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Karliczek: Wir wollen die Flutgebiete dabei unterstützen, den Wiederaufbau zukunftsfähig und klimaangepasst zu gestalten : Datum: Pressemitteilung: 202/2021

BMBF startet Initiative zur wissenschaftlichen Begleitung des Aufbaus in den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz

Die umfangreichen Schäden an Infrastruktur, Gebäuden und Gesundheit stellen die Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die von den Hochwasserereignissen im Juli 2021 besonders betroffen sind, vor große Herausforderungen. Dabei unterstützen wird ein wissenschaftliches Begleitgremium. Für das Gremium und für Forschungsprojekte stellt das BMBF rund fünf Millionen Euro aus Haushaltsmitteln zur Verfügung, damit der Wiederaufbau mit wissenschaftlicher Begleitung optimal und zukunftsweisend gelingt.

Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:

„Wir lassen die betroffenen Regionen beim Wiederaufbau nicht allein. Wir werden dabei helfen, dass die Infrastruktur nach dem Wiederaufbau besser als vorher ist. Der Wiederaufbau bietet die Chance, die Regionen zukunftsfähig und klimaresilient zu gestalten – damit die Menschen dort wieder gut und sicher leben können. Unser Ziel muss sein, dass die Regionen in Zukunft widerstandsfähiger gegenüber Extremwetter und weiteren Folgen des Klimawandels sind. Dafür setzen wir auch auf Forschung und Innovation. In einer einzigartigen Initiative bündeln wir unsere Erfahrungen aus 15 Jahren Forschung und bringen diese beim Wiederaufbau der Hochwassergebiete ein. Dafür haben wir ein wissenschaftliches Begleitgremium aus führenden Expertinnen und Experten eingerichtet, etwa aus der Klima- und Anpassungsforschung sowie der Stadtplanung. Das Gremium wird sehr eng mit den beiden Bundesländern zusammenarbeiten und den betroffenen Kommunen, den Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen in den Hochwassergebieten beratend zur Seite stehen. Mir ist dabei besonders wichtig, dass die zentralen Fragen aus den Regionen aufgenommen werden und Teil des Prozesses werden. Ich setze darauf, dass wir so schnell und wirksam vom Wissen zum Handeln kommen.“

„Angesichts der unvorstellbaren Schäden, die die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und insbesondere im Ahrtal verursacht hat, stehen wir vor der Herausforderung, die Heimat der Menschen sehr schnell und gleichzeitig hochwasserangepasst wiederaufzubauen. Bund und Länder stellen dafür in einem Akt größter Solidarität insgesamt 30 Milliarden Euro zur Verfügung, zudem ist personelle Unterstützung des Bundes zugesagt. Dass nun auch bei der wissenschaftlichen Begleitung des Wiederaufbaus Land und Bund Hand in Hand arbeiten, ist ein sehr gutes Signal für die betroffenen Regionen. Hier wird jede Expertise gebraucht“, so die Wiederaufbaubeauftrage des Landes Rheinland-Pfalz, Staatssekretärin Nicole Steingaß.

Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen: „Noch nie gab es in Nordrhein-Westfalen eine vergleichbare Naturkatastrophe und noch nie gab es einen vergleichbaren Wiederaufbau. In Rekordzeit bieten wir den Betroffenen Hilfe und bauen wieder auf, was uns Hochwasser und Starkregen genommen haben. In Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Begleitung vom Bund sorgen wir nun gemeinsam dafür, dass unsere Städte und Gemeinden vor zukünftigen Extremwetterereignissen besser geschützt sind. Wir wollen mit dem Wiederaufbau zurück in Zukunft. Zielführend wird es beispielsweise sein, dass man direkt verpflichtend den Hochwasserschutz bei Neubauten mitdenkt. Mit der Initiative des Bundes haben wir einen wichtigen Partner, der uns auf diesem Weg begleitet. “

Ursula Heinen-Esser, Umweltministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, betont:

„Oberste Priorität müssen nun der klimafeste Wiederaufbau und eine Zukunftsperspektive haben. Hierzu sind erforderliche Konsequenzen aus der Hochwasser-Katstrophe umfassend zu analysieren - insbesondere auch mit Blick auf zunehmende Wetterextreme im Klimawandel. Fragen des Gewässermanagements und Hochwasserschutzes sind dabei ebenso zu betrachten wie alle Flächennutzungen und Möglichkeiten zur Stärkung der grünen Infrastruktur. Um die Potenziale für den Hochwasserschutz und die Klimaanpassung bestmöglich nutzen zu können, ist die Disziplinen übergreifende Aufarbeitung und Analyse besonders wichtig."

Hintergrund

Diese Initiative des BMBF wird finanziell unabhängig von den Wiederaufbaumitteln, die Bund und Länder bereitstellen, realisiert.

In diesem ad-hoc eingesetzten wissenschaftlichen Begleitgremium arbeiten Forschende unterschiedlicher Einrichtungen und Fachdisziplinen zusammen. Sie vereinen Expertisen aus den Bereichen Stadt- und Raumplanung, Hydrologie sowie Wasserbau und -wirtschaft, Gebäudetechnologie, Natur- und Umweltrisiken sowie aus der Innovations- und Systemforschung. Die Koordination übernehmen der Geograph und Raumplaner Prof. Dr.-Ing. Jörn Birkmann von der Universität Stuttgart sowie ein Experte für Wasserwirtschaft, Prof. Dr.-Ing. Holger Schüttrumpf von der RWTH Aachen.

Darüber hinaus ist die Initiative mit weiteren BMBF Förderprojekten verzahnt, so z. B. mit einem initiierten Projekt der zivilen Sicherheitsforschung, in dem insbesondere Fragen von Risikovorhersagen, Risikokommunikation sowie dem Risiko- und Katastrophenmanagement am Beispiel der Hochwasserereignisse im Juli 2021 bearbeitet werden. Aufbauend auf den gewonnenen Forschungsergebnissen sollen Verbesserungspotenziale für mögliche zukünftige Krisen aufzeigt werden, die perspektivisch durch die relevanten Akteure wie beispielsweise Hilfsorganisationen, Behörden mit Sicherheitsaufgaben, aber auch den Bürgerinnen und Bürgern umgesetzt werden sollen. Eine Übertragbarkeit der Erkenntnisse auch auf andere Regionen sowie auf andere Krisenszenarien ist beabsichtigt.
Weiterhin fördert BMBF im Rahmen der Maßnahme „Stadt-Land-Plus“ das Projekt NEILA, das in der Region Ahrweiler/Bonn/Rhein-Sieg zu nachhaltigem und interkommunalem Landmanagement forscht, sowie weitere Projekte aus den Maßnahmen „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region“ und „RegIKlim“ der BMBF-Strategie ‚Forschung für Nachhaltigkeit‘ (FONA).