Gebärmutterhalskrebs: Schnelle Gewissheit durch neuen Test : Datum: , Thema: Aktuelles
Der Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs bedeutet zuallererst Ungewissheit: Denn bis zur gesicherten Diagnose sind weitere Tests nötig. Ein Jenaer Forschungsverbund entwickelt einen Test, der noch vor Ort eine schnelle und sichere Diagnose ermöglicht.
Gebärmutterhalskrebs zählt zu den vier häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Doch ein auffälliger Befund bei einem Früherkennungstest ist noch lange keine Krebsdiagnose. Bis Betroffene Gewissheit darüber haben, müssen häufig weitere Tests gemacht werden – die Wartezeit wird für Patientinnen häufig zur psychischen Belastung. Am InfectoGnostics Forschungscampus in Jena entwickeln fünf Partner aus Industrie und Forschung einen neuen Krebstest, der eine gesicherte Diagnose liefern soll. Das Bundesforschungsministerium unterstützt das sogenannte ASSURER-Projekt in der Förderinitiative „KMU-NetC“.
Früherkennungstests für Gebärmutterhalskrebs sind in deutschen Frauenarztpraxen Routine. Ein Abstrich vom Muttermund wird genutzt, um unter dem Mikroskop beim sogenannten Pap-Test auffällige Zellveränderungen auszumachen, die auf Krebs oder eine Krebsvorstufe hinweisen können. Allerdings liegt darin eine Schwäche der Tests: „Sie liefern nur einen Verdacht – und das leider recht häufig, obwohl es sich nur selten um eine Krebsvorstufe handelt“, sagt Alfred Hansel von der Jenaer Firma oncgnostics, die sich am Projekt beteiligt. Ähnlich irreführend kann es sein, wenn bei einer Patientin eine Infektion mit dem Humanen Papillomavirus (HPV) festgestellt wird. Zwar ist das Virus praktisch immer die Ursache für Gebärmutterhalskrebs, jedoch heilen die meisten HPV-Infektionen aus, ohne dass es zu Gewebeveränderungen oder gar zu Krebs kommt.
Die Folgen einer OP am Gebärmutterhals können gravierend sein
Ob es sich tatsächlich um Krebs oder eine Vorstufe davon handelt, muss nach einem auffälligen Befund in beiden Fällen erst weiter mit einer Scheidenspiegelung abgeklärt werden. Dabei werden die Scheide und der Muttermund auf kleinste Gewebedefekte oder Geschwülste untersucht. Ergänzend sind meist weitere Abstriche und Gewebeentnahmen nötig. „Das führt zu Ungewissheit bei den Patientinnen – und mitunter zu unnötigen Behandlungen mit Hormonen oder Antibiotika bis hin zu Operationen“, sagt Hansel. Gerade die Folgen einer OP können dabei gravierend sei: „Wird der Gebärmutterhals operativ verkürzt, steigt das Risiko für Früh- und Fehlgeburten“, so der Jenaer Biologe.
Der Test verhindert Leid
Um für mehr Gewissheit zu sorgen, hat die Firma oncgnostics den Test „GynTect“ entwickelt. Im Labor können Wissenschaftler damit bereits heute Zellveränderungen feststellen, die einer Krebserkrankung vorausgehen. Nun wollen die fünf Forschungspartner den Test im Verbundprojekt ASSURER weiterentwickeln. „Unser Ziel ist eine zuverlässige Diagnose während des Aufenthalts der Patientin beim Arzt“, sagt Olaf Simmat vom Projektpartner Quantifoil Instruments. Dazu arbeiten die Jenaer Forscherinnen und Forscher an einem vollautomatischen Diagnose-System, das bis zum Jahr 2020 seine Praxistauglichkeit bewiesen haben soll. Bis dahin wollen sie nicht nur die Technik verfeinern: Bis Projektende soll auch die Machbarkeit eines zuverlässigen und Labor-unabhängigen Tests zur Früherkennung von Eierstockkrebs untersucht werden. „Damit könnte vielen Frauen Leid erspart werden – seelisch und körperlich“, ist sich Simmat sicher.