Beim Supercomputing bündeln die Europäische Union, die Mitgliedstaaten und die Industrie in der Initiative EuroHPC (European High Performance Computing) ihre Kräfte. EuroHPC ist eine Partnerschaft in der Form eines „Gemeinsamen Unternehmens“ nach Artikel 187 der EU-Verträge. Mit bis zu sieben Milliarden Euro soll in den nächsten sieben Jahren das High-Performance Computing (HPC) in Europa gestärkt werden. Hierzu erklärt der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Wolf-Dieter Lukas:
„Die Spitzenforschung in Deutschland und Europa braucht leistungsfähige Rechner, um exzellente Wissenschaft und Innovationen möglich zu machen. Deshalb beteiligt sich Deutschland an EuroHPC. Mit EuroHPC bündelt Europa seine Kräfte, um die technologische Souveränität im Bereich des High-Performance Computings zu sichern.
Viele drängende Forschungsfragen, etwa zum Klimawandel und zur Bewältigung von Pandemien, verlangen nach immer komplexeren und genaueren Modellen, die nur mit den neuesten Technologien berechenbar sind. Die Kombination aus Künstlicher Intelligenz und der Analyse großer Datenmengen stellt hohe Anforderungen an Software und Hardware und neue Generationen von Supercomputern. Diese Supercomputer der nächsten Generation – der sogenannten Exascale-Klasse – ermöglichen vielversprechende neue Anwendungen in Wissenschaft und Industrie. Die Weiterentwicklung des High-Performance Computing ist daher ein wesentlicher Beitrag für den technologischen Fortschritt in Europa und stärkt die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und der EU.
Mit einer Bewerbung auf einen der ersten Exascale-Supercomputer wollen wir weiterhin Vorreiter in Europa sein. Mit unserem Programm „Hoch- und Höchstleistungsrechnen für das digitale Zeitalter“ ist Deutschland für EuroHPC strategisch gut aufgestellt. Aus Deutschland wird sich das Gauss Centre for Supercomputing bewerben. Unser Ziel ist es, dass bis 2024 der erste europäische Supercomputer der Exascale-Klasse in Deutschland in Betrieb genommen werden kann.“
Pressemitteilung des Rats der Europäischen Union zur Verabschiedung der Verordnung zur Gründung des Gemeinsamen Unternehmens für europäisches Hochleistungsrechnen (EuroHPC):
https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2021/07/13/european-high-performance-computing-joint-undertaking-council-adopts-regulation/
Hintergrund:
Das EuroHPC ist eine europäische Partnerschaft zwischen der Europäischen Union, teilnehmenden Staaten und Industrieverbänden in der Form eines „Gemeinsamen Unternehmens“ nach Artikel 187 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV). Mit einem gemeinsamen Budget von bis zu sieben Milliarden Euro soll Europa eine weltweite Führungsrolle im Bereich des High-Performance Computings einnehmen. Dabei stellt die EU bis zu drei Milliarden Euro aus dem Unionshaushalt zur Verfügung, die teilnehmenden Staaten (EU-Mitgliedstaaten und assoziierte Staaten) sollen denselben Betrag aufbringen, während die teilnehmenden Unternehmen bis zu 900 Millionen Euro beitragen. Aus den Geldern werden unter anderem mehrere Supercomputer der nächsten Generation (sog. Exascale-Klasse) beschafft, die nötigen Technologien und Anwendungen entwickelt und Aus- und Weiterbildung im Supercomputing gefördert.
Die Standorte der zu beschaffenden Supercomputer werden im Wettbewerb vergeben. Aus Deutschland wird sich das Gauss Centre for Supercomputing (GCS) um den ersten Exascale-Rechner bewerben. Das europäische Bewerbungsverfahren soll noch in diesem Jahr beginnen. Die Inbetriebnahme des Rechners ist bis 2024 geplant. Das GCS betreibt die leistungsstärksten drei Supercomputer für wissenschaftliche Zwecke in Deutschland.
Forscherinnen und Forscher aus Wissenschaft und Wirtschaft können sich voraussichtlich ab Ende 2021 auf Basis wettbewerblicher Ausschreibungen um Fördermittel aus EuroHPC bewerben.
In Deutschland stehen im Rahmen des Bundesprogramms „Hoch- und Höchstleistungsrechnen für das digitale Zeitalter – Forschung und Investitionen zum High-Performance-Computing“ bis 2024 über 300 Millionen Euro sowie zusätzliche Mittel, die die Bundesregierung bereits im Zukunfts- und Konjunkturpaket vorgesehen hat, zur Verfügung. Diese Mittel sollen unter anderem für den Ausbau der Supercomputer in Deutschland auf die nächste Leistungsstufe, die sogenannte Exascale-Klasse, genutzt werden. Zu den Mitteln des Bundes kommen erhebliche Kofinanzierungen durch die Länder sowie die Europäische Union im Rahmen der europäischen Partnerschaft EuroHPC hinzu.
Das Programm zum High-Performance Computing ist Teil der Datenstrategie der Bundesregierung. Es trägt dazu bei, Dateninfrastrukturen in Deutschland leistungsfähig und nachhaltig zu gestalten. Viele Fragestellungen aus Wirtschaft und Wissenschaft werden mit dem Einsatz massiver Rechenleistung beantwortet. Komplexe Systeme werden am Rechner simuliert - das Klima, menschliche Organe, pharmazeutische Wirkstoffe, Strömungen von Gasen und Flüssigkeiten oder Prozesse in fernen Galaxien. Anwendungen der Künstlichen Intelligenz, des maschinellen Lernens und der Datenanalyse erschließen neue Forschungs- und Anwendungsgebiete. Auch hier ist hohe Rechenleistung und intelligente Software nötig. Das Programm soll wissenschaftliche Exzellenz und Wertschöpfungspotenziale der Wirtschaft in Deutschland und Europa durch den Ausbau von Rechenkapazitäten, Vernetzung und neue Technologien fördern. Das Programm umfasst Investitionen in die Rechnerinfrastruktur in Deutschland.
Das Gauss Center for Supercomputing (GCS) gewährleistet die Verfügbarkeit von Höchstleistungsrechnen auf weltweit wettbewerbsfähigem Niveau. Das GCS umfasst drei Rechenzentren der Spitzenklasse an den Standorten Jülich, Stuttgart und München. Zusammen mit den Sitzländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern investiert das BMBF regelmäßig in diese Standorte. Aktuelle Herausforderung ist der Technologiesprung auf sogenannte Exascale-Rechner.
Weitere Informationen
https://www.bmbf.de/de/supercomputing-852.html