Der Bund, der Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt haben heute die beiden Gewinner des Ideenwettbewerbs „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ zur Gründung von zwei Großforschungszentren in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier bekanntgegeben. Die Entscheidung fiel auf das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) und das „Center for the Transformation of Chemistry“ (CTC).
Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger:
„Wir müssen den Strukturwandel in den Kohleregionen gestalten und den Menschen Perspektiven geben. Dazu ist Forschung der Schlüssel. Mit der Entscheidung zur Gründung von zwei Großforschungszentren setzen wir heute einen Meilenstein. Das Deutsche Zentrum für Astrophysik und das ‚Center for the Transformation of Chemistry‘ werden der sächsischen Lausitz und dem mitteldeutschen Revier ein unverwechselbares wissenschaftliches Profil verleihen und für die Regionen wichtige Arbeitsplätze schaffen. Die beiden Großforschungszentren sollen der deutschen Forschungslandschaft insgesamt starke neue Impulse auf Topniveau geben, um die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen. Allein der Bund wird bis 2038 jedes der beiden Zentren mit mehr als 1,1 Milliarden Euro finanzieren. Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Beteiligten und gratuliere den beiden Gewinnern sowie der Lausitz und dem mitteldeutschen Revier.“
Dazu erklärt der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer:
„Die Entscheidung für die beiden Großforschungszentren sind getroffen. Jeweils 1,2 Milliarden Euro für eine Einrichtung im Mitteldeutschen und eine Einrichtung im Lausitzer Revier. Gemeinsam mit Sachsen-Anhalt bauen wir das Zentrum "Chemresilienz" in Mitteldeutschland auf. Prof. Peter Seeberger hat einen erstklassigen Antrag eingereicht und wird die Chemieindustrie revolutionieren. In der Lausitz vertrauen wir Prof. Günther Hasinger mit seinem exzellenten Antrag: einer gemeinsamen Initiative der deutschen Astronomie und Astroteilchenphysik mit dem Ziel, ein nationales Zentrum für astrophysikalische Forschung, Technologieentwicklung und Digitalisierung zu gründen. Dieses Vorhaben bietet große Chancen für Ausgründungen und schafft für Branchen der Hochtechnologie einzigartige Möglichkeiten zur Technologieentwicklung. Wie kein anderes Land setzt der Freistaat Sachsen beim Strukturwandel auf Innovation und Technologie. Die neuen Forschungszentren eröffnen den Regionen neue Perspektiven. Auf Grund ihrer Größe und wissenschaftlichen Exzellenz werden sie eine internationale Sichtbarkeit erzeugen und den Forschungsstandort Deutschland stärken. Wir halten Wort. Der Strukturwandel ist eine einmalige Chance, die wir nutzen. Weitere Entscheidungen werden folgen.“
Dazu erklärt der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff:
„Mit der heutigen Entscheidung für den Aufbau eines Großforschungsinstituts im Mitteldeutschen Revier ist ein wesentlicher Baustein für einen innovationsgetragenen Strukturwandel gelegt. Eine zirkuläre, nachhaltige Kreislaufwirtschaft in der Chemie auf Basis nachwachsender Rohstoffe und Abfälle wird einen elementaren Beitrag bei der Entwicklung des Wirtschaftsstandortes leisten und die Versorgung wichtiger Industriezweige sicherstellen. Zudem wird das geplante duale Aus- und Weiterbildungsprogramm des CTC wichtige Impulse für die regionale Wirtschaft und die Fachkräftegewinnung setzen.“
Professorin Dorothea Wagner, Vorsitzende der wissenschaftlichen Kommissionen, ergänzt:
„Als Vorsitzende der sechs wissenschaftlichen Kommissionen unterstütze ich ausdrücklich die Förderentscheidung für die beiden Großforschungszentren. In einem wissenschaftsgeleiteten Verfahren haben insgesamt 63 Expertinnen und Experten die wissenschaftliche Exzellenz der Forschungsmissionen begutachtet sowie das Innovationspotenzial und die Zukunftsperspektiven im internationalen Vergleich bewertet. Wir sind überzeugt, dass diese beiden Zentren den Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig stärken werden.“
Professor Uwe Cantner, Vorsitzender der Kommission für Transfer und Strukturwirkung, ergänzt:
„In der Kommission für Transfer und Strukturwirkung haben wir das Potenzial der sechs Konzepte im Hinblick auf Transfer, Organisationsstruktur und erwartete ökonomische Wirkung in der Region bewertet. Die ausgewählten Großforschungszentren haben das Potenzial, exzellente Forschungsergebnisse hervorzubringen und für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen. Auf diese Weise werden sie den Strukturwandel im mitteldeutschen Revier und in der sächsischen Lausitz forcieren und den Menschen vor Ort neue Perspektiven eröffnen.“
Hintergrund
„Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundes, des Freistaats Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt. Der Ideenwettbewerb basiert auf dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen (StStG).
Eine Perspektivkommission hatte im Juli 2021 sechs Bewerber ausgewählt, die ihre ausgearbeiteten Konzepte im Mai 2022 zur Begutachtung vorgelegt haben. Auf Grundlage der unabhängigen wissenschaftlichen Bewertung haben der Bund und die beiden Länder gemeinsam die zwei Gewinner ausgewählt.
Mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) sollen die riesigen Datenströme zukünftiger Großteleskope gebündelt und verarbeitet werden. Gleichzeitig sollen in einem neuen Technologiezentrum u.a. Regelungstechniken für Observatorien entwickelt werden. Vor allem im Bereich der optischen Technologien und der Halbleitertechnik ist das Potenzial groß. Gerade in der Mikroelektronik gilt es, Abhängigkeiten zu reduzieren und technologische Souveränität zu erlangen. Dabei bauen die Verantwortlichen auf die Erfahrung und das moderne Umfeld der Industrie in Sachsen auf. Zudem wird die Option verfolgt, in den Granitformationen der Lausitz ein Untergrundlabor mit geringen seismischen Störungen zu bauen.
Um die Versorgung wichtiger Industriezweige wie Gesundheit, Verkehr, Energie, Landwirtschaft und Konsumgüter sicherzustellen, will das „Center for the Transformation of Chemistry“ (CTC) eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft chemischer Erzeugnisse etablieren. Nachwachsende Rohstoffe, kurze Transportwege sowie lokale, kostengünstige und nachhaltige Produktionsprozesse sollen die Resilienz der deutschen Chemiewirtschaft sicherstellen – bei gleichzeitiger Einhaltung höchster Arbeitsschutz- und Umweltstandards.