Ergebnisse der ICILS-Studie liegen vor : Datum: , Thema: Digitalkompetenz
Die digitalen Kompetenzen von Achtklässlerinnen und Achtklässlern sind über dem internationalen Durchschnitt, aber noch nicht ausreichend.
Die Studie „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS) ist eine international vergleichende Schulleistungsuntersuchung, die unter der Koordination der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) durchgeführt wird. Sie untersucht seit 2013 alle fünf Jahre die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern der 8. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich. Demnach liegen die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Achtklässlerinnen und Achtklässlern in Deutschland trotz eines Rückgangs weiterhin über dem internationalen Mittelwert. Allerdings erreicht nur ein geringer Anteil der Jugendlichen die Leistungsspitze und gut vierzig Prozent verfügen lediglich über Grundkenntnisse. Die Kompetenzen variieren stark nach besuchter Schulform und es zeigen sich deutliche Unterschiede bezogen auf die soziale Herkunft sowie den Zuwanderungs- beziehungsweise Sprachhintergrund.
Bemerkenswert verbessert hat sich die technische Ausstattung der Schulen in den letzten zehn Jahren. Auch die Lehrkräfte nutzen deutlich häufiger als früher digitale Medien. Hier zeigt der DigitalPakt Schule von Bund und Ländern positive Effekte.
Dazu erklärt der Bundesminister für Bildung und Forschung, Cem Özdemir:
„Die gemeinsamen Anstrengungen von Bund und Ländern im Rahmen des Digitalpakts Schule zeigen Wirkung, das ist ein Erfolg für ein besseres digitales Lernen in Klassenräumen. Die Studienergebnisse zeigen aber auch, dass wir uns darauf nicht ausruhen können und es ein ganzheitliches Konzept für digitale Bildung braucht. Es wird für uns alle die Herausforderung der nächsten Jahre sein, unsere Schulen vom Kreidezeitalter in die digitale Moderne zu bringen. Wir brauchen starke öffentliche Institutionen, in denen unsere Kinder bestmöglich auf das Leben vorbereitet werden. Dass in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt weiterhin zu viele Jugendliche nicht sicher mit digitalen Medien umgehen können, sollte uns daher zu denken aufgeben. Sorge bereitet mir hier auch, dass dies an soziale und herkunftsspezifische Faktoren gekoppelt ist.
Schulen sollen Orte sein, in denen Zukunft geschmiedet wird. Dafür braucht es zuvorderst eine gute IT-Infrastruktur und -Ausstattung. Wir müssen aber auch unsere Lehrkräfte und Schulleitungen in die Lage versetzen, unseren Kindern einen sicheren und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Daher müssen – gerade auch angesichts knapper Ressourcen – Finanzhilfen des Bundes sinnvoll auch zur Fortentwicklung pädagogischer und mediendidaktischer Aspekte in den Ländern eingesetzt werden.
Ich setze zum Digitalpakt 2.0 auf konstruktive und ergebnisorientierte Gespräche mit den Ländern und möchte die Verhandlungen in diesem Sinne zu einem gemeinsamen Erfolg führen. Wir brauchen keine unnötigen Konfrontationen. Der Digitalpakt 2.0 muss kommen, denn Digitalisierung ist eine kontinuierliche Aufgabe, die uns alle angeht.“
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
- Die mittleren computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland betragen 502 Punkte. Sie liegen damit signifikant über dem internationalen Mittelwert (476 Punkte) und dem Mittelwert der 22 teilnehmenden EU-Staaten[1] (493 Punkte). Dies ist für Deutschland ein signifikanter Kompetenzrückgang, nachdem die mittleren Kompetenzen zwischen ICILS 2013 (523 Punkte) und ICILS 2018 (518 Punkte) statistisch unverändert waren.
- Die höchste Kompetenzstufe erreichen 1,1 Prozent der Achtklässlerinnen und Achtklässler (international 1,0 Prozent; EU-Staaten 0,8 Prozent).
- Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit rudimentären und basalen Kompetenzen liegt bei 40,8 Prozent (international 50,2 Prozent, EU: 44,0 Prozent).
- Schülerinnen und Schüler an Gymnasien erzielten mit 559 Punkten ein signifikant höheres Kompetenzniveau als an anderen Schulformen (472 Punkte).
- Das Kompetenzniveau der Achtklässlerinnen und Achtklässler ist eng an soziale und herkunftsspezifische Faktoren gekoppelt.
- Mit mehr als 90 Prozent sieht ein Großteil der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland die Schule als den Ort, der ihnen das Lernen mit digitalen Medien ermöglichen sollte, und äußert hohe Motivation beim Lernen mit digitalen Medien.
- Im Bereich Computational Thinking liegen die mittleren Kompetenzen mit 479 Punkten im Bereich des internationalen Mittelwerts und der teilnehmenden EU-Staaten (jeweils 483 Punkte); sie sind im Vergleich zu 2018 (486 Punkte) stabil.
- Nachdem sich 2018 statistisch noch fast zehn Schülerinnen und Schüler ein durch die Schule zur Verfügung gestelltes digitales Gerät teilen mussten, sind es im Jahr 2023 statistisch fünf Schülerinnen und Schüler pro Gerät.
- Gleichzeitig besucht nur etwa ein Zehntel (10,2 Prozent) der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland eine Schule, an der adaptive Lernsysteme für Lehrkräfte und die Schülerschaft verfügbar sind (international: 23,5 Prozent, EU: 20,5 Prozent).
- Der Anteil der Lehrkräfte, die digitale Medien täglich im Unterricht nutzen, hat sich seit 2013 enorm gesteigert (2013: 9,1 Prozent, 2018: 23,2 Prozent auf nun 2023 69,9 Prozent) und liegt jetzt erstmals signifikant über dem internationalen Mittelwert (61,2 Prozent) und im statistischen Bereich der EU-Vergleichsgruppe (68,9 Prozent).
- Im internationalen Vergleich wird bei der Ausbildung sowie bei der Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften in Bezug auf Digitalisierung, insbesondere mit Blick auf die praktische Anwendung sowie Unterrichtsentwicklung, Entwicklungsbedarf deutlich.
Hintergrund
In Deutschland wird die Studie durch ein wissenschaftliches Konsortium unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Eickelmann (Universität Paderborn) durchgeführt.
An ICILS 2023 beteiligten sich weltweit insgesamt 35 Teilnehmerländer, davon 22 EU-Mitgliedstaaten. Die repräsentative Stichprobe in Deutschland umfasst 5.065 Achtklässlerinnen und Achtklässler sowie 2.302 Lehrkräfte an 230 Schulen. Zudem wurden die Schulleitungen und IT-Koordinatoren bzw. IT-Koordinatorinnen der teilnehmenden Schulen befragt.
Die Studie wird vollständig vom BMBF finanziert; die EU unterstützt die Finanzierung der internationalen Teilnahmegebühren. Die Länder haben den Feldzugang zu den Schulen ermöglicht und die Durchführung der Studie unterstützt.