Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) baut seine umfangreiche Forschungsförderung aus, mit der Kommunen und Städte widerstandsfähig gegen die Folgen des Klimawandels gemacht werden sollen. Mit RESI-extrem geht in diesen Tagen ein weiteres Umsetzungsprojekt an den Start, das vom BMBF mit insgesamt 1,9 Millionen Euro gefördert wird. Ziel ist es, Stadtplanung und Risikomanagement stärker zu verzahnen.
Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek:
„Leider weisen die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse darauf hin, dass einige Folgen des Klimawandels nicht mehr abwendbar sein werden. Die jüngsten Unwetter in Deutschland haben deutlich vor Augen geführt, dass Wetterextreme eine große Gefährdung darstellen. Die Prognosen der Wissenschaft besagen, dass wir durch den Klimawandel mit einem häufigeren Auftreten von Starkregen und auch anderen extremen Wetterlagen wie Hitze und Sturm rechnen müssen. Jede Kommune muss sich deshalb jetzt Gedanken machen, um sich auch im Lokalen besser auf Extremereignisse vorzubereiten. So müssen Flussläufe beispielsweise wieder in ihr ursprüngliches Bett verlegt und Rückhalteflächen geschaffen werden. Das Bundesforschungsministerium fördert bereits seit vielen Jahren die Forschung zur Anpassung an den Klimawandel und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Die vielfältigen Forschungsprojekte haben bereits zahlreichen Städten und Gemeinden bei der Erarbeitung ihrer Anpassungsstrategien geholfen. Dieses Wissen und die bisherigen Erfahrungen sind nun sehr wertvoll, um Kommunen in ganz Deutschland bei der Stärkung ihrer Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel zu unterstützen. Ein Beispiel hierfür ist das Projekt RESI-extrem. Hier ist die Forschung direkt vor Ort und unterstützt zwei schon in der Vergangenheit von Starkregen betroffene Kommunen dabei, aus den Ereignissen zu lernen und sich für zukünftige Risiken zu wappnen. Dafür ist es wichtig, getrennte Bereiche der Stadtplanung und des Starkregen-Risikomanagements miteinander zu vereinen. Dieser Ansatz ermöglicht es, neben neuen Infrastrukturen auch bestehende Siedlungen klimaresilient umzubauen. Ich bin davon überzeugt, dass die aktuell geförderten Projekte als positives Beispiel im Bereich der Klimaresilienz vorangehen und auch weitere Städte und Kommunen zum Handeln befähigen werden. Deshalb ist mir besonders wichtig, dass alle Ergebnisse aus unseren Projekten wie bei RESI-extrem so aufbereitet werden, dass auch andere Kommunen davon lernen und profitieren können.“
Hintergrund
Im Rahmen der FONA-Strategie „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ fördert das BMBF im zweiten Handlungsfeld „Anpassungsfähigkeit und Risikovorsorge verbessern (Adaptation)“ zahlreiche Maßnahmen und Projekte zu den Ursachen sowie zur Vorsorge für Extremwetter. Ein Beispiel hierfür ist der Förderschwerpunkt „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region“, in dem 15 Verbundprojekte erforschen, wie Städte und Regionen widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen bzw. klimaresilienter gemacht werden können. Mithilfe neu entwickelter Resilienzansätze werden Akteure auf kommunaler Ebene befähigt, sich gegen Extremwetterereignisse zu schützen und durch eine angepasste und nachhaltigere Stadtentwicklung auch die Umwelt- und Lebensqualität in den Kommunen zu erhöhen.
Nach einer Definitionsphase (2017-2018) und nachfolgender Forschungs- und Entwicklungsphase (2018-2021) startet neben RESI-extrem für drei weitere Projekte aus dem Förderschwerpunkt „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region“ jetzt die abschließende Umsetzungs- und Verstetigungsphase. Weitere Projekte folgen im Laufe des Jahres. Für die drei Phasen investiert das BMBF insgesamt rund 42 Millionen Euro.
Nach einer dreijährigen Forschungsphase beginnt nun die reale Umsetzung der erarbeiteten Anpassungsmaßnahmen im Projekt RESI-extrem. In Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg und Olfen in Nordrhein-Westfalen werden zum Beispiel zwei Stadtquartiere mithilfe von Gefahrenkarten für Starkregen und andere Risiken saniert und somit gegen zukünftigen Starkregen widerstandsfähig gemacht. Eine Besonderheit ist hier, dass die Einwohnerinnen und Einwohner selbst die Chance haben, einen aktiven Beitrag zur Krisenfestigkeit ihrer Heimat zu leisten. Ein solcher integrative Ansatz trägt zur Risikoaufklärung der Menschen vor Ort bei, sodass sie sich auch selbst auf den Extremfall vorbereiten können.
Neben dem Projekt RESI-extrem in Olfen und Schwäbisch Gmünd forscht am Standort Bremen auch das Projekt BREsilient zu Starkregen- und Überflutungen. Aufgrund ihrer exponierten Lage ist die Hansestadt stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen und wird insbesondere durch den steigenden Meeresspiegel herausgefordert. Mithilfe der Einführung eines Frühwarnsystems soll hier zukünftig auf kurzfristige Extremwetterereignisse schneller reagiert werden können.
Unter dem Motto „Lebensqualität trotz Sommerhitze“ beschäftigt sich das Projekt HeatResilientCity mit der Frage, wie wirksame, sozial gerechte und nutzerakzeptierte Klimaanpassung in unterschiedlichen Siedlungsstrukturen gelingen kann. So werden beispielsweise in den Kommunalverwaltungen Dresden und Erfurt Gesundheitsnetzwerke sowie Handbücher für lokales Hitzemanagement erstellt und für andere Kommunen aufbereitet.
Um die kommunale Klimaresilienz dauerhaft zu stärken, bedarf es außerdem geeigneter Monitoringsysteme, welche die Wirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen für die Resilienz bewerten. Hier setzt das Projekt MONARES an und entwickelt ein Monitoringsystem, das in den nächsten zwei Jahren für unterschiedlich große Kommunen nutzbar gemacht wird.
Der Förderschwerpunkt „Klimaresilienz durch Handeln in Stadt und Region“ leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS). Die DAS wurde vor über zehn Jahren beschlossen und schafft einen Rahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Deutschland. Ihr Ziel ist es, die Verwundbarkeit natürlicher, sozialer und wirtschaftlicher Systeme gegenüber Klimafolgen zu mindern. Die Forschungsprogramme des BMBF unterstützen die Umsetzung der DAS durch Daten, Informationen, Modelle und Werkzeuge. Sie beziehen die lokalen und regionalen Akteure in die Entwicklung und Umsetzung passgenauer Anpassungsmaßnahmen ein. Denn rechtzeitige, wissenschaftlich fundierte Anpassung an den Klimawandel vermindert bzw. vermeidet gesellschaftliche, wirtschaftliche und gesundheitliche Schäden und fördert die Risikovorsorge und Resilienz.