Klimawandel bedroht Ökosysteme in den Ozeanen : Datum: , Thema: neuer ipcc-sonderbericht
Ozeane bedecken mehr als 70 Prozent der Oberfläche unseres Planeten und sind die wichtigste regulierende Kraft unseres Klimasystems. Doch durch den Klimawandel sind sie stark bedroht, wie der kommende Sonderbericht des Weltklimarates zeigt.
Der Weltklimarat IPCC stellt am 25. September 2019 in Monaco den Sonderbericht über den Ozean und die Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima (SROCC) vor. Der Bericht enthält neueste Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen des Klimawandels auf Ozeane sowie Schnee- und Eisgebiete der Erde, und zeigt Handlungsoptionen zum Umgang mit den erwarteten Änderungen.
Damit beispielsweise Politikerinnen und Politiker diese Risiken besser einordnen und die Weichen für den Klimaschutz stellen können, fasst der Weltklimarat (IPCC) den wissenschaftlichen Kenntnisstand über Klimawandel, Ozeane und die Schnee- und Eisgebiete in Gebirgen und den Polarregionen in einem Sonderbericht zusammen.
Ozeane bedecken mehr als 70 Prozent der Oberfläche unseres Planeten und sind die wichtigste regulierende Kraft unseres Klimasystems. Die riesigen Wasserkörper speichern und transportieren Wärme und beeinflussen so unser Wetter und das Klima. Sie nehmen den Großteil der vom Menschen verursachten Erwärmung des Erdsystems und rund ein Drittel der weltweiten vom Menschen verursachten CO2 Emissionen auf. Gleichzeitig reagieren sie auf Veränderungen des Klimas. Die resultierende Versauerung und steigenden Temperaturen der Meere bedrohen zahlreiche Meeresorganismen und führen zu Verschiebungen und im schlimmsten Fall zum Verlust von Lebensräumen. Der Meeresspiegelanstieg, die Häufung und Verstärkung von Extremereignissen wie Überschwemmungen und Flutkatastrophen sind weitere Folgen des Klimawandels. Mit voranschreitender Erwärmung sind zunehmend gravierendere Folgen zu erwarten.
Die Eisfläche, die sogenannte Kryosphäre bestehend aus Polarregionen mit ihren Permafrostgebieten und Schnee- und Eisgebieten in Gebirgen, nimmt eine zentrale Rolle im Energiehaushalt der Erde ein. Denn Eisschilde und Gletscher kontrollieren zu einem großen Teil den globalen Meeresspiegel und beeinflussen die Zirkulation des Ozeans. Zudem verfügt die Kryosphäre über äußerst empfindliche Ökosysteme und bietet gleichzeitig wichtige Trinkwasserspeicher in vielen Regionen dieser Erde. Voranschreitender Klimawandel bedroht auch hier die Heimat und Lebensgrundlage insbesondere indigener Völker, Pflanzen- und Tierwelt. Gleichzeitig beschleunigt das Abschmelzen der Eismassen auf dem Festland wie Grönland und der Antarktis den Meeresspiegelanstieg.
Folgen des Klimawandels sind bereits deutlich und nachweisbar
Der Klimawandel zeigt sich insbesondere an der globalen Erwärmung, am Meeresspiegelanstieg und an der Ozeanversauerung. Die negativen Auswirkungen sind bereits heute nachweisbar, zum Beispiel für marine Ökosysteme wie Korallenriffe, für die Fischerei, die Stabilität von Permafrost oder durch das Abschmelzen der Gletscher.
Diesen Entwicklungen müssen wir durch umfangreiche Maßnahmen zum Klimaschutz wirksam begegnen und uns gleichzeitig an die nicht mehr vermeidbaren Folgen des Klimawandels anpassen. Dazu müssen wir die erforderlichen Maßnahmen zum Klimaschutz angehen und insgesamt auf eine klimafreundliche Lebens- und Wirtschaftsweise umsteuern. Um dies zu erreichen, kommt der Wissenschaft eine maßgebende Rolle zu.
Was tut das Bundesforschungsministerium?
