Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stärkt die Erforschung der Langzeitfolgen von Covid-19. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek stellte am heutigen Donnerstag zehn Forschungsvorhaben vor, für die das BMBF insgesamt 6,5 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Ergänzend zu den bestehenden Aktivitäten zielt die Maßnahme darauf ab, möglichst zeitnah den verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Spätsymptome von Covid-19 zu erschließen, zu bündeln und weiterzuentwickeln.
Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
„Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Die Zahlen und Statistiken, die wir täglich vom Robert-Koch-Institut erhalten, zeigen, dass sich die Krankheit insbesondere in den jüngeren Altersgruppen weiterhin ausbreitet. Besondere Sorge bereiten mir dabei die Spätfolgen einer Erkrankung. Sehr viele COVID-19-Patientinnen und -Patienten leiden auch Wochen oder Monate danach noch an Symptomen – unabhängig von der Schwere des Krankheitsverlaufs. Diese Menschen bestmöglich versorgen zu können, bleibt eine Herausforderung für Ärztinnen und Ärzte und in besonderer Weise auch für die Wissenschaft. Umso dringender brauchen wir fundierte Erkenntnisse, wie den Menschen bestmöglich geholfen werden kann. Ich freue mich deshalb sehr, dass jetzt zehn Forschungsvorhaben an den Start gehen können, die das Thema Long-COVID aus verschiedenen Blickwinkeln untersuchen. Einige dieser Vorhaben analysieren die molekularen Veränderungen, die die beobachteten Symptome verursachen, um Ansatzpunkte für wirkungsvolle Therapien zu finden. In anderen Projekten werden bereits vielversprechende Behandlungsansätze erprobt, wie zum Beispiel medikamentöse Therapien, Ergotherapie oder auch ein individuell zugeschnittenes Bewegungsprogramm. Wieder andere Projekte zielen darauf ab, die spezifischen Versorgungsbedarfe von bestimmten Patientengruppen – sei es bei Kindern und Jugendlichen, im psychosozialen Bereich oder in der Rehabilitation – genauer zu charakterisieren und künftige Angebote so noch besser zuschneiden zu können. Sicher ist: Gesicherte Erkenntnisse zur Häufigkeit, Dauer und Therapie von Long-COVID fehlen derzeit noch. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Gesundheitsforschung in Deutschland in diesem Bereich gezielt unterstützen. Hierzu ist die von meinem Haus auf den Weg gebrachte Fördermaßnahme ein weiterer wesentlicher Baustein. Und eines kann ich versprechen: Wenn nach dem Ende der Projekte weiter geforscht werden muss, wird das BMBF dies im Blick haben.“
Hintergrund:
Noch immer gibt es keine klare allgemeingültige Definition, die Long-COVID bzw. das Post-COVID-Syndrom beschreibt. Schätzungen zufolge treten bei rund 10 Prozent der mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen langfristige Symptome auf, die mehrere Wochen oder Monate andauern können („Long-Covid“ oder „Post-Covid-Syndrom“). Zu den häufigsten Spätsymptomen zählen extreme Erschöpfung (Fatigue), Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Atemnot sowie der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.
Gesicherte Erkenntnisse zu diesen Spätsymptomen zu gewinnen, ist Gegenstand der am 31. Mai veröffentlichten „Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von Covid-19 (Long-Covid)“.
Die Förderrichtlinie richtet sich vorwiegend an interdisziplinäre Forschungsverbünde, die bereits Zugang zu Patientinnen und Patienten, Daten und Proben haben. Von besonderer Bedeutung sind Forschungsprojekte zur ambulanten Versorgung, zur Rehabilitation und Pflege und zur Zusammenarbeit von spezialisierten Long-Covid-Ambulanzen und der hausärztlichen Grundversorgung.
Die jetzt ausgewählten Vorhaben werden für einen Zeitraum von in der Regel bis zu zwei Jahren gefördert. Ursprünglich war eine Fördersumme von 5 Millionen Euro vorgesehen; diese Summe wurde auf 6,5 Millionen Euro erhöht.