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Wie Farbe die Welt veränderte : Datum: , Thema: Forschung

Die Entwicklung künstlicher Farben in Deutschland untersuchen Forscher in einem Verbundprojekt. Es heißt: „Weltbunt – Bedeutung historischer Farbstoffsammlungen für die Entwicklung der Textil- und Chemischen Industrie und der Alltagskultur“.

Farbmuster in der Farbstoffsammlung im TextilTechnikum, Mönchengladbach
Farbmuster in der Farbstoffsammlung im TextilTechnikum, Mönchengladbach © Juergen SchramSchram@HSNR.de

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es, Farben auf Teerbasis synthetisch herzustellen. Damit steigerten sich die Umsätze der Textilindustrie enorm. Nicht nur an der Entwicklung der Farben, auch an ihrer Fixierung auf den Stoffen forschten Chemiker damals im Austausch mit der Textilindustrie sehr intensiv. Sie erstellten dazu Farbproben und Farbmuster.

Historische Farbstoffsammlungen

Zehntausend vorwiegend synthetische Farben lagern heute, 150 Jahre später, in der historischen Farbstoffsammlung der Hochschule Niederrhein, der weltweit größten ihrer Art. Dazu kommen diverse Farbmusterbücher der chemischen Industrie. Sie alle sind bislang nicht wissenschaftlich erschlossen. Auch die TH Köln verfügt über einen umfassenden Bestand von Farbreferenzen. Hinzu kommt die Farbstoffsammlung der TU Dresden.

Chemische Veränderungen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Verbundprojekts „Weltbunt“ untersuchen sie nun erstmals. Sie fragen nach den Wechselwirkungen zwischen chemischer Innovation, wirtschaftlicher Umsetzung in der Industrie und den Wandel in Mode und Alltag der Gesellschaft an. Zum Beispiel geht es darum, welche chemischen Veränderungen und Zersetzungsprozesse die Farbstoffe in Folge der fast 150jährigen Lagerung erfuhren. Zudem werden Korrelationen zwischen historischem Farbstoff in Substanz, den Farbstoffen in Farbmusterbüchern und den angefertigten Textilien untersucht.

Wichtig ist neben der modernen Analytik - zum Beispiel kommt die chemische analytische spektroskopische Charakterisierung zum Einsatz - auch die Einbettung in wirtschaftshistorische, gesamtgesellschaftliche und modegeschichtlichen Zusammenhänge.

Ergebnisse werden in einer Datenbank zusammengefasst

Die Farbstoffe aus der umfangreichen Sammlung an der Hochschule Niederrhein werden nun im Vergleich zu Musterbüchern am CICS (Cologne Institute of Conservation Sciences) an der TH Köln, an der Hochschule Niederrhein und am Deutschen Textilmuseum untersucht. Die Ergebnisse des Projekts werden in einer Datenbank zusammengefasst und allgemein zugänglich sein.

Box: zitat

„Mit den neuen Möglichkeiten der Färbung und Musterung von Textilien eroberte die Gesellschaft endlich das erschwingliche "Bunte" – in textiler Mode, aber auch in fast allen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Die chemische Forschung und die chemische Industrie erlebten dadurch einen ungeahnten Wirtschaftsaufschwung. Zahlreiche Fabriken wurden gegründet, um den stetig wachsenden Bedarf nach Farbstoffen, aber auch an Ausgangsstoffen, Säuren und Lösemitteln, zu befriedigen. Die wirtschaftlichen Erfolge machen die ehemaligen Farbstoff-Produzenten, insbesondere in Deutschland, für lange Zeit zu den einflussreichsten Industriekonzernen weltweit.“

Projektleiter Jürgen Schram

Europäisches Kulturerbejahr

Das Jahr 2018 ist Europäisches Kulturerbejahr. Es soll das Bewusstsein für das reichhaltige kulturelle Erbe in Europa stärken und die Bereitschaft der Menschen fördern, zu seiner Bewahrung beizutragen. So rückt das Gemeinsame und Verbindende der europäischen Kultur und Geschichte in den Vordergrund – Grundlage des friedlichen Zusammenlebens in Europa. Mit verschiedenen Maßnahmen stärkt das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Sicherung und Erforschung des kulturellen Erbes, zum Beispiel mit den Förderlinien „Die Sprache der Objekte“ und „Allianz für universitäre Sammlungen“.