Neutronenquelle seit 1971: Der Hochflussreaktor in Grenoble : , Thema: Forschung
Forschung mit Neutronen ist für die modernen Lebenswissenschaften und die Materialforschung unerlässlich. An den Messplätzen der Neutronenquelle des Instituts Laue-Langevin (ILL) finden sich dafür optimale Forschungsbedingungen.
Die elektrisch ungeladenen Neutronen sind neben den positiv geladenen Protonen Bestandteile der Atomkerne. Sie können tief in Materialproben eindringen und dienen daher zur Untersuchung einer breiten Palette von Forschungsobjekten. Neutronen eignen sich als Sonden sowohl für Physik, Chemie, Material- und Energieforschung als auch für die Lebenswissenschaften Biologie und Medizin sowie für archäologische und kunstgeschichtliche Untersuchungen.
Das Institut Laue-Langevin (ILL) im französischen Grenoble ist seit über vierzig Jahren führend auf dem Gebiet der Neutronenforschung und -technologie und beherbergt mit dem Hochflussreaktor HFR die derzeit leistungsstärkste Forschungsneutronenquelle weltweit.
Der HFR versorgt dauerhaft etwa 40 Experimentierplätze, an denen jährlich rund 1500 Experten aus mehr als 40 Ländern wissenschaftliche Untersuchungen durchführen. Forschende aus allen Mitgliedsstaaten und wissenschaftlichen Partnerländern können die Einrichtungen am ILL nutzen.
Das ILL ist ein internationales Forschungszentrum, das Deutschland, Frankreich und Großbritannien als Gesellschafter betreiben. Daneben beteiligen sich zwölf weitere Länder als wissenschaftliche Mitglieder an der Finanzierung. Deutschland finanziert rund 20,5 Millionen Euro des Grundhaushalts (Stand 2014). Zusätzlich fördert das Bundesforschungsministerium Universitätsprojekte am HFR, in den Jahren 2010 bis 2014 mit rund 6,04 Millionen Euro.
Neben dem ILL stehen außerdem die Forschungsreaktoren München II in Garching und BER II in Berlin als nationale Einrichtungen zur Forschung mit Neutronen zur Verfügung. Zurzeit wird in Südschweden die Europäischen Spallationsquelle ESS errichtet, die weltführende Neutronenquelle der nächsten Generation.