungsempfehlungen für das BMBF, die eine nachhaltige Stärkung der relevantesten Technologien, der Querschnittsthemen und eine Sicherung der technologischen Souveränität Deutschlands und Europas anstreben.
Definition der technologischen Souveränität
Technologische Souveränität ist die Fähigkeit, jederzeit Zugang zu denjenigen Schlüsseltechnologien garantieren zu können, die zur Umsetzung gesellschaftlicher Prioritäten und Bedürfnisse notwendig sind. Dies umfasst die Verwendung und Weiterentwicklung von Technologien und Produkten unter Berücksichtigung der verfügbaren Ressourcen und notwendigen Dienstleistungen, Lücken sichtbar zu machen und wenn möglich zu schließen, und Standards auf den globalen Märkten mitzubestimmen.
Technologische Souveränität kann dabei auch erfordern, Schlüsseltechnologien und technologiebasierte Innovationen in Europa eigenständig zu entwickeln und eigene Produktionskapazitäten innerhalb der Wertschöpfungsnetze aufzubauen, wenn dies zum Erhalt der staatlichen Handlungsfähigkeit oder zur Vermeidung einseitiger Abhängigkeiten – unter Berücksichtigung sich verändernder geopolitischer Randbedingungen – notwendig ist. Das setzt die Fähigkeit voraus, alle relevanten technologischen Entwicklungs- und Herstellungsprozesse verstehen und bewerten zu können und hat den Anspruch, gleichberechtigt mit strategisch wichtigen Partnern zusammenzuarbeiten.
Die Mitglieder des Rats für technologische Souveränität
Dr. Stefan Joeres, Vorsitzender, Robert Bosch GmbH:
„Technologische Souveränität ist für uns alle relevant. Ohne Technologische Souveränität keine Selbstbestimmtheit für unser und das Leben unserer Kinder."
Dr. Christina Hack, stv. Vorsitzende, Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG
Prof. Dr. Hans Schotten, stv. Vorsitzender, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
Dr. Viola Bronsema, BIO Deutschland e.V.:
„Technologische Souveränität in der Biotechnologie kann die Versorgung im Bereich Gesundheit sichern, beispielweise durch die Behandlung und Vorbeugung von Infektionskrankheiten und Krebs. Für die biobasierte Produktion und eine bioökonomische Kreislaufwirtschaft kann sie einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leisten und uns Handlungspielräume für Umwelt- und Klimaschutz sowie in der Lebensmittelherstellung erschließen."
Prof. Dr. Oliver Falck, ifo Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien:
„Deutschland ist zwar arm an Rohstoffen aber reich an Wissen. In Zeiten großer geoökonomischer Herausforderungen geht es daher nicht nur darum den Zugang zu Energie und Rohstoffen zu sichern, sondern auch bei den zentralen Zukunftstechnologien international führend aber auch vernetzt zu bleiben."
Prof. Dr. Svenja Falk, Accenture Research
Dr. Tim Gutheit, Infineon Technologies AG:
"80% der Innovationen im Fahrzeug werden erst durch die Mikroelektronik möglich, & die Innovationszyklen werden sich weiter verkürzen. Um den Wandel aktiv gestalten zu können, benötigen wir ein leistungsfähiges Ökosystem für Hightech in Deutschland und Europa."
Prof. Dr. Elsa Kirchner:
"Die Wahrung der technologischen Souveränität setzt eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung neuer Technologien & neuer Ansätze voraus & erfordert ein herausragendes Know-How! Besonders deutlich wird diese Notwendigkeit in Bereichen der Spitzenforschung und -entwicklung, wie der verkörperten KI, die direkt mit dem Menschen kooperieren. Deutschland kann & muss mit seinem großen Wissen & seiner Forschungsleistung disruptive Technologien hervorbringen."
Prof. Dr.-Ing. habil. Marion Merklein:
„Die Produktionstechnik ist von zentraler Bedeutung für Industrie, Wirtschaft und damit die soziale Gemeinschaft, muss sich aber auch den Herausforderungen der Zeit stellen. Es ist die Aufgabe der Ingenieure, die Verfahren, Maßnahmen und Einrichtungen zur industriellen Herstellung von Gütern sowohl vor dem Hintergrund einer verbesserten Nachhaltigkeit als auch einer technologischen Souveränität neu zu denken und zu gestalten."
Prof. Dr. Andreas Tünnermann, Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik:
„Licht ist heute ein unverzichtbarer Informations- und Energieträger in wichtigen Zukunftsbranchen. Prominente Beispiele sind die Datenkommunikation und die Lithographie, die ohne photonische Lösungen nicht denkbar sind. Um unsere Innovationsfähigkeit in Deutschland und Europa in der Photonik zu erhalten, sind bestehende Innovations-Ökosysteme entlang der gesamten Wertschöpfungskette auszubauen."