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Munition im Meer: Wie gefährlich sind diese Altlasten? : , Thema: FAQ

In Nord- und Ostsee liegen Unmengen an alter Munition. Dieses Weltkriegserbe gefährdet Umwelt, Menschen und Schifffahrt. In einem vom BMBF geförderten Projekt werden jetzt Lösungen zur automatisierten Suche und Bergung der Kampfmittel erarbeitet.

Ein Forschungstaucher untersucht Altmunition in der Ostsee. © Christian Howe, www.h2owe.de, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Die Nord- und Ostsee sowie der Atlantik sind mit gefährlichen Relikten aus beiden Weltkriegen übersät: Rund 1,6 Millionen Tonnen Munition rosten Schätzungen zufolge allein in deutschen Hoheitsgewässern am Meeresboden. Ein Expertenkreis aus Bund und Ländern hat in einem 2011 veröffentlichten Grundlagenbericht insgesamt 71 munitionsbelastete Gebiete aufgeführt. Besonders betroffen sind in der deutschen Ostsee die Lübecker Bucht und die Kieler Außenförde, in der deutschen Nordsee der Jadebusen.

Im Forschungsprojekt CONMAR wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Wissen über Risiken, Strategien und Handlungsoptionen zu Munitionsaltlasten im Meer bündeln und Politik und Wirtschaft beraten. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt mit 4,8 Millionen Euro.

Was Sie über Munition im Meer und das Projekt CONMAR wissen sollten, lesen Sie in unseren Fragen und Antworten:

Welche Munition liegt auf dem Meeresboden?

Vielfach handelt es sich um Seeminen, Bomben, Torpedoköpfe oder Granaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg meist ohne Zünder im Meer entsorgt wurden. Bei Erkundungsfahrten wurden in den genannten Gebieten der Ostsee mehrere hundert Haufen Munition entdeckt, die teilweise keine 20 Meter unter der Wasseroberfläche im Schlick liegen. In anderen Meeresgebieten liegt die Munition aufgrund der Kriegshandlungen weit verstreut. Zudem haben Bomber nach Luftangriffen während des Zweiten Weltkriegs restliche Bomben über dem Meer abgeworfen.

Welche Gefahr geht von den Munitionsaltlasten aus?

Nach Expertenmeinung sollte ein Teil der Munition möglichst bald geborgen werden, da die Hülle im Salzwasser so weit durchgerostet ist, dass der Inhalt – also der Sprengstoff – ins Wasser gelangt und eine Bedrohung für Umwelt und Menschen darstellt. Insbesondere TNT und dessen Abbauprodukte haben eine krebserregende und erbgutschädigende Wirkung. Zudem wird hochentzündliches Phosphor aus alten Granaten an Strände gespült. Munitionsfunde beeinträchtigen auch die Schifffahrt und den Tourismus und erschweren die wirtschaftliche Nutzung der Meere – zum Beispiel beim Bau von Offshore-Windanlagen.

Wie werden die freigesetzten Giftstoffe überwacht?

Seit vier Jahren werden in besonders belasteten Meeresgebieten der Ostsee regelmäßig Wasserproben genommen. Dieses Monitoring findet zumeist an Bord von Forschungsschiffen statt – federführend hierbei ist das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Aber auch weitere Untersuchungen wie Beobachtungen und Proben am Meeresboden gehören zum Auftrag der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Können die von den Kampfmitteln freigesetzten chemischen Verbindungen in Meerestieren nachgewiesen werden?

In Miesmuscheln, die für Forschungszwecke in den belasteten Gebieten ausgesetzt wurden, haben Forschende höhere Konzentrationen von TNT und dessen Abbauprodukten nachgewiesen – im Vergleich zu jenen Muscheln, die an munitionsfreien Standorten leben. Die gleichen Substanzen wurden in Lebern von Plattfischen festgestellt, die in der Nähe von Munitionsgebieten gefangen wurden. Noch ist unklar, ob sich die chemischen Verbindungen in der Nahrungskette weiterverbreiten.

Wie unterstützt das BMBF die Erforschung der Gefahren durch Munition im Meer?

Das vom BMBF in einer Mission der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) geförderte Projekt CONMAR wird das Wissen über Risiken, Strategien und Handlungsoptionen zu Munitionsaltlasten im Meer bündeln und Politik und Wirtschaft beraten. Hier arbeiten bis Ende 2024 verschiedene Expertinnen und Experten aus den Bereichen Meeresforschung, Fischereiökologie, Toxikologie und Artenforschung mit Fachleuten vom Umweltbundesamt und Global Climate Forum zusammen. Das BMBF fördert das Projekt mit 4,8 Millionen Euro. Ein zentrales Ziel des Vorhabens: Es soll eine Prioritätenliste mit jenen Munitionsgebieten erarbeitet werden, die zuerst geräumt werden sollten.

Aktuell laufen mit EU-Förderung auch die Projekte BASTA und ExPloTect, in denen Technologien zur Erkennung von Munition am Meeresboden und Sprengstoffverbindungen im Wasser entwickelt werden. Weitere Technologieprojekte im internationalen Maßstab mit deutscher Beteiligung sind AMMOTRACe und ProBaNNt. Das BMBF engagiert sich außerdem in der Aktion „Munitions in the Sea“ in der transnationalen Programminitiative JPI Oceans.

Wie soll die Munition im Meer beseitigt werden?

Die Bergung und Entsorgung der Munition im Meer gestaltet sich schwierig, da die derzeit existierenden Methoden im großen Maßstab zu kostenintensiv und zeitaufwendig sind. Auch die Munitionserkennung ist mit großen Herausforderungen verbunden, da schlechte Sicht unter Wasser und der Bewuchs mit Algen die Identifikation erschwert. Hier unterstützt die Bundesregierung über das Maritime Forschungsprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums die Entwicklung innovativer Messsysteme zum Aufspüren der Munition und von neuen Methoden zur Kampfmittelräumung.

Einen Schwerpunkt der Förderung in den kommenden Jahren bildet ein Sofortprogramm der Bundesregierung, in dem der Bau einer unbemannten Bergungs- und Vernichtungsplattform für Munition gefördert wird. Für das innovative Pilotsystem stehen nach einem jüngsten Beschluss des Haushaltsausschusses des Bundestags mehr als 100 Millionen Euro zur Verfügung. Auf der schwimmenden Plattform sollen die Kampfmittel automatisiert zerlegt und der Sprengstoff sauber verbrannt werden. Ein entsprechendes Technologiekonzept existiert bereits und wurde von verschiedenen Akteuren aus Industrie und Forschung erarbeitet. In der Industrie werden zudem autonom agierende Robotersysteme für die Munitionssuche entwickelt.

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Ob Bildung, Weiterbildung oder Forschung: All unsere FAQ finden Sie unter www.bmbf.de/FAQ. Dort beantworten wir häufig gestellte Fragen zu unseren Themen.