Vom Kohlenkahn zum KI-Schiff : Datum: , Thema: Forschung
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat die MS Wissenschaft mit einer Ausstellung zur Künstlichen Intelligenz auf die Reise geschickt. Gäste sollen selbst erleben, was KI leisten kann – und welche Probleme noch gelöst werden müssen.
A oder B? Anja Karliczek hat die Wahl. Sie steht vor einem großen Display, auf dem ihr Fragen zur Künstlichen Intelligenz gestellt werden. Die Bundesforschungsministerin soll die richtige Antwort finden und dann, wie in der berühmten Spielshow „1,2 oder 3“, auf Felder hüpfen, um die Antwort einzuloggen. „Was sind künstliche neuronale Netze?“, lautet die erste Frage. Die Ministerin entscheidet sich für B (sinngemäß: vom Menschen abgeschaute Methoden und Verknüpfungen) – und das ist richtig.
Das Spiel macht der Ministerin sichtlich Spaß. Nur leider ist sie nicht zum Spielen gekommen. Sie besucht an diesem Tag die Ausstellung zur Künstlichen Intelligenz (KI) auf der MS Wissenschaft, die in diesen Tagen von Berlin aus wieder auf große Deutschlandtour geht. Noch liegt das Schiff, das früher Kohlen und Container durch ganz Europa schipperte, sicher vertäut an einem Berliner Kanal. Am Montag (20.5.) geht es weiter nach Potsdam.
Herausforderungen im Auge behalten
KI, das ist eines der Themen, die der Ministerin ganz besonders am Herzen liegen. Nicht umsonst hat Karliczek auch das Wissenschaftsjahr 2019 ganz den Technologien der Zukunft gewidmet. „KI ist in aller Munde, es werden weltweit Milliarden investiert“, sagte die Ministerin zum offiziellen Auftakt der Ausstellung. „Aber die Menschen fragen auch: Wo führt das hin? Für die Bundesregierung steht fest: Es liegt in unseren Händen“, so Karliczek. Die Möglichkeiten zur Wertschöpfung müssten genutzt werden, ohne dabei die Herausforderungen aus den Augen zu verlieren.
Wie dies gelingen kann, zeigt die Ausstellung auf der MS Wissenschaft auf beeindruckende Weise. Anhand von insgesamt 34 Exponaten wird den Gästen die Welt der KI nahegebracht. Der Eintritt ist frei.
Karliczek lässt sich viele der Exponate vorführen, testet selbst. Da ist zum Beispiel die Roboterhand, die nicht mehr wie bisher üblich aus vielen kleinen Gelenken besteht, die alle einzeln angesteuert werden müssen. Vielmehr hat die Hand fünf gummiartige Schläuche, die mit Pressluft gefüllt werden. Das hat den Vorteil, dass sich die Hand besser an Gegenstände anschmiegen kann. Außerdem ist die Ansteuerung viel leichter zu programmieren. „Wissenschaft und Forschung in KI sind der Garant für die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre. KI kann uns unseren Alltag erleichtern“, sagt Karliczek.
Zum Beispiel im Auto. Autonomes Fahren ist längst technisch umsetzbar. Aber sind wir Menschen überhaupt schon dazu bereit, das Steuer einfach abzugeben und einer Maschine zu überlassen? Genau das kann jeder Gast in einem speziellen Fahrsimulator testen. Konkret geht es darum, wie sich das Empfinden gegenüber dem autonomen Fahren ändert, wenn der Computer erklärt, was er gerade macht. Und vor allen Dingen: warum. Die Besucherinnen und Besucher werden so gleichzeitig Teil eines großen Forschungsprojekts: Sie werden vorher und nachher zu ihrem Empfinden gegenüber autonomem Fahren befragt.
Mehr Professuren sind geplant
Auch das ist Karliczek immer besonders wichtig, wenn es um KI geht: den Mensch mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen, nicht die neue Technik. Nur wenn die Technik dem Menschen dient, ist sie auch gut – das ist ihr Credo.
Die MS Wissenschaft wird in den kommenden Monaten in insgesamt 27 Städten Station machen, darunter Bremen, Köln, Bonn, Mannheim und Frankfurt a.M. An Bord werden die Gäste auch mit provokanten Fragen konfrontiert. Kann KI moralisch handeln? Welchen IQ hat KI? Und gibt es Grenzen, die wir technisch zwar überschreiten könnten – es aber vielleicht lieber doch lassen? Das sind nur einige davon. Sie regen zum Nachdenken an, und wenn am Ende jeder für sich selbst beantworten kann, was KI ist und was sie leisten kann, hat die Ausstellung ihr Ziel erreicht.
Die Ministerin jedenfalls betont, dass noch viel mehr getan werden muss. „Wir brauchen mehr Professuren, mehr Lehre, mehr Transfer“, sagt sie. Die Leuchttürme, die in der deutschen KI-Entwicklung zweifelsfrei bereits existieren, sollten ihr Licht in aller Welt zum Leuchten bringen. Den Anfang macht die MS Wissenschaft.