Küsten-, Meeres- und Polarforschung : Datum: , Thema: Forschung
Ozeane bilden das größte zusammenhängende Ökosystem der Erde und sind Lebensraum für mehr als zwei Millionen Arten. Forschung zum Schutz unserer Meere sowie der Küsten- und Polarregionen ist daher besonders wichtig. Gefördert wird sie vom BMBF.
Welche Rolle spielen die Ozeane als Wärme- und CO2-Speicher im fortschreitenden Klimawandel? Wie wirken sich steigende Meeresspiegel und verändertes Klima auf die Küstenregionen aus? Welche Folgen haben die Verschmutzung und Versauerung der Ozeane für die biologische Vielfalt und die Versorgung der Menschen? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt der Meeresforschung.
Ozeane haben eine zentrale Bedeutung für das Leben auf unserem Planeten: Sie stabilisieren das Klimasystem, speichern Wärme, steuern das Wetter und stellen die wichtigste Kohlenstoffsenke dar. Dabei sind die Wechselbeziehungen zwischen Ozean und Klima vielschichtig: Globale Strömungssysteme und der Stoffaustausch mit der Atmosphäre spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Meeresschutz ist gesellschaftliche Herausforderung
Dieses ausbalancierte System gerät durch menschliche Einflüsse zunehmend ins Wanken. Daher besteht die große gesellschaftliche Herausforderung darin, das ökologische Gleichgewicht in den marinen und polaren Regionen zu erhalten und die Nutzung natürlicher Ressourcen und Ökosystemleistungen langfristig für heutige und zukünftige Generationen zu sichern.
Für das Erreichen dieser Ziele ist eine interdisziplinäre und zukunftsorientierte Meeres-, Küsten- und Polarforschung unabdingbar. Sie steht in den kommenden Jahrzehnten vor der Aufgabe, die Wissens- und Entscheidungsbasis für nachhaltige Schutz- und Nutzungskonzepte zu liefern, Zukunftsszenarien für die Ozeane zu entwerfen und Grundlagen für technologische und soziale Innovationen zu erarbeiten.
MARE:N - Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit
Im Rahmen der Forschungsstrategie „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“ hat die Bundesregierung zentrale Forschungsziele für die Meeres-, Küsten- und Polarforschung im ressortübergreifenden Fachprogramm MARE:N definiert. MARE:N besteht aus den drei Säulen Küsten-, Meeres- und Polarforschung und ist als offener und lernender Handlungsrahmen für zukünftige Fördermaßnahmen konzipiert. Hierin werden namhafte Akteure aus Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft einbezogen. Die weitere inhaltliche Ausgestaltung der drei Säulen von MARE:N erfolgte durch Agendaprozesse, die von interdisziplinären Expertenkreisen getragen wurden und in Konzeptpapieren mündeten. Mit den MARE:N-Konzeptpapieren „Küste im Wandel“ und „Blauer Ozean“ aus dem Jahr 2018 sowie „Polarregionen im Wandel“ (2021) wurden inhaltliche Grundlagen für verschiedene Förderbekanntmachungen geschaffen. Dadurch wird die Förderung an aktuellen forschungspolitischen und gesellschaftlichen Fragestellungen ausgerichtet und die Weichen für die zukünftige Forschungsförderung des BMBF in der Küsten- Meeres- und Polarforschung gestellt.
Der politische Rahmen auf internationaler Ebene wird durch das Pariser Klimaschutzabkommen und die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Zielen zur nachhaltigen Entwicklung vorgegeben. Eine große Chance, die Umsetzung der marinen Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben, bietet die UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung von 2021 bis 2030. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung richtet im Sommer 2021 die internationale Auftaktkonferenz zur Dekade aus. Darüber hinaus stellen die Forschungsaktivitäten innerhalb des Fachprogramms MARE:N wichtige deutsche Beiträge zur UN-Dekade dar.
Allianz für Meeresforschung verbindet Forschende
Um die weltweite Spitzenposition der deutschen Meeres-, Küsten- und Polarforschung auszubauen und den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken, haben die Bundesregierung und die fünf norddeutschen Bundesländer die Deutsche Allianz Meeresforschung (DAM) gegründet. Die DAM verbindet führende deutsche Meeresforschungseinrichtungen und ist in vier Kernbereichen tätig. Diese Schwerpunkte umfassen langfristige Forschungsmissionen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz, die Koordinierung von Forschungsinfrastrukturen, die Steuerung von Aktivitäten im Datenmanagement sowie den wirksamen Transfer von Forschungsergebnissen.
Unterwegs mit einer der modernsten Forschungsflotten
Internationale und innovative Meeresforschung ist ohne eine moderne Infrastruktur nicht denkbar. Durch eine substanzielle und kontinuierliche Förderung des Bundesforschungsministeriums verfügt die deutsche Meeres-, Küsten- und Polarforschung über eine der modernsten Forschungsflotten weltweit. Die großen und mittelgroßen Forschungsschiffe POLARSTERN, SONNE, METEOR, MARIA S. MERIAN, ALKOR, HEINCKE und ELISABETH MANN BORGESE sind für vielfältige Forschungsaufgaben in der Biologie, Geologie, Geophysik, Glaziologie, Geochemie, Ozeanographie und Meteorologie ausgerüstet. Sie dienen auch als Plattformen für internationale Wissenschaftskooperationen. Zudem verfügen die großen Meeresforschungsinstitute in Deutschland über kleine Forschungsschiffe, die vorwiegend in Küstengewässern der Nord- und Ostsee eingesetzt werden.
Am Betrieb der Forschungsschiffe sind verschiedene Partner im Auftrag des BMBF beteiligt. Während die Reedereien die logistische Vorbereitung und Durchführung der Forschungsfahrten übernehmen, hat das Gutachterpanel Forschungsschiffe (GPF) eine zentrale Rolle bei der Fahrtplanung. Das Gremium vergibt Schiffskapazitäten für die großen und mittelgroßen Schiffe auf Grundlage einer externen wissenschaftlichen Bewertung von Fahrtanträgen. Für die Einsatzplanung bewilligter Fahrten sind die Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe sowie die schiffsbetreibenden Forschungsinstitute zuständig. Dieses bewährte Zusammenspiel führt zu einer effektiven Nutzung der Forschungsschiffe, die fast pausenlos auf den Weltmeeren unterwegs sind – um ihnen weitere Geheimnisse zu entlocken.