Kletten ist das neue Löten : Datum: , Thema: Forschung
Es schont die Umwelt, leitet Wärme und Strom – und hält dauerhaft: Mit dem „KlettWelding Tape“ des Start-Ups „NanoWired“ lassen sich Elektronikbauteile kinderleicht verbinden. Für diese Innovation hat das Unternehmen jetzt den Hermes Award erhalten.
Löten, verdrahten, kleben, schweißen oder schrauben: Elektronikbauteile zu verbinden, ist mitunter aufwendig – und fehleranfällig. So besteht etwa beim Löten oder Schweißen stets das Risiko, einzelne Bauteile durch Hitze zu schädigen. Doch das könnte schon bald der Vergangenheit angehören. In Zukunft könnte die Methode der Wahl sein: kletten statt löten. Möglich macht das eine Art Klettverschluss – das sogenannte „KlettWelding Tape“ –, den das Gernsheimer Start-Up „NanoWired GmbH“ erfunden hat. Für diese Innovation wurde das Unternehmen jetzt auf der Hannover Messe mit dem Hermes Award 2019 ausgezeichnet. Der Technologie-Innovations-Preis zählt mit 100.000 Euro Preisgeld zu den höchstdotierten und weltweit bedeutendsten Industriepreisen. Schirmherren des Preises sind das Bundeministerium für Bildung und Forschung sowie das Land Niedersachsen.
„Die NanoWired GmbH ist eine großartige Erfolgsgeschichte! Sie ist ein gutes Beispiel für anwendungsnahe Forschung an unseren deutschen Hochschulen. Nach nur zwei Jahren intensiver Forschung an der TU Darmstadt konnte die Ausgründung erfolgen. So schnell werden Träume wahr!“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek bei der Preisverleihung. Die NanoWired GmbH sei aber nicht bei der Erfindung stehengeblieben. „Sie verkauft den Klettverschluss. Sie macht ihn nutzbar. Und schafft Wertschöpfung in Deutschland“, so Karliczek.
Nanodrähte sorgen für dauerhaften Halt
Herzstück des neuen Tapes ist eine Art metallischer Rasen. Dessen „Grashalme“, die Nanodrähte, sind zwar winzig klein – sie sorgen aber für dauerhaften Halt. Dafür reicht es aus, zwei getapte Bauteile zusammenzupressen. Wie die Ösen und Haken eines Klettverschlusses verfangen sie sich dann ineinander: So entsteht eine Verbindung, die nicht nur stabil ist, sondern auch Strom und Wärme leitet. Denn die „Grashalme“ lassen sich wahlweise aus Kupfer, Gold, Silber, Nickel, Platin oder Indium anfertigen.
Neues Verfahren ist kostengünstig und umweltfreundlich
Neben der kinderleichten Anwendung hat der innovative Klettverschluss noch viele weitere Vorteile: Da das Kletten selbst bei Raumtemperatur möglich ist, werden die Bauteile geschont. Zudem ist das neue Verfahren umweltfreundlich und kostengünstig. Denn löten oder schweißen ist nicht mehr nötig. Das spart Energie. Einsatzgebiete für das weltweit neue Verfahren könnten unter anderem die Sensoren-, Halbleiter-, Automobil- und Konsumgüterindustrie sein.
Etwa 60 Unternehmen haben sich für den Hermes Award beworben – die Hälfte aus Deutschland, die andere Hälfte aus dem Ausland. Neben der „NanoWired GmbH“ waren die „ABB Automation Products GmbH“ aus Mannheim sowie das belgische Unternehmen „ARKITE NV“ für den Preis nominiert. Das Mannheimer Unternehmen hat ein Thermometer für die Prozessindustrie entwickelt, das Temperaturen in Rohrleitungen an der Oberfläche der Leitungen messen kann. Bisher mussten Rohrleitungen für Messungen aufgebohrt werden. ARKITE wurde für das sogenannte Bedienerführungssystem „Human Interface Mate“ nominiert. Es gibt Handwerkern unter anderem in Echtzeit Montageanweisungen und kann vor Fehlern warnen.