Förderung für Geflüchtete: Auf dem Weg zum Mediziner : Datum: , Thema: Europa und die Welt
Den Wunsch Arzt zu werden, hat sich Joseph Yateem bewahrt – trotz seiner Flucht aus Aleppo, trotz des Neuanfangs in Deutschland. Dank des vom Bundesbildungsministerium geförderten INTEGRA-Programms kann sich der junge Syrer seinen Wunsch erfüllen.
![Joseph Yateem](/SharedDocs/Bilder/de/bmbf/bmbf_datenbank/1/17/17070.jpg?__blob=poster&v=1)
Als Joseph Yateem seine syrische Heimatstadt Aleppo 2015 verlassen musste, ließ er viel zurück: die Straßen seiner Kindheit, seine Freunde, Verwandte. Geblieben ist nach seiner Flucht ein inniger Wunsch: Arzt zu werden. „Ich wollte schon immer anderen Menschen helfen“, erzählt er. Schon als Kind prüfte er bei seinem Vater Blutdruck und Puls und versicherte mit kindlicher Vorfreude: „Ich werde Arzt, dann heile ich dich.“
Seinen Berufswunsch verfolgte er auch beharrlich nach seiner Flucht von Syrien nach Deutschland. Zunächst brachte er sich in jeder freien Minute ein wenig Deutsch per Selbststudium bei. Schnell ging er auch auf Menschen in seiner neuen Heimat im baden-württembergischen Sigmaringen zu und lernte die Sprache so immer besser. „Ich kann auch ein bisschen Schwäbisch schwätze“, sagt der 21-Jährige und lacht.
Refugee Programm bereitet Geflüchtete auf das Studium vor
Den Weg zum Medizinstudium ebnete ihm letztlich das „Refugee Programm“ der Universität Tübingen, das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Das neunmonatige Programm bereitet Geflüchtete auf das Studium vor. Dabei lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst vor allem intensiv Deutsch. Auch Kurse zur deutschen Geschichte und Politik besuchen sie und sprechen dabei zum Beispiel über das deutsche Wahlsystem oder das Grundgesetz. Später nehmen sie an Fachkursen teil, wo sie das wissenschaftliche Arbeiten fürs Studium lernen und je nach Studienziel auch noch weitere Fähigkeiten. Joseph Yateem hat hier zum Beispiel Arzt-Patienten-Gespräche geführt, die Abläufe in deutschen Krankenhäusern kennengelernt und medizinische Fachwörter gepaukt. „So kannte ich später im Studium viele Begriffe schon.“
Deutsche Studierende helfen den Geflüchteten, sich an der Uni zurechtzufinden
Als besonders wertvoll hat er auch das Buddy-Programm empfunden. Dabei helfen deutsche Studierende den angehenden Studienanfängern, sich an der Uni zurechtzufinden. Auch dieses Programm wird vom BMBF finanziert (Welcome-Programm des DAAD). Joseph Yateem hat nicht nur Wanderungen mit seinem Buddy unternommen und durch ihn viele weitere Studierende kennengelernt. Er hat auch Antworten auf seine Fragen gefunden: Wie sollte man sich auf die Prüfungen vorbereiten? Wie schreibt man ein Motivationsschreiben für einen Studienplatz? „Durch meinen Buddy habe ich viele wichtige Informationen bekommen.“
Von ihm erfuhr Yateem auch von dem Pflegepraktikum im Krankenhaus, das ein Pflichtteil des Medizinstudiums ist. Um mehr Zeit zum Lernen zu haben, absolvierte er das Praktikum bereits vor seinem ersten Semester. Auch dabei war das Wissen aus dem „Refugee Programm“ eine Hilfe. „Viele Begriffe waren zwar immer noch neu für mich, aber durch den Fachkurs kannte ich bereits vieles.“
Kindheitstraum wird Wirklichkeit
Seit diesem Sommersemester studiert der 21-Jährige nun an der Universität Tübingen sein Wunschfach. „Es ist sehr lernintensiv, aber ich bin einfach glücklich, dass ich hier studieren kann.“ Joseph Yateem ist damit auf dem Weg, sein großes Ziel zu erreichen. Er möchte nicht nur einen Kindheitstraum Wirklichkeit werden lassen. „Ich möchte auch etwas von dem zurückgeben, was ich an Unterstützung in Deutschland bekommen habe.“