Karliczek: „MOSAiC-Expedition ist Meilenstein für die Klimaforschung“ : Datum: , Thema: Forschung
Ein dreiviertel Jahr nach der Rückkehr der Polarstern haben Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, Expeditionsleiter Markus Rex und Meereisphysikerin Stefanie Arndt ein erstes Zwischenfazit gezogen.
Bei der Pressekonferenz in Berlin nannte Karliczek die MOSAiC-Mission „eine Expedition der Superlative“. Und das war sie tatsächlich, denn die Fahrt der Polarstern war nicht nur die vielleicht größte Arktisforschungsexpedition aller Zeiten, sondern vor allem die größte Klimaexpedition aller Zeiten.
Ein Jahr eingefroren im Eis
Im September 2019 war der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern in die Arktis aufgebrochen, um ein Jahr lang fest eingefroren im arktischen Eis durch das Nordpolarmeer zu driften. Während dieser Zeit haben über 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 80 internationalen Forschungsinstitutionen kontinuierlich über 100 Umweltparameter gemessen.
Dabei entstand eine Sammlung „einmaliger und wichtiger Daten, um das Klimageschehen in der Arktis - und damit auch in unseren gemäßigten Breiten - zu verstehen“, sagte Karliczek. Außerdem machte sie deutlich, dass MOSAiC das Epizentrum des Klimawandels umfassender erforschen konnte, als es jemals zuvor möglich war. Die Mission habe deutlich gezeigt, dass der Wille vorhanden ist, diese Herausforderung anzunehmen, so Karliczek.
Mehr Daten als je zuvor
Damit machte die Forschungsministerin auch deutlich, dass noch nie zuvor so viele Daten über die klimatische Lage in der Arktis gesammelt werden konnten. Dies werde sich auch in der Zahl der zu erwartenden Publikationen niederschlagen. Aber auch die ersten vom Alfred-Wegener-Institut präsentierten Erkenntnisse der MOSAiC-Expedition machten schon deutlich, wie ernst die Lage und wie groß der Handlungsbedarf sei.
Klimawandel verstehen und ihm entschieden entgegentreten
„Diese Zwischenbilanz unterstreicht, wie richtig es war, dass die Bundesregierung die Klimaziele für Deutschland noch einmal verschärft hat“, unterstrich Karliczek. Deshalb unterstütze das BMBF das Alfred-Wegener-Institut nun weiter, den einmaligen Datenschatz der MOSAiC-Expedition auszuwerten. „Denn nur, wenn wir den Klimawandel verstehen“, so die Forschungsministerin weiter, „können wir ihm mit fundierten politischen Entscheidungen entgegentreten“. Hierfür seien „massive Investitionen“ nötig. Dies gelte insbesondere für einen rasanten Fortschritt in den Klimatechnologien. Denn: „Wir werden den Kampf gegen die Erderwärmung nur gewinnen, wenn Wissenschaft, Forschung und Innovation in den nächsten Jahren überall vorankommen“.
CO2-Entnahme als wichtiges Mittel zum Erreichen der Klimaziele
Als Beispiel nannte Karliczek etwa Grünen Wasserstoff als Energieträger der Zukunft.
Dem stimmten Expeditionsleiter Markus Rex und Meereisphysikerin Stefanie Arndt zu. Rex erklärte, dass man mit der MOSAiC-Expedition eindeutig gesehen habe, wie es um das Eis der Arktis steht. Arndt wies darauf hin, dass "diese Generation von Forschenden womöglich die letzte ist, die auch im Sommer eine Arktis mit durchgehender Meereisbedeckung sehen kann". Schon jetzt könne man eine deutliche Zerbrechlichkeit beobachten, die sich in dünnem Eis und großen Rissen widerspiegele.
Erst die Auswertung der nächsten Jahre werde zeigen, „ob wir das ganzjährige arktische Meereis durch konsequenten Klimaschutz noch retten können, oder ob wir diesen wichtigen Kipppunkt im Klimasystem bereits überschritten haben“, so Markus Rex.
Um dem Verschwinden des grönländischen Eisschildes oder dem Auftauen immer größerer Bereiche des arktischen Permafrosts entgegenzutreten, müssten der Atmosphäre Treibhausgase im großen Umfang entzogen werden. Die hierfür nötigen Technologien müssten daher schnellstmöglich entwickelt werden.
Dass das Erreichen der Pariser Klimaziele nur mithilfe einer solchen CO2-Entnahme möglich sei, machte auch Anja Karliczek deutlich. Daher „müssen jetzt in diese Forschung investieren. In einem ersten Schritt geben wir 50 Millionen Euro für zwei Programme aus, die erforschen, wie CO2 in Ozeanen und Böden eingelagert werden kann.“