Grüner Wasserstoff kann Raffinerien klimafreundlich machen : Datum: , Thema: Energiewende
In vielen Industriezweigen kann Grüner Wasserstoff fossile Rohstoffe ersetzen. Das BMBF-geförderte Wasserstoff-Leitprojekt TransHyDE hat in einer aktuellen Studie Möglichkeiten für den Einsatz in der Raffinerie Schwedt dargelegt.
Die Raffinerie Schwedt in Brandenburg stellt als einer von zwölf deutschen Raffinerie-Standorten Diesel, Benzin, Heizöl und Kerosin her. Das dafür erforderliche Rohöl erhielt die Raffinerie bisher über die Erdölleitung „Druschba“ aus Westsibirien. Aufgrund des Öl-Embargos der Europäischen Union als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine entfallen diese Rohölimporte jedoch. Die Raffinerie Schwedt benötigt daher neue Lieferanten oder Rohstoffe. Mittel- und langfristig kommen nur klimaneutrale Konzepte in Frage. Forschende des Wasserstoff-Leitprojekts TransHyDE haben nun in einer aktuellen Studie solche Konzepte untersucht.
Wie kann Grüner Wasserstoff in der Raffinerie Schwedt eingesetzt werden?
Für die Raffinerie Schwedt sehen die Experten aus TransHyDE vor allem folgende Anwendungsmöglichkeiten:
1. Ersatz von Grauem durch Grünen Wasserstoff bei der Rohölveredlung
2. Erzeugung von klimaneutralem Flugkerosin und Schiffsdiesel
Bei der Rohölveredlung verwendet die Raffinerie Schwedt momentan noch Grauen Wasserstoff. Das ist Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird. Der Ersatz durch Grünen Wasserstoff führt schon kurzfristig zu einem verminderten CO2-Ausstoß. Etwa 10 Tonnen CO2 werden hier pro Tonne Wasserstoff eingespart.
Langfristig sollte die Raffinerie Schwedt laut der Studie auf die Herstellung von Grünem Kerosin und Grünem Schiffsdiesel setzen. Das sind klimaneutrale, synthetische Kraftstoffe, die auf der Basis von Grünem Wasserstoff hergestellt werden. Dazu müsste die Raffinerie Produktionsprozesse umstellen und Infrastruktur für neue Rohstoffe aufbauen. Alternativ könnte die Raffinerie synthetisches Rohöl oder Methanol beziehen. Für deren Transport könnte sie Teile der bestehenden Infrastruktur, wie Ölleitungen oder Öl- und Chemikalientanker, verwenden. Grüner Wasserstoff – ob vor Ort erzeugt oder importiert – bildet für die Zukunftssicherung der Raffinerie Schwedt die Basis.
Welche Rolle spielen synthetische Kraftstoffe in Zukunft?
Synthetische Kraftstoffe werden vor allem dort gebraucht, wo batterieelektrische Antriebe nicht praktikabel sind. Beispielsweise gibt es für Schiffe und Flugzeuge keine Alternative zu flüssigen oder gasförmigen Kraftstoffen, da nur sie die erforderlichen Energiedichten aufweisen. Zudem können flüssige Kraftstoffe gut gelagert und transportiert werden, was deren Einsatz in weiteren Bereichen wie dem straßengebundenen Güterverkehr oder Baumaschinen interessant macht.
Wofür wird Grüner Wasserstoff insgesamt gebraucht?
Grüner Wasserstoff ist vielfältig einsetzbar. Viele BMBF-geförderte Projekte forschen gerade an seiner Erzeugung, seinem Transport und seinen Einsatzmöglichkeiten. In der Industrie kann er als Energieträger oder Rohstoff eingesetzt werden. Mit Grünem Wasserstoff könnte zum Beispiel die Stahlindustrie auf Kohle verzichten. Im Verkehrssektor ist Grüner Wasserstoff überall dort interessant, wo eine Elektrifizierung auch mittelfristig nicht möglich ist, das heißt: im Schwer- und Fernverkehr, im Flug- und Schiffsverkehr, im Güter- und teilweise im Schienenverkehr. Dabei kann er direkt für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen eingesetzt werden.
Hintergrund: Das Leitprojekt TransHyDE
Um den Bedarf an Grünem Wasserstoff decken zu können, wird Deutschland Grünen Wasserstoff teils selbst produzieren, zu einem großen Teil jedoch aus wind- und sonnenreichen Regionen importieren. In beiden Fällen braucht es verlässliche und effiziente Speicher- und Transport-Infrastrukturen.
Das Leitprojekt TransHyDE testet und bewertet daher in vier Demonstrations-Projekten verschiedene Speicher- und Transporttechnologien. Dabei geht es um den Transport von Wasserstoff in Hochdruckbehältern, in flüssiger Form, in Gasleitungen sowie gebunden in Ammoniak oder dem Trägermedium LOHC (liquid organic hydrogen carriers).
Zusätzlich dazu widmet sich das Projekt dem Wasserstofftransport in fünf wissenschaftlichen Projekten und erarbeitet damit Anforderungen für den systemischen Rahmen. Dabei geht es um die Erstellung einer Roadmap zu einer zukünftigen Wasserstoff-Infrastruktur, die Erarbeitung möglicher Standards von Wasserstoff-Transport-Technologien, die Sicherheit von Wasserstoff-Transport-Technologien, die effiziente Lösung von Wasserstoff aus Ammoniak und den Wasserstoff-Flüssig-Transport.