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Karliczek: Aussichtsreiche Arzneimittelkandidaten gegen COVID-19 gezielt fördern : Datum: Pressemitteilung: 145/2021

Start von acht neuen Forschungsvorhaben für die Medikamentenforschung gegen COVID-19

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) treibt die Entwicklung von aussichtsreichen Medikamente gegen COVID-19 weiter voran. Im Rahmen des Förderprogramms zur Forschung und Entwicklung dringend benötigter Therapeutika gegen SARS-CoV-2 haben nun acht Projekte eine Förderzusage erhalten. Die Förderung beläuft sich auf insgesamt rund 46 Millionen Euro. Dazu erklärt Bundesforschungsministerium Anja Karliczek:

„Mit unserem aktuellen Förderprogramm können wir nun acht vielversprechende Wirkstoffkandidaten unterstützen. Sie stehen bereit für ihre weitere klinische Entwicklung und sind damit auf dem Weg zur Zulassung als sichere und wirksame Medikamente gegen COVID-19. Die bisherigen Forschungsergebnisse der einzelnen Projekte sind aussichtsreich und die präklinischen Entwicklungen der Wirkstoffkandidaten weit fortgeschritten.   

Wir brauchen weiterhin wirksame Medikamente gegen COVID-19. Auch wenn die bundesweite Impfkampagne erfolgreich vorangeht, ist die Pandemie noch nicht vorbei und darf in ihrer Dynamik nicht leichtfertig unterschätzt werden. Es freut mich deshalb besonders, dass die nun von uns geförderten Vorhaben ein breites Spektrum an Therapeutika vorweisen und somit eine Behandlung verschiedener Krankheitsstadien anstreben. Die Vorhaben nutzen hierbei verschiedenste Technologien, so zum Beispiel monoklonale Antikörper, RNA-basierte Wirkstoffe oder auch kleine chemische Wirkstoffmoleküle.

Das Entstehen neuer Virusvarianten erfordert ein schnelles und umsichtiges Handeln der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Wirkstoffkandidaten werden deshalb kontinuierlich auf ihre Wirksamkeit gegen neue SARS-CoV-2-Virusvarianten geprüft. So wird eine schnelle und gezielte Weiterentwicklung garantiert.

Der Start dieser acht Vorhaben stimmt mich daher optimistisch. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch gerade dank unserer Förderung von forschungsorientierten Unternehmen und wissenschaftlichen Verbünden Schritt für Schritt diese Pandemie überwinden können."


 

Hintergrund:

Ziel des Förderprogramms zur „Forschung und Entwicklung dringend benötigter Therapeutika gegen SARS-CoV-2“ ist es, die klinische Entwicklung erfolgsversprechender therapeutischer Ansätze gegen COVID-19 zu stärken.

Zum einen betrifft dies die klinische Prüfung von Arzneimittelkandidaten, welche explizit gegen SARS-CoV-2 gerichtet sind. Zum anderen bedarf es auch der klinischen Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze zur Behandlung von schweren Krankheitsverläufen bei COVID-19. Gegenstand der Förderung sind die klinischen Prüfungen der Phasen I – IIb, um hinreichend sichere Schlussfolgerungen für ein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis für eine beschleunigte Zulassung zu ermöglichen.

Das aktuelle Förderprogramm wurde am 14. Juni 2021 um weitere 40 Millionen Euro ausgeweitet, um weitere Projekte fördern zu können. Förderanträge zu dieser Neuauflage können noch bis zum 23. August 2021 vorgelegt werden.

Als weitere Ergänzung wurde im Mai 2021 gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit das Förderprogramm zur „Förderung der klinischen Entwicklung von versorgungsnahen COVID-19-Arzneimitteln und deren Herstellungskapazitäten“ veröffentlicht, welches die späteren Phasen der Arzneimittelentwicklung adressiert. Förderanträge konnten hier bis zum 25. Juni 2021 vorgelegt werden.


 

Übersicht über die acht Projekte:

Klinische Erstanwendungsstudien, Upscaling und Herstellung von GMP-Material des Komplement C5a-Inhibitors AON-D21 für den Wirksamkeitsnachweis in COVID-19-Patientinnen und Patienten (Accelerate-D21; Fördersumme 5.137.414,- Euro)

Die Aptarion Biotech AG verfolgt einen neuartigen Ansatz zur Behandlung von schweren COVID-19-Verläufen. Der Fokus liegt dabei auf biostabilen L-RNA-Aptameren, die als “chemische Antikörper” bezeichnet werden. Der L-RNA-Wirkstoff AON-D21 blockiert den Entzündungsbotenstoff C5a und greift damit an einem zentralen Punkt der Regulation körpereigener Abwehrmechanismen an. In bisherigen Untersuchungen zu Lungenentzündung und künstlicher Beatmung konnte gezeigt werden, dass AON-D21 die Immunreaktion begrenzt und Organschäden verhindert. Das Ziel des Vorhabens ist es, im ersten Schritt die Sicherheit und Verträglichkeit des Wirkstoffes zu prüfen.


 

CCR1 Antagonist zur Therapie in hospitalisierten COVID-19 Patienten (CATCOVID; Fördersumme 3.714.327,- Euro)

Im Verbundvorhaben unter der Federführung der Bayer AG wird ein Arzneimittel im Rahmen einer klinischen Phase-II-Studie getestet, welches das Immunsystem regulieren soll. Dies geschieht durch die Blockade des Chemokinrezeptors 1 (CCR1). Dadurch wird die Aktivierung der Signalproteine, die bei schweren Infekten verstärkt in den Atemwegen wirken, präventiv verringert. Dadurch kann die Genesung von Patientinnen und Patienten beschleunigt und schwere Komplikationen vermieden werden.