Das BMBF lässt durch die Förderung von Forschungsprojekten den Klimawandel und seine Folgen für Mensch und Umwelt eingehend untersuchen und investiert jedes Jahr über 300 Millionen Euro in die Klimaforschung um Wissen für die Frühwarnung sowie Innovationen für die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen zu erhalten. Dadurch entsteht neues Wissen zum Umgang mit dem Klimawandel und zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Wichtige Informationen darüber, wie sich die Ozeane durch den Klimawandel verändern, und welche Auswirkungen dies für die Aufnahme von CO2, die Temperatur oder den Salzgehalt der Meere hat, werden beispielsweise mit dem europäischen Treibhausgas-Beobachtungsnetzwerk „ICOS“ gesammelt. Um das Wissen über Extremereignisse und den Einfluss von Umweltveränderungen auf diese Ereignisse zu verbessern, werden in dem Förderschwerpunkt „ClimXtreme“ die Auswirkungen des Klimawandels auf die Häufigkeit, Intensität und das räumliche Auftreten von Extremereignissen erforscht.
Mit der MOSAiC-Expedition – der größten und logistisch aufwendigsten Arktis-Forschungsexpedition aller Zeiten – sammeln 600 Wissenschaftler*innen aus 19 Nationen ab September 2019 über ein Jahr lang wichtige Messdaten in der Arktis. Eingeschlossen im Eis des Nordpolarmeeres driftet das Forschungsschiff POLARSTERN mit einem Netzwerk aus Beobachtungsstationen über die Polkappe und liefert Einblicke in die Austauschprozesse zwischen Ozean, Eis und Atmosphäre sowie ein besseres Verständnis des Einflusses der arktischen Region auf das Klima unserer Breiten. Nachhaltige Küstenschutzmaßnahmen erforscht der Förderschwerpunkt „Forschung im Küsteningenieurwesen“.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Meeresspiegel sowie die Entwicklung von kurz- und langfristigen Anpassungsstrategien an Nord- und Ostsee stehen hier im Fokus. Das deutsch-britische Forschungsprogramm „Arktis im Wandel“ untersucht viele der entscheidenden Effekte des Klimawandels auf das Arktische Ökosystem und erarbeitet u.a. Vorhersagemodelle für die arktische und europäische Klima- und Fischereiforschung. Der deutsche Forschungsverbund BIOACID (Biologische Auswirkungen von Ozeanversauerung) erforschte von 2009 bis 2017, wie marine Lebensgemeinschaften auf den steigenden Kohlendioxid-Gehalt reagieren. Die Konsequenzen für das Nahrungsnetz und die Stoff- und Energieumsätze im Meer sowie schließlich auch für die Wirtschaft und Gesellschaft wurden in rund 580 fachlich begutachteten Publikationen veröffentlicht - und haben maßgeblich zur Datengrundlage der IPCC-Berichte beigetragen.
Verabschiedung des IPCC-Sonderberichts SROCC in Monaco
Vom 20. bis 23. September 2019 wird die etwa 30-seitige Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger des IPCC-Sonderberichts Satz für Satz von den Regierungen in einer Vollversammlung unter dem Vorsitz von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verabschiedet. Dabei achten die Regierungsvertreterinnen und -vertreter vor allem darauf, dass die Aussagen vollständig, verständlich und ausgewogen sind. Die wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren haben das letzte Wort, denn sie entscheiden, ob die von den Regierungen vorgeschlagenen Formulierungen korrekt sind. Durch dieses Verfahren erkennen die Regierungen die wissenschaftlichen Aussagen der IPCC-Berichte an.
Informationen über den IPCC und den Sonderbericht über Ozeane und Kryosphäre
Für den neuen Sonderbericht haben gut 100 Expertinnen und Experten im Kernautorenteam die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über Ozeane und Kryosphäre in einem sich wandelnden Klima zusammengetragen, darunter sechs aus Deutschland. Die Autorinnen und Autoren aus insgesamt 36 Nationen kommen aus verschiedenen Forschungsdisziplinen, die von den Naturwissenschaften bis hin zu den Sozialwissenschaften reichen.
Seit Herbst 2017 haben sie an dem Bericht gearbeitet und die weltweit verfügbare Literatur wissenschaftlich ausgewertet. Die Ausgewogenheit, Verlässlichkeit und Vollständigkeit der Aussagen des Berichts wird durch detaillierte Verfahrensregeln mit einem mehrstufigen Begutachtungsverfahren und weltweiter Expertenbeteiligung gewährleistet.