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Das Supergarn : Datum: , Thema: textiltechnik

Zwei rechts, zwei links? Das „Stricken“ von Hochleistungs-Verbundfasern ist die Basis für leichte und strapazierfähige Bauteile. Durch das VIP+ Projekt Organo wurde eine neue Spinntechnologie validiert und in die Anwendung gebracht.

Die Spinntechnologie ermöglicht die Beschichtung jeder einzelnen Faser (Einzelfilamentbeschichtung) im Herstellungsprozess von Hochleistungs-Verbundfasern.
Die Spinntechnologie ermöglicht die Beschichtung jeder einzelnen Faser (Einzelfilamentbeschichtung) im Herstellungsprozess von Hochleistungs-Verbundfasern. © Institut für Textiltechnik (ITA)

Hochleistungs-Verbundfasern, also Verbundfasern für Hochleistungsanwendungen, werden aufgrund ihrer hervorragenden Eigenschaften in vielen Anwendungen benötigt, zum Beispiel in Elektrofahrzeugen oder im Flugzeugbau. Die Verbundfasern bestehen in der Regel aus zwei Komponenten: der verstärkenden Faser und einem Füll- oder Klebstoff zwischen den Fasern, der sogenannten Matrix. Bisher war deren Produktion äußerst aufwändig und teuer. Durch das VIP+ Projekt Organo konnte eine neue Spinntechnologie validiert werden, um das begehrte Material mit hoher Qualität kostengünstig herstellen zu können.

Dr. Robert Brüll, Dr. Alexander Lüking und Richard Haas vom Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen haben in dem vom BMBF-geförderten Projekt VIP Organo die Basis für eine hochproduktive und patentierte Spinntechnologie zur Herstellung preiswerter Hochleistungs-Verbundfasern gelegt.

Diese Spinntechnologie ermöglicht die Beschichtung jeder einzelnen Faser (Einzelfilamentbeschichtung) im Herstellungsprozess. Dadurch wird eine deutlich höhere Produktionsgeschwindigkeit bei gleichzeitig vollständiger Ummantelung erzielt. Daraus entsteht ein Material, das anschließend ein fertiges Vormaterial oder Halbzeug zur Komponentenherstellung darstellt und in wenigen Schritten zu finalen Bauteilen für unterschiedlichste Anwendungen verarbeitet werden kann. Hierbei werden im Bereich der Faserverbünde Kosten und Gewicht eingespart, sodass Mobilität ressourceneffizienter und erschwinglicher wird.

Die Ergebnisse aus diesem Validierungsprojekt waren so vielversprechend, dass sie durch eine EXIST-Förderung erfolgreich in die FibreCoat GmbH (https://www.fibrecoat.de/) ausgegründet werden konnten. Dabei hatte das BMBF durch seine Validierungsförderung einen entscheidenden Anteil, da sie den Ausbau der technischen Basis auf Industriemaßstab und eine bessere Marktergründung durch ein breites Beraternetzwerk ermöglicht hat. Darüber hinaus wurde die Ausgründung durch die Bereitstellung von personellen und infrastrukturellen Ressourcen (den ITA-Inkubator und Institutsleiter Professor Dr. Thomas Gries) nachhaltig gestützt.

Das Gründerteam Dr. Robert Brüll, Dr. Alexander Lüking und Richard Haas konnte mit seiner Gründungsidee bereits einige Auszeichnungen erzielen. FibreCoat ist in den TOP 50-Start-Ups Deutschlands, hat die Science4Life-Konzeptphase gewonnen und die Rice Business Plan Competition (weltweit größter Start-up-Wettbewerb) auf dem dritten Platz beendet (weitere Preise s. hier).

Dazu konnte das Gründerteam der FibreCoat GmbH die Technologie industrialisieren und im Januar 2021 mit „AluCoat“ das erste Produkt auf den Markt bringen. Dieser Erfolg stößt auf Interesse bei weiteren Anwendergruppen, so dass FibreCoat heute bereits 30 Pilotkunden, unter anderem aus der Elektronik-, der Automobil und der Baubranche hat, die das Material erproben.

Validierungsförderung VIP+

Mit der Hightech-Strategie 2025 „Forschung und Innovation für die Menschen“ hat sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, die vielfältigen Anwendungspotenziale exzellenter Forschung noch schneller und effektiver zu identifizieren und für Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen. Dafür muss die Brücke zwischen akademischer Forschung und ihrer wirtschaftlichen Verwertung bzw. gesellschaftlichen Anwendung weiter gestärkt werden. Die BMBF-Fördermaßnahme "Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+" setzt hier an und unterstützt Forscherinnen und Forscher dabei, Forschungsergebnisse systematisch zu validieren und Anwendungsbereiche zu erschließen.