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Prostatakrebs besser heilen : Datum: , Thema: Forschung

Krebszellen sind nicht leicht zu besiegen: Sogar nach einer Bestrahlung können sie sich selbst reparieren. Doch Forschende konnten jetzt zeigen, dass sich das Werkzeug dafür blockieren lässt – eine Verbesserung für den effektiven Strahlenbeschuss.

Untersuchung
Mittels Bestrahlung zerstören die Forschenden die Krebszellen, während maßgeschneiderte Medikamente unerwünschte Zellreparaturen verhindern. © Adobe Stock / auremar

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern – und die zweithäufigste Krebstodesursache. Wird der Krebs rechtzeitig erkannt, sind die Chancen auf Heilung gut: Je nachdem in welchem Stadium sich der Tumor befindet, kann das bösartige Gewebe herausgeschnitten oder bestrahlt werden. Doch dabei stehen Ärztinnen und Ärzte vor einer Herausforderung: Die Prostata wird von empfindlichem Normalgewebe wie der Blase, dem Harnleiter oder dem Darm umgeben. Wird dieses Gewebe in Mitleidenschaft gezogen, kann es zu Inkontinenz, Erektionsstörungen oder Verdauungsbeschwerden kommen. Ziel jeder Therapie ist es daher, die Tumorzellen zu töten und gleichzeitig das umliegende Gewebe zu schonen. Wie das geht, konnten jetzt Forschende eines Verbundes zeigen, der vom Bundesforschungsministerium gefördert wird.

Nationale Dekade gegen Krebs

Starke Krebsforschung, schneller Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis, verbesserte Prävention und Früherkennung: Mit der Nationalen Dekade gegen Krebs bündelt das Bundesforschungsministerium Kräfte im Kampf gegen Tumorerkrankungen.

Zellreparatur behindert Therapie

Die Arbeitsgruppe von Wael Mansour, Strahlenbiologe am Universitätsklinikum Hamburg, hat dafür im Labor über 100 Tumorproben analysiert und bestrahlt. Ihr Interesse galt dabei den Reparaturmechanismen in den Tumorzellen. Denn diese behindern mitunter den Erfolg einer Strahlentherapie: „Durch die Bestrahlung kommt es zu Doppelstrangbrüchen in der DNA – also starken Schäden in den Erbinformationen der Zellen“, erklärt Claudia Rübe, Radioonkologin am Universitätsklinikum des Saarlandes und Leiterin der Forschungsverbundes. So lassen sich die Tumorzellen töten. Doch diese geben sich nicht kampflos geschlagen: Denn ebenso wie gesunde Zellen können sie sich selbst reparieren.

Forschende schalten unerwünschte Reparaturen aus

Genau hier setzten die Forschenden an: „Wir konnten mit eingefärbten Biomarkern die Reparaturmechanismen und -wege sichtbar machen“, erklärt Claudia Rübe. Solche Marker können zum Beispiel Proteine sein, die für die Reparatur wichtig sind. Mit diesem Wissen haben die Forschenden einen entscheidenden Vorteil: „Wir können Schwachstellen im Reparaturprozess suchen, dann gezielt angreifen und so unerwünschte Reparaturen zum Erliegen bringen“, sagt die Expertin. Als besonders effektiv erwies sich dabei eine Kombination aus Bestrahlung und maßgeschneiderten Medikamenten. Soll heißen: Die Bestrahlung zerstört die bösartigen Zellen – und die Medikamente versperren den Weg zum Werkzeugkoffer.

Bei welchen Prostatatumoren diese Therapieform besonders wirksam ist, konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenso in ihren Experimenten zeigen. Denn im Labor nahmen sie die Zellen zugleich unter Beschuss. So konnten sie herausfinden, womit die Strahlentherapie kombiniert werden muss, damit ihre Wirkung allein im Tumor und nicht im anliegenden Normalgewebe verstärkt wird. Dies könnte die Heilungsaussichten deutlich verbessern.

BMBF-Forschungsverbund entwickelt neue Möglichkeiten für eine gezielte Strahlentherapie bei Tumorerkrankungen

Am Strahlenforschungsverbundprojekt „DNA-Reparaturfoci als Marker der individuellen Strahlenempfindlichkeit“ beteiligten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätskliniken Saarland (UKS) und Hamburg (UKE), des Nationalen Zentrums für Strahlenforschung Dresden (OncoRay), des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) sowie die Medizinfirmen MEDIPAN und ZEISS. Das Bundesforschungsministerium unterstützt die Forschenden mit etwa 4,1 Millionen Euro. Der Anwendungsbereich der Forschungsergebnisse ist immens: Er reicht von der Entwicklung neuer hoch-effektiver Tumortherapien, der Vorhersage von Tumorerkrankungen, bis zur Abschätzung der biologischen Folgen kleinster Strahlendosen, beispielsweise bei einer chronischen Strahlenbelastung ehemaliger Uran-Bergarbeiter.

Mehr zur Projektförderung

Der Kompetenzverbund Strahlenforschung (KVSF) wurde im Jahr 2007 durch die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) sowie Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) initiiert. Neben seiner beratenden Funktion für die Ministerien ist es eine zentrale Aufgabe des Kompetenzverbundes, die Ausbildung von wissenschaftlichen Nachwuchskräften sicherzustellen und weiter voranzubringen und damit einen entscheidenden Beitrag zum Kompetenzerhalt in der Strahlenforschung in Deutschland zu leisten. Mehr zum Kompetenzverbund lesen Sie hier.