6,5 Millionen Euro zur Erforschung von Long-COVID : Datum:
Im Mai 2021 wurde die ‚Richtlinie zur Förderung von Forschungsvorhaben zu Spätsymptomen von COVID-19 (Long-COVID)‘ veröffentlicht. Nach eingehender Begutachtung werden nun zehn Vorhaben gefördert, die unterschiedliche Forschungsansätze verfolgen. Anja Karliczek hat in Berlin gemeinsam mit dem Epidemiologen Holger Schünemann die Projekte vorgestellt.
Die Förderrichtlinie richtet sich vorwiegend an interdisziplinäre Forschungsverbünde, die bereits Zugang zu Patientinnen und Patienten, Daten und Proben haben. Von besonderer Bedeutung sind Forschungsprojekte zur ambulanten Versorgung, zur Rehabilitation und Pflege und zur Zusammenarbeit von spezialisierten Long-Covid-Ambulanzen und der hausärztlichen Grundversorgung. Die jetzt ausgewählten Vorhaben werden für einen Zeitraum von in der Regel bis zu zwei Jahren gefördert. Ursprünglich war eine Fördersumme von 5 Millionen Euro vorgesehen; diese Summe wurde auf 6,5 Millionen Euro erhöht.
Pandemie ist nicht vorüber
Bundesforschungsministerin Karliczek betonte die Dringlichkeit dieser Forschung auch deshalb, da die Pandemie noch nicht vorüber sei. „Die Zahlen und Statistiken, die wir täglich vom Robert-Koch-Institut erhalten, zeigen, dass sich die Krankheit insbesondere in den jüngeren Altersgruppen weiterhin ausbreitet“. Besondere Sorge bereiteten ihr die Spätfolgen der Erkrankung, so Karliczek: „Sehr viele COVID-19-Patientinnen und -Patienten leiden auch Wochen oder Monate danach noch an Symptomen – unabhängig von der Schwere des Krankheitsverlaufs. Diese Menschen bestmöglich versorgen zu können, bleibt eine Herausforderung für Ärztinnen und Ärzte und in besonderer Weise auch für die Wissenschaft“.
Zehn Forschungsvorhaben zu Long-COVID
Deshalb brauche man fundierte Erkenntnisse, wie den Menschen bestmöglich geholfen werden kann. Genau dies sei das Ziel der zehn Forschungsvorhaben, die nun an den Start gehen und die das Thema Long-COVID aus verschiedenen Blickwinkeln untersuchen. Einige dieser Vorhaben analysieren die molekularen Veränderungen, die die beobachteten Symptome verursachen, um Ansatzpunkte für wirkungsvolle Therapien zu finden. In anderen Projekten werden bereits vielversprechende Behandlungsansätze erprobt, wie zum Beispiel medikamentöse Therapien, Ergotherapie oder auch ein individuell zugeschnittenes Bewegungsprogramm. Wieder andere Projekte zielen darauf ab, die spezifischen Versorgungsbedarfe von bestimmten Patientengruppen – sei es bei Kindern und Jugendlichen, im psychosozialen Bereich oder in der Rehabilitation – genauer zu charakterisieren und künftige Angebote so noch besser zuschneiden zu können.
Spätfolgen bei 10 Prozent der Betroffenen
Dabei machte Karliczek auch klar: „Wenn nach dem Ende der Projekte weiter geforscht werden muss, wird das BMBF dies im Blick haben“. Denn: Noch immer gibt es keine klare allgemeingültige Definition, die Long-COVID bzw. das Post-COVID-Syndrom beschreibt. Schätzungen zufolge treten bei rund 10 Prozent der mit SARS-CoV-2 infizierten Menschen langfristige Symptome auf, die mehrere Wochen oder Monate andauern können („Long-Covid“ oder „Post-Covid-Syndrom“). Zu den häufigsten Spätsymptomen zählen extreme Erschöpfung (Fatigue), Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Atemnot sowie der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.