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Mitforschen – Partizipation in der Forschung : , Thema: Über uns

Citizen Science, Reallabore, Maker Spaces – die aktive Beteiligung der Zivilgesellschaft an der Forschung ist vielfältig. Das Alltags- und Erfahrungswissen von Bürgerinnen und Bürgern unterstützt Forschung, die praxisnahe und gesellschaftlich tragfähige Lösungsansätze für globale Herausforderungen erarbeitet.

Unter Partizipation in der Forschung ist grundsätzlich die gemeinsame Erforschung wissenschaftlicher Fragestellungen im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Praxiseinrichtungen sowie gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren zu verstehen. Die zivilgesellschaftliche Beteiligung kann dabei an verschiedenen Stellen des wissenschaftlichen Prozesses mit unterschiedlicher Intensität sowie mittels unterschiedlicher Formate erfolgen.

Die partizipative Forschungslandschaft ist vielfältig und vereint zahlreiche Forschungsansätze und -traditionen. Das gemeinsame Forschen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Bürgerinnen und Bürgern bzw. zivilgesellschaftlichen Organisationen findet sich zum Beispiel in den Bereichen Citizen Science, Transdisziplinäre Forschung, Soziale Innovationen, partizipative Technikfolgenabschätzung und Public Engagement.

Die Grafik "Partizipation in der Forschung" auf der rechten Seite unter Downloads gibt einen Überblick über die bestehende Partizipationslandschaft in der Forschung. Sie dient als Orientierung und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Übergänge zwischen den vier Hauptkategorien sind fließend. Mit den Zuordnungen ist weder eine Wertung noch eine Einteilung hinsichtlich der Partizipationsintensität verbunden.

Die Themenbreite von Partizipation in der Forschung ist beachtlich, wie die folgende Auswahl partizipativer Projekte des BMBF zeigt:

Partizipationstagung PartWiss

Das BMBF unterstützt die Vernetzung zwischen partizipativen Forschungsbereichen, um disziplinäre Barrieren zu überwinden, Lernprozesse anzustoßen und Synergien aus den verschiedenen partizipativen Forschungsansätzen noch stärker nutzen zu können.

Zur Stärkung des Austauschs von Partizipationsforschenden fördert das BMBF seit 2022 die jährlich stattfindende fachwissenschaftliche Tagung „PartWiss“ mit wechselnden thematischen Schwerpunktsetzungen. Weiterführende Informationen und Materialien finden sich auf der Projektwebseite.

Zudem stärkt die Gesellschaft für transdisziplinäre und partizipative Forschung, die im Frühling 2023 aus der Wissenschaft heraus gegründet wurde, die Zusammenarbeit zwischen den Akteurinnen und Akteuren transdisziplinärer und partizipativer Forschung und leistet somit einen Beitrag zur Qualitätssicherung, Nachwuchsbildung und Sichtbarkeit dieser Forschungsansätze.

Citizen Science (Bürgerforschung/Bürgerwissenschaften)

Das BMBF hat unter anderem mit zwei themenoffenen Förderrichtlinien zur Förderung von bürgerwissenschaftlichen Vorhaben (2017-2020, 2021-24) und der Förderung der Plattform mit:forschen! (seit 2013) wesentlich dazu beigetragen, Citizen Science als innovativen Forschungsansatz disziplinübergreifend in Deutschland zu etablieren.

Einen Überblick zu den Citizen-Science-Projekten des BMBF finden Sie hier.

Soziale Innovationen

Mit dem „Gesellschaft der Ideen - Wettbewerb für Soziale Innovationen“ (2020-2026) fördert das BMBF Projekte, die darauf abzielen, Soziale Innovationen zu entwickeln. Die Auswahl für die Konzept- und die Erprobungsphase erfolgte über einen partizipativen Bewertungsprozess. Die im Ideenwettbewerb zu behandelnden Herausforderungen sind auf drei Themenbereiche aufgeteilt. Themenbereich A befasst sich mit Sozialen Innovationen an der Schnittstelle virtueller und realer Räume, Themenbereich B mit dem Austausch zwischen Stadt und Land und Themenbereich C widmet sich dem Austausch zwischen Jung und Alt. Auch die Projekte selbst arbeiten unter Einbeziehung unterschiedlicher Akteursgruppen. Das digitale Dorf-Mobil besucht beispielsweise Orte im ländlichen Raum, um junge und alte Menschen mit einem attraktiven Angebot zur Medienkompetenz zusammenzubringen.

