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Textiler lernen digital : Datum: , Thema: Bildung

"Learn Textile!" ist eine digitale Lernplattform, mit der die Beschäftigen der Textilwirtschaft mit neuen Materialien und Techniken umzugehen lernen. Unterstützt wird dieses Projekt der beruflichen Weiterbildung vom Bundesforschungsministerium.

Formel 1
Stoff der Zukunft: Die textilen Verbundflächen aus Carbonfaser-Garnen in einem Rennwagen bestehen in ihrem Inneren fast ausschließlich aus Kohlenstoff und sind darum sehr leicht. © Thinkstock/Sergiy Serdyuk

Atmungsaktive Jacken, bügelfreie Hemden oder wasserdichtes Schuhwerk sind die Produkte, die den meisten Menschen aus ihrem Alltag bekannt sind und daher am ehesten mit der Textilbranche in Verbindung gebracht werden. Doch das ist erst der Anfang. Zunehmend im Trend liegen sogenannte E-Textilien, die mit elektrisch leitenden Fasern durchwebt sind oder sogar aufgedruckte Elektronik enthalten. So können sie zum Beispiel als T-Shirt in der gesundheitlichen Vorsorge einen unbequemen Gurt für ein Langzeit-EKG ersetzen. Oder sie messen automatisch den Pulsschlag und helfen so dabei, die eigene sportliche Leistung zu optimieren. Stoffe werden also „intelligenter“.

Bedarf an Fachkräften steigt

Solche Funktions- und smarten Textilien weisen den Weg zu den noch weniger bekannten Einsatzgebieten von Textilien. Zum Beispiel von High-Tech-Fasern in der Luft- und Raumfahrt, der Bauindustrie, der Medizintechnik oder dem Automobilbau. Damit gehört die Textilwirtschaft zu den Branchen, in denen die Anforderungen an modernste Technologien und die Internationalisierung der Produktion weit fortgeschritten sind. Der Bedarf an Fachkräften mit Kenntnissen im Umgang mit den neuen Hochleistungsfasern und dem Prozess ihrer Herstellung steigt immens.

Was haben Einlegesohlen, Formel-1-Rennwagen und Brücken gemeinsam?

Die Antwort lautet: Carbon, also Kohlenstoff. Als extrem leichte und dünne Einlage in einem Schuh ist eine Carbon-Sohle ein flexibel einsetzbares Hilfsmittel im Laufsport und in der Orthopädie. Die textilen Verbundflächen aus Carbonfaser-Garnen in einem Rennwagen bestehen in ihrem Inneren ebenfalls aus nahezu reinem Kohlenstoff und sind dadurch sehr leicht. Und wird zur Verstärkung von Beton statt Stahl ein Textilgelege aus Carbon eingebracht, entsteht ein neuer Baustoff – der sogenannte Textilbeton, der enormen Druckkräften standhält.

Wie kann man erreichen, dass die Beschäftigten in den Betrieben der Textilwirtschaft mit dieser rasanten technischen Entwicklung in ihrem Arbeitsfeld Schritt halten können?

Lernen ortsunabhängig

In Deutschland ist die Textilwirtschaft heterogen und mittelständisch geprägt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den kleinen und mittleren Unternehmen nur schwer abkömmlich. Eine mehrtägige Weiterbildung außerhalb der Betriebe ist kaum durchführbar. Die Lösung liegt daher in ortsunabhängigen, digital gestützten Lernangeboten. Diese können die bestehenden Präsenzangebote komplett ersetzen oder bereichern – und noch dazu das notwendige Wissen stets aktuell und über verschiedene Sinneskanäle anbieten.

Mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums

Im Projekt "Learn Textile!" wird mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung  eine digitale Lernplattform entwickelt, die sich an die ganze Textilbranche richtet und sogar für Beschäftigte angrenzender Branchen geeignet ist.

Zunächst werden die Grundlagen zu den Eigenschaften und der Herstellung textiler Fasern vermittelt. Hierzu gehören beispielsweise Hochleistungsfasern aus Glas, Keramik, Aramid oder hochfestem Polyethylen. Chemisch-physikalische Reaktionen werden anschaulich dargestellt. Neben erklärenden Texten und Schaubildern nutzen die Macher von "Learn Textile!" die Potenziale digitaler Medien: Videos und Animationen zeigen den Herstellungsprozess gleich in Aktion.

Warum ist die Kohlenstofffaser schwarz? Das Online-Lernmodul „Herstellung von Kohlenstofffasern“ erklärt anschaulich den Prozess des Oxidierens.
Warum ist die Kohlenstofffaser schwarz? Das Online-Lernmodul „Herstellung von Kohlenstofffasern“ erklärt anschaulich den Prozess des Oxidierens. © Learn Textile

Prüfung und Zertifikat

In den weiteren Lerneinheiten ist je nach Tätigkeitsschwerpunkt eine Spezialisierung anhand der Kursmodule „Hochleistungsfasern und ihre Einsatzfelder“ oder „Virtuelle Produktentwicklung und neue Verfahren in der Bekleidungsindustrie“ möglich. Hier werden Grundkenntnisse der Schnittentwicklung vermittelt oder die Einsatzmöglichkeiten des sogenannten Scan-Avatars als virtuelle Repräsentation des Menschen dargestellt. Dabei liefern digitale Medien die Plandaten für den Zuschnitt, den Aufbau von Geweben und Gestricken oder vereinfachen das Color-Management.

"Learn Textile!" gefördert vom Bundesministerium

Das Verbund-Projekt „Learn Textile!“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm „Digitale Medien in der beruflichen Bildung - DIMEBB“ mit 700.000 Euro über einen Zeitraum von 30 Monaten gefördert.

Das Gelernte wird schließlich durch kleine Prüfungsaufgaben vertieft. So kommt ein Quiz zur Selbsteinschätzung des Lernfortschritts zum Einsatz. Außerdem werden Online-Prüfungen angeboten - mit anschließendem Zertifikat für erfolgreiche Teilnehmer.

Mit Hochschulen und Industrie

Für "Learn Textile!" werden neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Hochschulen eingebunden,  auch Vertreter der Industrie werden beteiligt.  Auch die Verzahnung der Lernplattform mit den bestehenden Präsenzangeboten des Bildungsträgers "Gatex" als dem Aus- und Weiterbildungszentrum der Textilindustrie ist bereits in Planung.

Weiterbildung am Arbeitsplatz mit Tablets im Textil-Labor
Mobile Endgeräte erlauben das Weiterbilden direkt am Arbeitsplatz, wie hier in einemTextillabor. © Learn Textile