Karliczek: „Das ist erst der Anfang“ : , Thema: Forschung
Seit dem Start der #FactoryWisskomm haben 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in sechs Arbeitsgruppen Handlungsperspektiven für die Wissenschaftskommunikation in Deutschland erarbeitet. Jetzt wurden die Empfehlungen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Präsentiert wurden die Ergebnisse des monatelangen Strategieprozesses rund um die Wissenschaftskommunikation im Rahmen einer hybriden Abschlussveranstaltung im Museum für Naturkunde in Berlin. Zusammen mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und Gästen wie Prof. Dr. Christian Drosten und Dr. Mai Thi Nguyen-Kim erklärten und diskutierten die Teilnehmenden dort ihre Handlungsempfehlungen.
Das Ziel: Zukunftsorientierte Wissenschaftskommunikation
Museumsleiter Prof. Johannes Vogel, Bundesforschungsministerin Anja Karliczek sowie Prof. Dr. Dorothea Wagner (Allianz der Wissenschaftsorganisationen) eröffneten den Abend und begrüßten die Teilnehmenden und das Publikum vor der historischen Kulisse des Sauriersaals. Im Anschluss präsentierten die Teilnehmenden der #FactoryWisskomm im Gespräch mit Staatssekretär Christian Luft die zentralen Resultate aus sechs verschiedenen Arbeitsgruppen, die allesamt eine zukunftsorientierte Wissenschaftskommunikation zum Ziel hatten.
Ein wesentliches Fazit aus dem Ergebnispapier: „Verantwortungsvolle Wissenschaftskommunikation“ ist ein „integrales Element des Wissenschaftssystems“. Sie ist „integer in ihren Inhalten und Methoden, sie ist relevant, nachvollziehbar, verständlich und transparent.“ Gleichzeitig macht die #FactoryWisskomm in ihren Handlungsempfehlungen deutlich, dass von verschiedenen Disziplinen entwickelte Lösungen für komplexe Probleme „mitunter widersprüchlich“ sein können – genau deshalb müssen sie „transparent und nachvollziehbar kommuniziert werden“. Das heißt auch: „Wissenschaftskommunikation wahrt die Distanz zu persönlichen Werturteilen.“
Wissenschaftsjournalismus im digitalen Zeitalter
Forschungsministerin Anja Karliczek hatte die #FactoryWisskomm im Herbst 2020 ins Leben gerufen. Sie liefert unter anderem Antworten auf folgende Fragen: Wie kann es gelingen, dass kommunikativ engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genug Anerkennung für ihre Arbeit bekommen? Welche Unterstützung brauchen sie? Und wie kann die Zukunft des seriösen Wissenschaftsjournalismus im digitalen Zeitalter und einer schnelllebigen Medienbranche gesichert werden? Insgesamt waren 150 Fachleute aus Forschung und Kommunikation am Strategieprozess beteiligt. „Vom gezielten Kompetenzaufbau auf allen Bildungs- und Karrierestufen, über Leitlinien zur Qualitätssicherung in der Wissenschaftskommunikation bis zur Etablierung und Stärkung intermediärer Orte, also Orten, die Wissenschaftserkenntnisse vermitteln, wie beispielsweise Museen, enthält das Papier viele sehr konkrete Vorschläge,“ so fasste Bundesforschungsministerin Anja Karliczek die Ergebnisse des monatelangen und intensiven Strategieprozesses zusammen.
Krisen zeigen, wie wichtig Wissenschaft ist
Während der Abendveranstaltung zeigte Prof. Dr. Felix Büsching in seinem Science Slam „Was ist Wissenschaftskommunikation“, wie authentisch, unterhaltsam und nachvollziehbar die Vermittlung von komplexen Forschungsthemen sein kann. Der Frage nach dem Verhältnis von Wissenschaft, Gesellschaft, Medien und Politik in Zeiten von Corona widmete sich anschließend die Podiumsdiskussion „Stinktier beim Picknick?“. Welchen essenziellen Stellenwert eine gute Wissenschaftskommunikation in unserer Gesellschaft – und vor allem in Zeiten der Krise – einnimmt und welche Rolle dabei der Journalismus, die Politik, aber auch Forschungsinstitutionen selbst spielen, diskutierte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek anhand verschiedener Beispiele mit Prof. Dr. Antje Boetius, Prof. Dr. Christian Drosten, Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, Manuel Hartung und Dr. Ernst Dieter Rossmann MdB. Dabei wurden u. a. die Schaffung von adäquaten Strukturen und die Bereitstellung von Ressourcen als zentrale Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Wissenschaftskommunikation hervorgehoben. Dr. Mai Thi Nguyen-Kim ermutigte die Forschenden „sich zu trauen, in die Tiefe zu gehen, tief in Methoden, in Statistiken, in Fehlerintervalle einzusteigen.“
Gleichzeitig wurde die Notwendigkeit einer sogenannten „defense unit“ innerhalb der Wissenschaftsinstitutionen betont, die die Forschenden schützt. Denn: „Mit öffentlichen Reflexen umzugehen, ist nicht Teil der Ausbildung und auch nicht Teil der Alltagserfahrung der Wissenschaftler“, so Prof. Dr. Christian Drosten. Manuel Hartung fasste den allgemeinen Tenor als „Aufbruchsstimmung“ zusammen, Staatssekretär Christian Luft schloss sich dem an: „Das ist heute kein Enddatum, sondern ein Startschuss.“
#FactoryWisskomm gibt zukunftsweisende Impulse
Das Fazit der Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Ich finde es wichtig, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in gesellschaftliche Debatten einbringen und Position beziehen. Das bedeutet natürlich nicht, dass jeder, der forscht, immer auch kommunizieren kann oder muss.
Doch alle, die das wollen und alle, die das können, sollen bestmögliche Unterstützung und Anerkennung erfahren. Die #FactoryWisskomm liefert für diesen notwendigen Veränderungsprozess zukunftsweisende Impulse. Ich danke allen beteiligten Expertinnen und Experten für ihre wertvolle Arbeit.“
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann hier auf Deutsch und hier auf Englisch angeschaut werden.
Eine englische Fassung der Handlungsperspektiven für die Wissenschaftskommunikation wird im Herbst 2021 zur Verfügung stehen.