Nachhaltige Stadtentwicklung

Im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahmen „Nachhaltige Transformation urbaner Räume“ sowie Umsetzung der Leitinitiative Zukunftsstadt (2016-2024) der sozial-ökologischen Forschung wurden Vorschläge für Transformationsprozesse in urbanen Räumen gemeinsam mit Kommunalverwaltungen, der organisierten Zivilgesellschaft sowie Bürgerinnen und Bürgern entwickelt und getestet. Der Entwicklungsphase folgte die Transfer- und Umsetzungsphase, zum Beispiel mit Reallaboren, sowie die Verstetigung nach Laufzeitende.

Mit dem Wettbewerb „MobilitätsWerkStadt 2025“ (2020-2026) bietet das BMBF Kommunen die Möglichkeit, in Forschungsprojekten lokal angepasste Mobilitätskonzepte zu erarbeiten, diese in Reallaboren vor Ort umzusetzen und zu erproben und hierdurch ein nachhaltiges Mobilitätsmanagement für die Zukunft zu entwickeln.

Auch Bürgerräte werden weiter im BMBF erprobt. So erarbeitet ab Herbst 2023 der Bürgerrat „Partizipative Verkehrswende“ im Rahmen des BMBF-Projektes „WiSEV – Wirkung kommunaler Verkehrswendeprojekte steigern, evaluieren, visualisieren“ (2022-2024) Vorschläge wie durch Bürgerbeteiligung legitimierende Veränderungen der kommunalen Mobilitätsangebote erreicht und dadurch die gesellschaftliche Akzeptanz von Verkehrswendemaßnahmen gesteigert werden können.

Energiewende

Das Kopernikus-Projekt „Ariadne“ (2020-2023), Phase II geplant 2023-2026) untersucht, mit welchen politischen Instrumenten die Energiewende erfolgreich gestaltet werden kann. Dabei werden von Anfang an Bürgerinnen und Bürger beteiligt. In den verschiedenen Deliberationsformaten werden dabei nicht nur verschiedene Sichtweisen diskutiert und transparent gemacht, sondern auch konkrete Politikpfade für den Bereich Strom und Verkehr erarbeitet. Die Ergebnisse aus der Bürgerdeliberation werden mit vielfältigen weiteren Forschungsarbeiten des Projekts kombiniert, um effektive und gesellschaftlich tragfähige Optionen zur politischen Gestaltung der Energiewende zu entwickeln.

Klinische Forschung

Mit der seit 2013 in jährlichem Turnus ausgeschriebenen Fördermaßnahme „Klinische Studien mit hoher Relevanz für die Patientenversorgung“ werden bereits seit Jahren Projekte unterstützt, die die Bedürfnisse und Erfahrungen betroffener Patientinnen und Patienten besonders berücksichtigen. Mit dem neuen Modul „Patientenbeteiligung in der Konzeptentwicklungsphase“ können Betroffenen sowie weitere relevante Beteiligte wie pflegende Angehörige, Pflegefachkräfte oder auch Patientenvertretungen schon bei der Planung eines Projektes eine aktive Rolle spielen. Zum Beispiel wird im Projekt „DECIDE-SR“ ein Konzept entwickelt, wie auch Menschen mit einer Demenz aktiv in die Planung systematischer Übersichtsarbeiten (systematisches Review) eingebunden werden können. In der Übersichtsarbeit selbst soll dann systematisch untersucht werden, welche Verfahren und Maßnahmen sich am besten eignen, Menschen mit Demenz unnötige Krankenhausaufenthalte zu ersparen. In Deutschland leben aktuell etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenzsymptomen.

Pflegeforschung

Im Rahmen des Clusters „Zukunft der Pflege“ (2017-2024) werden Soziale und technische Innovationen in der Pflege zusammengebracht: Forschung, Wirtschaft und Pflegepraxis arbeiten gemeinsam mit Anwenderinnen und Anwendern an neuen Produkten, die den Pflegealltag in Deutschland erleichtern und verbessern sollen. Um den Nutzen und mögliche Risiken zu erkunden, wirken Pflegefachpersonen in maßgeschneiderten Formaten bei der Suche und Auswahl, der Sondierung belastender und unterstützender Effekte sowie der Evaluation von Pflegetechnologien mit. Auch Angehörige pflegebedürftiger Menschen werden bei der Auswahl und Erprobung digitaler Technologien etwa von Besuchs- und Kommunikations-Apps eingebunden.

