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Verschwörungstheorien auf der Spur : Datum: , Thema: Aktuelles

Das europäische Programm COST hilft Forschenden dabei, sich über Grenzen hinweg zu vernetzen. Davon hat auch des Projekt COMPACT profitiert, das gebündelte Erkenntnisse über Verschwörungstheorien vorgelegt hat. 

Kompass
© Adobe Stock / xtock

Mit seinen gebündelten Erkenntnissen über Verschwörungstheorien leistet COMPACT zudem einen wichtigen Beiträg für den Dialog zwischen Politik und Gesellschaft, aber auch zwischen Bürgerinnen und Bürgern. 

Mit rund 150 Forschenden in 35 europäischen Ländern haben der Brite Peter Knight und sein deutscher Partner Michael Butter 2016 bis 2020 das Netzwerk-Projekt COMPACT auf die Beine gestellt, das aus unterschiedlichsten Blickwinkeln Verschwörungstheorien in den Fokus genommen hat. Butter ist Professor für amerikanische Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen; Knight lehrt amerikanische Studien an der Universität Manchester in Großbritannien. Mit COMPACT konnten die beiden Wissenschaftler über viele Länder hinweg verstreutes Wissen zu diesem topaktuellen Thema bündeln.

Unterschiedliche Blickwinkel auf Verschwörungstheorien

Zunächst mussten die Mitglieder des Netzwerks natürlich abgrenzen, was eine Verschwörungstheorie überhaupt ausmacht. Zugrunde legten sie die Definition, dass es sich in der Regel um Überzeugungen von einzelnen Personen handelt, die davon ausgehen, dass bestimmte Ereignisse hinter den Kulissen durch mächtige Kräfte manipuliert werden. Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Verschwörungstheorien: Solche, die als harmlose Unterhaltung eingestuft werden können und solche, die durch die Verbreitung von „fake news“ und gezielter Desinformation – vor allem im Internet – gefährlich sein können, da sie das Vertrauen in die Wissenschaft schwächen, für eine Entfremdung von der Politik sorgen und sogar Gewalt provozieren können. Das COMPACT-Netzwerk hat die Hintergründe und die Wirkungsweise von Verschwörungstheorien aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln aktuell beleuchtet. 

Über vier Jahre hinweg haben sich vor allem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der COST-Förderung in verschiedenen Forschungszentren besuchen und so unmittelbar und persönlich über ihre laufenden Forschungsarbeiten austauschen können. Ihre Ergebnisse haben sie bei eigenen Veranstaltungen mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren aus Medien, Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaftskommunikation und Bildung geteilt und so – über den rein wissenschaftlichen Kontext hinaus – in die Gesellschaft getragen.

Handbuch und Leitfaden zum Umgang mit Verschwörungstheoretikern

Zu den greifbaren Ergebnissen der COST-Aktion zählen ein Handbuch und ein kompakter Leitfaden zum Umgang mit Verschwörungstheorien, der in sieben Sprachen übersetzt wurde. Eine fünfteilige Podcast-Reihe mit dem Titel „Expert Guide to Conspiracy Theories“ haben Hörerinnen und Hörer bereits mehrere zehntausend Male heruntergeladen. Nicht zuletzt daran zeigt sich die Aktualität des Themas: Der Ausbruch der Covid-19-Pandemie hat Verschwörungstheorien auf der ganzen Welt enorm verstärkt. Das COST-Netzwerk trifft also auch nach seiner offiziellen Förderlaufzeit den Nerv der Zeit. 

Nicht nur die Politik ist auf eine sachlich-fachliche Expertise im Umgang mit diesem Phänomen angewiesen. Bereits jetzt haben sowohl die UNESCO als auch die EU-Kommission das Wissen dieser COST-Aktion für Empfehlungen und begleitende Informationen rund um Verschwörungstheorien in Zusammenhang mit dem Corona-Virus genutzt. Beide Institutionen möchten den Bürgerinnen und Bürgern auf diese Weise  ermöglichen, Verschwörungstheorien richtig einzuordnen und bei Begegnungen im Alltag gut informiert und ganz individuell mit kritischem Denken und Empathie auf sie zu reagieren.

Das COMPACT-Netzwerk wird auch nach der Projektlaufzeit noch fortbestehen und sein Wissen weiterhin über eine Website der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

COST – Initiative für wissenschaftliche Zusammenarbeit in Europa

COST ist ein eigenständiges zwischenstaatliches Förderprogramm, das seit 1971 von den Mitgliedstaaten über die europäische Union hinaus gestaltet und betreut wird. Ein zentrales Merkmal ist dabei die Themenoffenheit („bottom up“): Zu allen wissenschaftlichen Themen aus Grundlagen- und angewandter Forschung vernetzen sich Forschende und je nach Bedarf andere Akteurinnen und Akteure in sogenannten COST-Aktionen. Über vier Jahre entwickeln die COST-Aktionen Grundlagen für weitere Zusammenarbeit. Häufig finden Empfehlungen und Entwicklungen Eingang in den Alltag der Menschen in Europa.
COST stärkt die Kooperation der Forschung in Europa, insbesondere zwischen den traditionell forschungsstärkeren Staaten und bislang -schwächeren Staaten, wie zum Beispiel zwischen Mittel- und Osteuropa. Darüber hinaus fördert COST besonders Nachwuchsforschende. Ebenso wird in COST-Aktionen auf eine ausgewogene Beteiligung von Frauen und Männern geachtet.