Karliczek/Ernst: „Lesen ist das Tor zur Welt – auch zur digitalen Welt.“ : Datum: Pressemitteilung: 037/2021
Halbzeit der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung. Bund und Länder wollen verstärkt passgenaue Angebote für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten fördern
Zur Halbzeit der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung 2016-2026 (AlphaDekade) stellen Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Britta Ernst die Pläne für die kommenden fünf Jahre der AlphaDekade vor.
Dazu erklärt Bundesbildungsministern Anja Karliczek:
„Über alle Bildungsschichten hinweg erkennen Menschen die Notwendigkeit, gut lesen und schreiben zu können, für ihren Alltag. Eine aktuelle, von uns in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass mehr als 70 Prozent der Bevölkerung Lesen für eine besonders wichtige Fähigkeit halten. Bedenklich finde ich, dass jeder zehnte Erwachsene das Lesen als anstrengend empfindet. Denn das kann bedeuten, dass viele Menschen nur schwer Zugang zu Informationen finden, die sie für ihren Alltag brauchen, beispielsweise die aktuellen Corona-Verordnungen. Darum müssen wir für alle Menschen in unserem Land ausreichende Lesekompetenz sicherstellen. Gleichzeitig müssen wir Informationen in leicht verständlicher Sprache aufschreiben und manche komplexen Inhalte auch als Podcast zur Verfügung stellen.
Mit der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung haben sich Bund, Länder und gesellschaftliche Partner genau dieses Ziel gesetzt. Dafür haben wir zahlreiche Maßnahmen und passgenaue Angebote für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten entwickelt, durch die wir Erwachsene heute besser unterstützen, ihre Lese- und Schreibkompetenzen zu verbessern.
In den kommenden fünf Jahren wird es darum gehen, bewährte Angebote weiter auszubauen und gleichzeitig innovative Wege der Ansprache zu nutzen, um möglichst viele Menschen mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen zu erreichen. Darüber hinaus wollen wir die Themen Alphabetisierung und Grundbildung noch stärker in den bestehenden Strukturen der Weiterbildung und Arbeitsförderung verankern. So schaffen wir nachhaltige Strukturen, die es möglich machen, in jedem Alter zentrale Grundkompetenzen zu erlangen, damit Menschen das Lesen nicht mehr anstrengend finden. Und um allen Menschen Teilhabe zur ermöglichen – Teilhabe an der Gesellschaft, am Arbeitsleben, an der Demokratie.“
Für die Länder betonte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst:
„Die nationale Dekade ist auf einem guten Weg zum Erfolg. Viele Partner konnten zur Mitwirkung gewonnen werden. Es haben sich gewinnbringende Kooperationen entwickelt. Wir haben die Zusammenarbeit zwischen den Ländern und dem Bund ausgebaut. Wir haben in den Ländern vielfältige neue Aktivitäten gestartet, nachhaltige Strukturen aufgebaut und sehr häufig auch Grundbildungszentren als wichtiges Instrument zur niedrigschwelligen Teilnehmergewinnung geschaffen. Als besonders wichtigen Beitrag zur Qualität der Lernangebote haben wir Handlungsempfehlungen für die Aus- und Fortbildung von Kursleitenden vorgelegt.
Gemeinsam gehen wir die Herausforderungen an, um Vorurteile gegenüber Betroffenen abzubauen und sie mit zielgruppenspezifischen Maßnahmen zu unterstützen. Diesen Weg werden und müssen wir konsequent weitergehen – im Interesse all derjenigen, die noch nicht so lesen und schreiben können, dass sie den Herausforderungen im Alltag gewachsen sind. Im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft - also von uns allen.“
Hintergrund:
Das Institut für Demoskopie Allensbach hat im Auftrag der Stiftung Lesen und mit Förderung des BMBF in einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage die Bedeutung von Schriftsprache für die Bevölkerung und bei der Bewältigung der Corona-Pandemie erfragt. Die wichtigsten Ergebnisse sind:
- Lesen nimmt für die Bevölkerung einen hohen Stellenwert ein: 71 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahre finden es besonders wichtig und notwendig, dass man lesen kann.
- Für 71 Prozent der Befragten gehört Lesen „einfach zum Leben dazu“. Jede/r Zehnte (9 Prozent) empfindet Lesen jedoch als anstrengend.
- Die Bedeutung des Lesens ist aus Sicht der Gesamtbevölkerung gestiegen: 90 Prozent der Befragten halten Lesen heute für genauso wichtig oder noch wichtiger als vor 20 Jahren. Dieser Auffassung sind auch 70 Prozent der Personen, die Lesen anstrengend finden.
- Jedem zweiten Befragten fällt es schwer einzuordnen, welche Informationen rund um das Thema Corona wahr sind und welche falsch. Die Detailanalyse zeigt, dass 40 Prozent derer, die Lesen anstrengend finden, viele Informationen zum Thema Corona nicht verstehen, da sie zu kompliziert sind (vs. 23 Prozent der Gesamtbevölkerung). 51 Prozent dieser Gruppe fühlen sich mit der Fülle an Informationen über Corona überfordert (vs. 42 der Gesamtbevölkerung).
Zur Bevölkerungsumfrage
Für die repräsentative Bevölkerungsbefragung „Die Bedeutung von Lesen und Schreiben für den Alltag in einer sich schnell verändernden Welt“ wurden vom 28. November bis 10. Dezember 2020 insgesamt 1022 Personen ab 16 Jahren befragt. Die Interviews wurden mündlich-persönlich (face-to-face) von 320 Interviewer/innen unter Beachtung aller coronabedingten Abstands- und Hygieneregeln geführt. Die Erhebung ist repräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 16 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland.
Weitere Ergebnisse finden Sie hier www.alphadekade.de/ .
Zur Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung
Mit der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade) setzen sich Bund, Länder und Partner im Zeitraum von 2016 bis 2026 verstärkt dafür ein, die Lese- und Schreibfähigkeiten sowie das Grundbildungsniveau Erwachsener in Deutschland zu verbessern. Laut LEO-Studie 2018 der Universität zu Hamburg haben 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben. Weitere Informationen unter: www.alphadekade.de/