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Die meisten Berufe in Deutschland werden dual erlernt. Rund eine halbe Million Menschen startet jedes Jahr mit einer solchen dualen Berufsausbildung, meistens einfach Ausbildung genannt, im Handel, in der Industrie, im Handwerk, in der Landwirtschaft, den freien Berufen oder dem öffentlichen Dienst ins Berufsleben. Zwei Drittel einer dualen Ausbildung finden in der Praxis, und damit überwiegend oder vollständig im Betrieb, statt.
Für diese zwei Drittel bestimmt der Bund die Regeln mit dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Auch die Ausbildungs- und Prüfungsinhalte werden durch den Bund in sogenannten Ausbildungsordnungen und Ausbildungsrahmenplänen gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden und Arbeitnehmerorganisationen festgelegt. Dies stellt sicher: Eine duale Ausbildung folgt in ganz Deutschland den gleichen Regeln. Man erwirbt mit ihr eine umfassende Qualifikation, die in der Wirtschaft auch gebraucht wird.
Auch Auszubildende in einer dualen Ausbildung gehen in die Schule. Ungefähr ein Drittel ihrer Ausbildungszeit haben sie Unterricht. Für die Berufsschulen sind die Länder zuständig. Hier können insbesondere die praktisch erlernten Inhalte noch einmal strukturiert und begleitet werden. Die Abschlussprüfungen bei den zuständigen Stellen folgen dann wieder alleine Bundesrecht, und damit deutschlandweit denselben Standards und Regeln.
Das deutsche System der dualen Berufsausbildung ist weltweit anerkannt und zum Vorbild für andere Länder geworden.
Die gesetzlichen Grundlagen
Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) und die Handwerksordnung (HwO) enthalten die gesetzlichen Regelungen für den betrieblichen Teil der dualen Berufsausbildung. Grundlage für die Berufsausbildung im Betrieb sind Ausbildungsordnungen, die vom Bund für jeden einzelnen Ausbildungsberuf erlassen werden. Diese Ausbildungsordnungen beschreiben den jeweiligen Ausbildungsberuf und legen die hierfür zu erwerbenden Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten für alle verbindlich fest. Sie führen zu bundesweit anerkannten Berufsabschlüssen.
Berufsbildung in Zahlen:
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682000
junge Menschen starteten im Jahr 2022 eine Berufsausbildung.
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473000
Anfängerinnen und Anfänger starteten eine Berufsausbildung im dualen System.
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91,5
% der Abschlussprüflinge haben im Jahr 2022 ihre Abschlussprüfung erfolgreich abgelegt., davon 90 Prozent direkt im ersten Versuch.
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74
% beträgt die Übernahmequote nach erfolgreichem Abschluss der dualen Berufsausbildung.
Was regelt das BBiG noch?
Teilzeitberufsausbildung als Chance
Individuelle Lebensumstände können möglicherweise eine Vollzeit-Berufsausbildung erschweren oder sogar unmöglich machen. Eine Teilzeitberufsausbildung ist hier die geeignete Ausbildungsform. Seit dem 1. Januar 2020 darf grundsätzlich jeder und jede Auszubildende den betrieblichen Teil der dualen Ausbildung in Teilzeit absolvieren, wenn der Betrieb einverstanden ist.
Duales Studium als Alternative
Leistungsstarke können bei einem ausbildungsintegrierenden dualen Studium einen Doppelabschluss erwerben: Einen Hochschulabschluss und den Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf.
Abiturientenprogramme kombinieren Aus- und Fortbildung. Nach Abschluss verfügen Teilnehmende über einen höheren Berufsabschluss und erste wichtige Praxiserfahrungen.
Berufsausbildung im Ausland
Auszubildende können mit Zustimmung des Ausbildungsbetriebs bis zu einem Viertel der in der Ausbildungsordnung festgelegten Ausbildungsdauer im Ausland absolvieren. Wichtig zu wissen ist, dass der Auslandsaufenthalt die Ausbildung nicht unterbricht. Förderprogramme ermöglichen Auslandsaufenthalte in EU-Ländern und auch weltweit.
Wie viel verdienen Auszubildende?
Auszubildende erhalten von ihrem Ausbildungsbetrieb eine angemessene Vergütung. Den Anspruch auf Vergütung regelt das BBiG. Maßgeblich für die Höhe der Vergütung ist die Branchenzugehörigkeit des Ausbildungsbetriebes. Die Vergütung ist dann angemessen, wenn Ausbildende die tarifvertraglich festgelegte Vergütung zahlen.
Nicht tarifgebundene Ausbildungsbetriebe müssen für ab dem 1. Januar 2020 abgeschlossene Ausbildungsverträge mindestens die gesetzliche Mindestvergütung zahlen. Die höher der Mindestvergütung hängt davon ab, in welchem Kalenderjahr die Ausbildung beginnt.
Wenn der ausbildende Betrieb tarifgebunden ist, gilt die tariflich festgesetzte Höhe. Tarifverträge haben insoweit Vorrang vor der Mindestvergütung.
Der Karriereturbo mit der höherqualifizierenden Berufsbildung:
Die höherqualifizierende Berufsbildung nach dem BBiG (und der HwO) ist ein eigenständiges, mehrstufiges System von bundesweit geregelten beruflichen Fortbildungsqualifikationen. Es bietet gleichwertige Entwicklungsmöglichkeiten wie bei einem Hochschulstudium.
Diese Abschlüsse befähigen zu anspruchsvollen Fach- und Führungsaufgaben und führen, wie statistisch belegt ist, früher zu Personalverantwortung als bei einem akademischen Abschluss. Damit geht auch ein besserer Schutz vor einem Arbeitsplatzverlust einher.
Welche Fortbildungsstufen gibt es im BBiG?
Es gibt folgende Abschlussbezeichnungen:
- die erste Fortbildungsstufe: der Geprüfte Berufsspezialist/die Geprüfte Berufsspezialistin,
- die zweite Fortbildungsstufe: der Bachelor Professional und
- die dritte Fortbildungsstufe: der Master Professional
Quiz
FrageFrage: 1von 3
Es gibt in Deutschland über 320 anerkannte Ausbildungsberufe.
Das Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG)
Ab 2025 starten wir durch das BVaDiG ein neues Verfahren zur Feststellung der Kompetenzen von Personen über 25 Jahren, die zwar nicht über einen formalen Berufsabschluss verfügen, aber über langjährige Berufserfahrung. Mit dieser Validierung können sie ihre in der Praxis erworbenen Kompetenzen mit den Anforderungen eines dualen Ausbildungsberufs vergleichen und bewerten lassen.
Fragen und Antworten zum BVaDiG
In den FAQ finden Sie Wissenswertes zum BVaDiG.
Redaktionsschluss dieses Textes: 01.11.2024