 

Wirksamkeit von COR-101 zur Behandlung von hospitalisierten Patienten mit mittelschweren bis schweren COVID-19-Erkrankungen (CORAT-1; Fördersumme 7.349.354,- Euro)

Das Unternehmen CORAT Therapeutics GmbH hat einen neutralisierenden Antikörper (COR-101) für die Patientengruppe entwickelt, die moderate bis schwere Erkrankungen vorweisen. Die Form dieses Medikaments erlaubt es, Patientinnen und Patienten mit hoher Viruslast zu behandeln, ohne das Risiko überschießende Entzündungsreaktionen zu verursachen oder Infektionen zu verstärken. Das Ziel des Vorhabens ist es den neutralisierenden Antikörper (COR-101) weiterzuentwickeln, um unter anderem eine intravenöse und somit effektivere und schnellere Behandlung zu ermöglichen.


 

Klinische Entwicklung des zielgerichteten SARS-CoV-2 Helikase Inhibitors EIS-10700 - Hemmung der viralen Replikation für die COVID-19-Therapie (EisCor_2; Fördersumme 7.995.366,- Euro)             

Das Unternehmen Eisbach Bio GmbH hat seit Februar 2020 ein neues antivirales Medikament entwickelt. Es wirkt als erstes antivirales Medikament für Erkrankte gegen alle Coronaviren - inklusive den neuen SARS-CoV-2-Mutanten. Der Wirkstoff richtet sich gegen das stark konservierte virale Enzym Nsp13 von SARS-CoV-2 und stoppt die Virusvermehrung direkt durch Blockade der viralen Replikationsstruktur. Ziel des Vorhabens ist es, eine wirksame und nachhaltige antivirale SARS-CoV-2-Therapie zu entwickeln.


 

Studien zur klinischen Evidenz für die Wirksamkeit und Sicherheit von ATR-002 bei Patienten mit COVID-19 (MEK-I-COV; Fördersumme 11.405.888,- Euro)

Das Tübinger Unternehmen Atriva Therapeutics untersucht einen Wirkstoffkandidaten, der zwei Eigenschaften aufweist: Er hemmt die Vermehrung des Virus und wirkt gleichzeitig entzündungshemmend. Der Wirkstoff hat somit das Potenzial, sowohl in der frühen Infektionsphase zu wirken als auch in der späten Phase das Überschießen der Immunreaktion zu verhindern. Ziel des Vorhabens ist es, die stationäre Aufenthaltsdauer deutlich zu verkürzen und die Zahl der Menschen zu verringern, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen.


 

Wiederherstellung der endothelialen Barrierefunktion durch Adrecizumab zur Behandlung von lebensbedrohlichem Organversagen (RESCUE; Fördersumme 5.160.973,- Euro)

Adrecizumab, ein monoklonaler Antikörper, wird derzeit zur Behandlung bei septischem Schock, der bei Infektionskrankheiten entstehen kann, entwickelt. Untersuchungen des Unternehmens AdrenoMed AG zeigen, dass Adrenomedullin, das Zielmolekül des Antikörpers, auch beim Krankheitsverlauf von COVID‑19 eine entscheidende Rolle spielt. Hier kommt es als Folge der Infektion ebenfalls zu einer Regulationsstörung der innersten Zellschicht der Blutgefäße, die sowohl die Lungenfunktion als auch andere Organe gravierend beeinträchtigt. Durch die Wiederherstellung der Gefäßintegrität durch Adrecizumab soll eine rasche Verbesserung der Organfunktion erreicht werden, um schwerste Krankheitsverläufe mit künstlicher Beatmung zu vermeiden.


 

Studien zur inhalativen Anwendung von MAS-Rezeptor-Agonisten bei akuter Lungenschädigung durch COVID-19 (STAMINA-Cov19; Fördersumme 4.175.437,- Euro)

Über ein für die Virusinfektion wichtiges Oberflächen-Eiweiß gelangt der COVID-19-Erreger in die Zellen. Im Zuge dessen wird weniger Angiotensin-(1-7), ein körpereigenes Eiweiß, gebildet. In der Lunge übt Angiotensin-(1-7) schützende Wirkungen auf das Lungengewebe aus. Das Fehlen dieses Eiweißes ist eventuell eine Ursache für die schweren Lungenveränderungen bei COVID-19-Erkrankten. Das Ziel des Vorhabens, unter der Federführung der Explicat Pharma GmbH, ist es, den Ersatz von Angiotensin-(1-7) durch von außen zugeführtes Angiotensin-(1-7) als Therapiemöglichkeit zu untersuchen und zu überprüfen, ob durch rechtzeitige Inhalation des kleinen Eiweißes schwere Lungenveränderungen verhindert werden können.


 

Wirkstoffkombination zur therapeutischen Induktion von T-Zellen gegen COVID-19 (IndTCOVID-19; Fördersumme 1.374.339,- Euro)

Die Gruppe von Personen mit angeborenem oder erworbenem B-Zell-Mangel (etwa bei Krebspatienten nach B-Zell-zerstörender Therapie) ist weder durch eine natürliche Infektion noch durch eine vorsorgliche Impfung in der Lage, Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu entwickeln. Ziel des Forschungsvorhabens, unter der Federführung der EMC microcollections GmbH, ist es daher, die Sicherheit, Immunogenität und Wirksamkeit der Wirkstoffkombination CoVAC-1 zur Erzeugung von SARS-CoV-2-spezifischen T-Zell-Antworten und somit zur Bekämpfung von COVID-19 bei Patientinnen und Patienten mit angeborenem oder erworbenem B-Zell-Mangel zu untersuchen.