Pressemitteilung: 30/2022 04.04.2022

Pirscher: Informationen müssen Kommunen und Einsatzkräften in Krisen besser zugänglich gemacht werden

Mit dem Projekt HERAKLION geht das BMBF einen neuen Weg zur effektiven Nutzung von Kriseninformationen und schafft einen Datenraum für die zivile Sicherheit

Belastbare Informationen sind Voraussetzung für die Vorhersage und Bewältigung von Krisen. Das haben unter anderem die Corona-Pandemie und das Hochwasser im Juli 2021 gezeigt. Kommunen und Einsatzkräfte stehen dabei häufig vor der großen Herausforderung, die teilweise unermessliche Menge an Daten für einen Einsatz auszuwerten und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Mit dem Vorhaben „HERAKLION“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung in den nächsten vier Jahren mit einer Fördersumme von 5,6 Millionen Euro einen neuen Ansatz, der Daten zur Vorbereitung auf Krisen und ihre Bewältigung besser zugänglich und nutzbar macht.

Dazu erklärt Staatssekretärin Judith Pirscher:

„Im Krisenfall müssen alle Beteiligten Zugriff auf die relevanten Informationen haben, um angemessen reagieren zu können. Dafür müssen wir sie Kommunen und Einsatzkräften besser zugänglich machen. Denn die besten Einsatzkräfte sind nur so gut wie die Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen. Heute sind digitale Daten die Grundlage für die meisten Entscheidungen, die in einer schwierigen Situation getroffen werden müssen. Mit der Förderung eines Datenraums für die zivile Sicherheit gehen wir einen neuen Weg, um zum Beispiel Wetterdaten, Forschungsdaten oder auch Stadtmodelle für die Krisenvorsorge und -bewältigung nutzbar zu machen und die relevanten Akteure besser zu vernetzen. Wir wollen ein „Ökosystem“ für Daten schaffen, das deutschlandweit zum Vorbild werden kann und uns dabei hilft, Krisen schneller zu erkennen und zu bewältigen.“

Dr. Tobias Leismann koordiniert das Vorhaben am Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI, und erklärt:

„Wir können mit einer Datenraum-Anwendung eine Vielzahl unterschiedlicher Daten für die zivile Sicherheit nutzbar machen. Wir müssen in den nächsten vier Jahren zunächst Forschungsarbeit leisten und Wege finden, die ganz unterschiedlichen Daten aufzubereiten und für die Entscheidungsfindung in den vielen möglichen Anwendungsfällen, wie einer Pandemie oder einem Starkregenereignis, bereitzustellen. Dafür werden wir eine Reihe innovativer Methoden einsetzen, auch neue, auf Resilienz ausgerichtete, heuristische Verfahren und maschinelles Lernen auf dezentral organisierten Daten. Diese werden uns dabei helfen, mathematische Modelle zur Messung der Resilienz zu entwickeln. Unser Ziel ist es, Datenraumanwendungen für die zivile Sicherheit aufzubauen, mit denen wir die Resilienz von Kommunen messbar machen, also ihre Widerstandsfähigkeit, ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Erholungs- und Lernfähigkeit nach Krisen. Wenn uns das gelingt, können wir nicht nur den Status quo zur Resilienz einer Kommune bestimmen, sondern auch die Wirkung von Schutzmaßnahmen aufzeigen oder den Einfluss gesellschaftlicher Entwicklungen auf den Verlauf einer Krise prüfen.“

Hintergrund

Das Vorhaben „HERAKLION - Heuristische Resilienzanalysen für Kommunen mittels Datenraumfunktionalitäten“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit 2018-2023“ der Bundesregierung mit 5,6 Millionen Euro gefördert. Das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut, EMI, wird mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik ISST und der Universität Freiburg einen dezentralen Datenraum für die zivile Sicherheit schaffen und geht damit weit über die Möglichkeiten klassischer Datenbank-Lösungen hinaus.

Damit das Potenzial des Datenraums und seine Anwendungsmöglichkeiten für Anwendende erfahrbar und erlebbar werden, planen die Beteiligten auch Test- und Demonstrationsmöglichkeiten. Die enge Zusammenarbeit mit Kommunen und Sicherheitskräften wird ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Projekts. Bereits jetzt stehen dem Projekt mit der Stadt Freiburg, der Freien Universität Berlin oder dem Daten-Kompetenzzentrum für Städte und Regionen DKSR GmbH wichtige assoziierte Partner zur Seite. Das Projekt wird bei der Ausgestaltung des Datenraums von Anfang an alle grundlegenden Anforderungen an Souveränität, Sicherheit und Interoperabilität berücksichtigen.

Weiterführende Informationen

Fachportal Sicherheitsforschung