POLARSTERN ist aus der Arktis zurück : Datum: , Thema: MOSAiC-Expedition
Ein vergleichbares Vorhaben wie die MOSAiC-Expedition hat es noch nie gegeben: Erstmals ist ein moderner Forschungseisbrecher im Winter in die Nähe des Nordpols vorgedrungen. Nun ist die POLARSTERN nach Bremerhaven zurückgekehrt – nach 389 Tagen.
Die MOSAiC-Expedition mit der POLARSTERN war eine Mission der Extreme: Über ein Jahr verbrachten Forschende aus aller Welt im ewigen Eis – bei Temperaturen von bis zu minus 45 Grad Celsius und 150 Tagen Dunkelheit in der Polarnacht. Bis zu 1000 Kilometer trennten sie vom Festland; und zeitweise weniger als 200 Kilometer vom geografischen Nordpol. Sie haben Messungen in bis zu 35.000 Meter Höhe vorgenommen und Messgeräte bis zu 4000 Meter Richtung Meeresgrund geschickt. Mit den so gewonnenen Daten wollen die Forschenden den Klimawandel besser verstehen – und die Klima- und Ökosystemforschung auf ein neues Niveau heben. Geleitet wurde die Mission vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).
Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Expedition gibt es hier.
Warum hat das BMBF die Mission gefördert?
Weil wir überzeugt sind, dass bei dieser Expedition wichtige Daten für die Vorhersagen der Klimaveränderungen der nächsten Jahre entstanden sind. Nur, wenn wir wissen, wie sich das Klima in der Arktis entwickelt, sind wir in der Lage, auch bei uns in Deutschland Vorsorge gegen Klimaveränderungen zu treffen und effektiv dem Klimawandel entgegenzuwirken. Mit der Übernahme von weit mehr als der Hälfte der Kosten der Expedition hat Deutschland hier eine Führungsrolle eingenommen. So reiht sich MOSAiC auch ein in die langjährige deutsche Förderung der Erforschung der Arktis und des Klimawandels. Wir wollen den kommenden Generationen die Welt bewahren, wie wir sie heute kennen. Darum handeln wir – national und international. Auch dafür steht die MOSAiC-Mission.
Wie war der Zeitplan der Mission?
Nach dem Auslaufen aus Tromsø in Norwegen am 20. September 2019 ist die POLARSTERN zunächst gemeinsam mit der Akademik Fedorov in Richtung Nordpolarmeer gefahren. Als sie eine Position um ca. 130 Grad Ost, 85 Grad Nord erreicht hatte, wurde eine passende Eisscholle mit Mindestens 1,5 Kilometer Durchmesser gesucht. Dort hat sich die Polarstern im Eis einfrieren lassen. Die Fedorov umrundete die Scholle und brachte ein verteiltes Forschungsnetzwerk aus. Dann begann die einjährige Drift mit dem Eis.
Wer war alles an Bord?
Insgesamt 442 wissenschaftliche Fahrtteilnehmende, POLARSTERN-Crewmitglieder, Nachwuchsforschende, Lehrkräfte und Medienschaffende waren während der fünf Expeditionsabschnitte dabei. Sieben Schiffe, mehrere Flugzeuge sowie mehr als 80 Institutionen aus 20 Ländern beteiligen sich. Die wissenschaftlichen Teilnehmenden der Expedition hatten 37 unterschiedliche Nationalitäten.
War die Crew komplett auf sich alleine gestellt?
Nein. Es waren noch weitere Eisbrecher im Einsatz, um für die Versorgung zum Schiff vorzudringen. Auf diesem Weg wurden dann auch die Crews ausgetauscht. Zudem wurde für Versorgungsflüge und zwei Forschungsflugzeuge eigens eine Landebahn eingerichtet. Darüber hinaus waren noch Helikopter, Raupenfahrzeuge und Schneemobile im Einsatz.
Warum wurde ein so großer Aufwand betrieben?
Die aufwändige Polarmission war nötig, um in der im Winter nahezu unerreichbaren Region dringend benötigte Daten für die Klimaforschung zu erheben. Diese werden neue Einblicke in die Austauschprozesse zwischen Atmosphäre, Eis, Ozean und Ökosystem erlauben. Der Einfluss der arktischen Regionen auf unser Klima ist gewaltig und derzeit unzureichend verstanden. Gängige Klimamodelle bilden die Arktis derzeit nur unzureichend ab. Klar ist bisher nur: Die Arktis ist wie ein Frühwarnsystem für den Rest der Welt. Alle Entwicklungen des Klimawandels passieren hier früher – und viel schneller.
Warum ist die Arktis so wichtig?
In der Arktis finden die Forschenden einmalige Konditionen vor: Das dunkle Wasser nimmt mehr Energie auf als Eis, welches die Sonnenstrahlung reflektiert, und durch das dünnere Eis gelangt mehr Wärme aus dem relativ warmen Ozean an die Oberfläche und in die Atmosphäre. So verstärken Rückkopplungseffekte die Erwärmung der Arktis erheblich. Es gibt mangels Daten noch große Wissenslücken über die einzelnen Vorgänge, die sich in der Atmosphäre, im Meereis, im Ozean und im Ökosystem abspielen, sowie deren Wechselwirkungen untereinander. So kommt es, dass die Dramatik der Erwärmung in der Arktis in den heutigen Klimamodellen nicht in vollem Umfang wiedergegeben wird. Die Konsequenz: Die Unsicherheiten der Klimaprognosen für die Arktis sind enorm. Daher ist es wichtig, vor allem im Winter die Prozesse im Klimageschehen umfassend zu studieren.
Wie ist die Situation in der Arktis aktuell?
Die nördlichen Hemisphären sind im Sommer 2018 wiederholt von Rekordtemperaturen heimgesucht worden, eine Folge der insgesamt steigenden globalen Temperaturen. So warm wie im Jahr 2018 war es in der Arktis im Winter noch nie: Die Temperaturen lagen im Durchschnitt 4,9 Grad über dem Normalwert. Der vergangene meteorologische Winter war somit der wärmste, der in der Arktis je verzeichnet wurde. Die Eisfläche im Polarmeer schrumpfte auf einen Rekordwert.
Wird nur auf dem Schiff geforscht?
Nein. Die Forschenden waren in einem Umkreis von 50 Kilometer um das Schiff herum aktiv. Sie haben Messungen in bis zu 35.000 Meter Höhe vorgenommen und Messgeräte bis zu 4000 Meter Richtung Meeresgrund geschickt.
Welche Bedingungen warteten auf die Forschenden?
Es war auf jeden Fall eine Reise der Extreme: Ab dem 20. Oktober war es rund um die Uhr dunkel. Die Polarnacht dauert etwa 150 Tage – eine enorme Belastung für die Psyche. Hinzu kam das arktische Wetter mit Temperaturen von bis zu minus 45 Grad.