Navigation und Service

Logo Bundesministerium für Bildung und Forschung

Neues Medikament gegen Prostatakrebs in Europa zugelassen : Datum: , Thema: Krebsforschung

Die Europäische Kommission hat ein neues Medikament gegen metastasierenden Prostatakrebs zugelassen, das federführend vom DKFZ entwickelt wurde. „Das ist ein großer Erfolg für die deutsche Krebsforschung“, sagt Ministerin Stark-Watzinger.

Das Bild zeigt eine Krebszelle im 3D-Modell.
Symbolbild einer Krebszelle im 3D-Modell. Bei der neuen Therapie nehmen Krebszellen den Wirkstoff ins Zellinnere auf, so dass er sich in den Tumoren anreichert und von innen heraus seine tödliche Strahlendosis abgibt. © Adobe Stock / Giovanni Cancemi

70.000 Männer erkranken jedes Jahr an Prostatakrebs. Der Tumor ist die häufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern in Deutschland. Die Europäische Kommission hat nun ein neues Medikament zugelassen, das die Überlebenschance von Betroffenen erheblich verbessern kann. Das Medikament basiert auf dem Wirkstoff Lutetium-177 PSMA-617, der federführend von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Zusammenarbeit mit dem Klinikum und der Universität in Heidelberg entwickelt wurde.

Bundesministerin Stark-Watzinger

"Das ist ein großartiger Erfolg für die deutsche Krebsforschung, mit dem hoffentlich vielen Patienten geholfen werden kann. Hier zeigt sich beispielhaft das enorme Potenzial unserer Forschungslandschaft. Dabei ist der schnelle und erfolgreiche Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis der Schlüssel für eine bessere Zukunft."

QuelleZitat Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger,
14. Dezember 2022.

Das sollten Sie über Prostatakrebs und das neue Medikament wissen

Wie gefährlich ist Prostatakrebs?

Früh erkannt ist Prostatakrebs gut behandelbar: Wenn der Krebs bei der Diagnose nur auf die Prostata beschränkt ist, liegt die Wahrscheinlichkeit, die ersten fünf Jahre nach der Diagnose zu überleben, nahezu bei 100 Prozent. Bei metastasierten Tumoren beträgt die Überlebenswahrscheinlichkeit dagegen nur 30 Prozent.

Was bedeutet fortgeschrittener oder metastasierender Prostatakrebs?

Expertinnen und Experten sprechen von fortgeschrittenem Prostatakrebs, wenn der Krebs über die Prostata hinausgewachsen ist.

Metastasierend bedeutet, dass der Krebs bereits in die Knochen oder andere Organe gestreut ist.

Für wen ist das neue Medikament geeignet?

Männer mit fortgeschrittenem Prostatakrebs können durch die Zulassung nun auch in Deutschland und Europa von dem neuen Medikament profitieren. Die Zulassung ist derzeit auf Patienten beschränkt, die zuvor bereits eine Chemotherapie oder eine Hormonentzugsbehandlung erhalten haben und darauf nicht ansprechen.

Perspektivisch sollen weitere Erkrankte profitieren: Derzeit wird mit weiteren klinischen Studien geprüft, ob das neue Medikament auch Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs, die zuvor noch keine Chemotherapie erhalten haben, einen Überlebensvorteil bringt.

Wie wirkt das Medikament?

Der neue Wirkstoff kann passgenau an ein ganz bestimmtes Antigen (Prostata-spezifisches Membranantigen, kurz PSMA) andocken und so präzise einen radioaktiven Bestandteil in die Krebszelle einbringen. Die Mehrzahl aller Prostatakrebszellen trägt dieses Antigen auf ihrer Zellmembran, im übrigen Körper kommt es dagegen kaum vor. Die Krebszellen nehmen den Wirkstoff ins Zellinnere auf, so dass er sich in den Tumoren anreichert und von innen heraus seine tödliche Strahlendosis abgibt. Das macht die Wirkung der Therapie besonders präzise und zielgenau.

Was bringt die Behandlung mit neuen Wirkstoff?

Die Zulassung des Medikaments ist auf Grundlage einer großen klinischen Studie erfolgt. Die Studie zeigt, dass Patienten bei Einnahme des Medikaments zusätzlich zur Standardtherapie länger und mit besserer Lebensqualität leben können als mit alleiniger Standardtherapie: Der Tumormarker PSA sank bei den Studienteilnehmern deutlich, tumorbedingte Schmerzen wurden gelindert und Metastasen nahmen an Zahl und Größe ab. Insgesamt scheinen Krebskranke die Therapie gut zu vertragen. Mundtrockenheit, leichte Übelkeit und Müdigkeit (Fatigue) waren bisher die am häufigsten beobachteten unerwünschten Ereignisse.

Was hat das BMBF mit der Entwicklung zu tun?

Der Wirkstoff, auf dem das Medikament basiert, wurde federführend von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Zusammenarbeit mit dem Klinikum und der Universität in Heidelberg entwickelt wurde. Das DKFZ wird als Einrichtung der Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) institutionell zu 90 Prozent vom Bundesforschungsministerium gefördert.

Wie engagiert sich das BMBF im Kampf gegen Krebs?

Das BMBF hat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit und vielen weiteren Partnern die auf zehn Jahre angelegte Initiative Nationale Dekade gegen Krebs ins Leben gerufen. In dieser bisher einmaligen Initiative arbeiten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Krebsforschung, Forschungsförderung, Gesundheitswesen, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen. Das Ziel: Die Partner wollen alle Kräfte in Deutschland mobilisieren, um Krebs gezielt und erfolgreich zu bekämpfen.

Dank enormer Fortschritte in der Gesundheitsforschung kann Krebs schon heute in vielen Fällen geheilt werden. Insgesamt sind die Überlebenschancen der Erkrankten in den vergangenen 40 Jahren stark gestiegen.

Nur durch das bessere Verständnis der Krankheitsprozesse können gezieltere Behandlungsverfahren entwickelt werden. Wie kann Krebs verhindert werden? Wo sind die Stärken der deutschen Forschungsszene? Und wie können Menschen noch schneller und wohnortunabhängig von den Forschungsergebnissen profitieren? Das sind die Leitfragen, die sich der Strategiekreis der Dekade stellt. Er hat deshalb drei Arbeitsgruppen etabliert, die gemeinsam mit weiteren Expertinnen und Experten in Workshops Maßnahmen und Programme identifizieren und weiterentwickeln.

In der Nationalen Dekade gegen Krebs werden auf allen Ebenen der Forschung auch die Patientinnen und Patienten aktiv eingebunden. Das passiert in den Gremien der NDK ebenso, wie in den vom BMBF geförderten Forschungsprojekten.