Karliczek: Wir stärken die nationale Impfstoff-Forschung : Datum: Pressemitteilung: 105/2020
Expertenbeirat des Impfstoff-Sonderprogramms empfiehlt die Förderung von drei Projekten
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Juni 2020 ein Sonderprogramm zur Beschleunigung von Forschung und Entwicklung dringend benötigter Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 aufgelegt. Interessierte Unternehmen konnten bis Mitte Juli Anträge auf Förderung stellen. Anfang der Woche hat der unabhängige wissenschaftliche Beirat des Sonderprogramms dem BMBF drei Projekte zur Förderung vorgeschlagen. Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
„Fast überall auf der Welt und auch bei uns in Deutschland steigen in der Tendenz die Corona-Infektionszahlen in bedenklichem Maße. Wir haben die Pandemie noch nicht bewältigt. Das Coronavirus breitet sich weltweit weiter aus. Darum ist es so wichtig, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überall auf der Welt unter Hochdruck an der Entwicklung von Impfstoffen arbeiten. Als starker Forschungs- und Entwicklungsstandort – als Innovationsland Deutschland – sind wir auch selbst in der Verantwortung, aussichtsreiche Ansätze für einen Impfstoff in den hiesigen Forschungseinrichtungen voranzutreiben. Mit unserem Sonderprogramm wollen wir gewährleisten, dass Impfstoffe so schnell wie möglich in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. Dazu wollen wir einerseits die Impfstoff-Forschung beschleunigen und andererseits schon jetzt die Produktionskapazitäten ausweiten.
Der Expertenbeirat unseres Sonderprogramms hat jetzt drei Vorhaben zur Förderung empfohlen. Diese setzen auf unterschiedliche Technologien. Eines aber haben alle drei gemeinsam: Sie wollen gewährleisten, dass Impfstoffe schnell und in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. Es handelt sich hierbei um Impfstoff-Entwicklungsprojekte der Firmen BioNTech, der CureVac AG und der IDT Biologika GmbH. CureVac und BioNTech erhielten als erste deutsche Firmen die Genehmigung zur klinischen Prüfung eines möglichen mRNA-basierten Impfstoffs gegen SARS-CoV-2. IDT Biologika arbeitet an vektorbasierten Impfstoffen. Durch die mRNA-Impfstoffe wird der Körper dazu angeregt, einen kleinen Baustein des Sars-Corona-Virus 2 selbst zu produzieren. Bei den Vektorimpfstoffen wird ein harmloses Trägervirus so verändert, dass es solche Bausteine beinhaltet. In beiden Fällen wird dann das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern und weiteren Abwehrreaktionen angeregt. Die Impfstoffentwicklung ist generell mit erheblichen Erfolgsrisiken verbunden. Deshalb ist es wichtig, dass wir mehrgleisig fahren und neben unseren internationalen auch unsere nationalen Anstrengungen ausweiten.
Als Nächstes werden wir nun intensive Gespräche über die genaue Ausgestaltung der Förderung führen. Dieser Prozess erfolgt in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für Gesundheit, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie dem Bundeskanzleramt.“
Hintergrund
Das BMBF veröffentlichte am 11. Juni ein Sonderprogramm zur Beschleunigung der Forschung und Entwicklung dringend benötigter Impfstoffe gegen SARS-CoV-2. Der Fokus des Programms liegt auf der Ausweitung der Entwicklungs- und Produktionskapazitäten in Deutschland. Gegenstand der Förderung ist zudem die klinische Impfstoffentwicklung der Phasen I-III. Sie zielt darauf ab, die Probandenzahl auf freiwilliger Basis in den späten Phasen der klinischen Studien zu erhöhen.
Das BMBF stellt für das Sonderprogramm bis zu 750 Millionen Euro zur Verfügung. Interessierte Unternehmen konnten bis zum 15. Juli Anträge auf Förderung stellen. Die Förderentscheidung trifft das BMBF unter Einbeziehung eines Expertenbeirats. Diesem Gremium gehören hochrangige Vertreter aus der Pharmawirtschaft, der klinischen Forschung und den Regulierungsbehörden an.
Die Leitung des Expertenrates liegt bei Prof. Dr. Klaus Cichutek, dem Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts. Mitglieder des Gremiums sind Dr. Knut Elbers (CEO ViraTherapeutics, Innsbruck), Prof. Dr. Hartmut Hengel (Direktor des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg), Prof. Dr. Michael Ramharter (Leiter der Sektion Tropenmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) sowie Dr. Ursula Redeker (ehem. Sprecherin der Geschäftsführung der Roche Diagnostics GmbH).