Photonik

In der Förderrichtlinie „Open Photonik Pro“ (2019-2023) des BMBF wurden neue Formen der Zusammenarbeit von Maker- und Gründerszene mit Wissenschaft und Wirtschaft etabliert. Dies hat sich als besonders fruchtbare Form der Partizipation erwiesen: Die Beteiligten haben zusammen neue Innovationspfade erschlossen und Innovationszyklen verkürzt. Ein gutes Beispiel hierzu liefert das Projekt „Optocubes“. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurden hier ab 2020 sechs Makeathons organisiert, die schnell zu innovativen Lösungen für medizinisches Fachpersonal wie zum Beispiel Faceshields mit Adaptern für OP-Stirnlampen geführt haben. Eine wesentliche Voraussetzung für solche neuen Formen der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft mit Bürgerinnen und Bürger sind quellenoffene und frei verfügbare (Open Source), einfach zu bedienende und preiswerte Komponenten und Systeme.

Sicherheitsforschung

Wie kann die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger verbessert werden? Was kann die Forschung tun, um Katastrophen zu verhindern und Rettungskräfte im Einsatz bestmöglich zu schützen und auszustatten? Diesen und anderen Fragen widmen sich die Projekte der Förderrichtlinie „SifoLIFE – Demonstration innovativer, vernetzter Sicherheitslösungen“ (seit 2019). Damit unterstützt das BMBF Kommunen bei der Entwicklung und Erprobung neuer Sicherheitslösungen, um besser auf Krisen und ihre Folgen vorbereitet zu sein. Da Sicherheit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, werden die Projektbeteiligten von Behörden, Einsatzkräften, Betreibern kritischer Infrastrukturen, Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft aber vor allem auch von Bürgerinnen und Bürgern bei der Ausgestaltung der ganzheitlichen Ansätze unterstützt.

Quantentechnologien

Partizipation ist auch in grundlagennahen Forschungsbereichen möglich. Erreicht werden kann dies insbesondere durch innovative Outreach-Konzepte. Ein erfolgreiches Beispiel hierfür ist die Förderrichtlinie „Quantum aktiv“ (2020-2023), bei der unter anderem Mitmach-Exponate, Spiele sowie Lehr- und Lernmaterial für unterschiedliche Zielgruppen realisiert wurden. Hiermit können Quantentechnologien einer breiten Öffentlichkeit anschaulich vermittelt, und so auch ein kreativer und involvierender Zugang zu dieser Zukunftstechnologie geschaffen werden. In einem weiteren Schritt sollen durch die in 2022 veröffentlichte Förderrichtlinie „Quantum aktiv – Outreach-Konzepte und Open Innovation für Quantentechnologien“ neue Innovationspfade geöffnet und die aktive Beteiligung einer breiten Öffentlichkeit am Innovationsprozess ermöglicht werden.

Technik- bzw. Innovationsfolgenabschätzung

Im Rahmen der Förderrichtlinie „INSIGHT - interdisziplinäre Perspektiven des gesellschaftlichen und technologischen Wandels“ (2021-2024) fördert das BMBF multiperspektivische und interdisziplinäre Einzel- und Verbundvorhaben, die zukünftige Herausforderungen und Chancen technischer wie Sozialer Innovationen analysieren und entsprechende Handlungsempfehlungen entwickeln. Dabei steht gerade die Einbeziehung und Verknüpfung unterschiedlicher Wissenschaftsbereiche im Vordergrund. Da INSIGHT bei den Innovationsprozessen insbesondere auch die gesellschaftlichen Auswirkungen in den Blick nimmt, sind partizipative Ansätze in den Projekten naheliegend und erwünscht. Mit partizipativen Verfahren können Handlungsoptionen der Forschungs- und Innovationspolitik direkt mit Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet und reflektiert werden. Der Mehrwert von partizipativen Verfahren in Projekten muss stets klar herausgearbeitet werden. Aktuell (2021-2024) werden vor allem Vorhaben aus den Themenfeldern „Digitale Bildung", „Wasserstoff" oder „Folgenabschätzung von Fallbeispielen Sozialer Innovationen" gefördert.