Wissenschaftlicher Nachwuchs in Geisteswissenschaften : , Thema: Forschung
In Talente investieren – neue Karrierewege öffnen: Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist in zentrales Anliegen des Rahmenprogramms Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
Bei der Förderung des Nachwuchses in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften setzt das Bundesforschungsministerium (BMBF) vor allem auf strukturbildende Förderinstrumente, wie die Förderung von Forschergruppen, Verbünden oder Institutionen. Der Schwerpunkt der Nachwuchsförderung liegt auf der Schlussphase der Promotion sowie auf der Zielgruppe der Postdoktoranden.
Förderung von selbstständigen Nachwuchsgruppen
Ein Förderweg ist die Einrichtung von selbstständigen Nachwuchsgruppen. Dabei wird ein erfahrener Postdoktorand Leiter oder Leiterin einer Gruppe, die gemeinsam eine Forschungsfrage bearbeitet und sich zugleich qualifiziert. Dieses Modell wird derzeit in den Förderschwerpunkten "Europa von außen" und "eHumanities" sowie in der "Islamischen Theologie" erfolgreich erprobt.
Auch in die internationalen Kooperationsprojekte, die das BMBF fördert, ist Nachwuchsförderung integriert: Im deutsch-französischen Verbundprojekt von Geistes- und Sozialwissenschaftlern "Saisir l'Europe" werden Stipendien für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgeschrieben. Auch die Max Weber Stiftung bietet (Reise-)Stipendien an. Zum Angebot des BMBF zählt darüber hinaus das Postdoktoranden-Stipendienprogramm der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Einbindung der Nachwuchsförderung in die Projektförderung in den Regionalstudien (area studies).
Schnittstelle zur Informatik
Um speziell den wissenschaftlichen Nachwuchs an der Schnittstelle von Informatik und Geistes- und Sozialwissenschaften zu stärken, hat das BMBF in der 2013 veröffentlichten Bekanntmachung zu den "eHumanities“ eigene Förderlinie für den wissenschaftlichen Nachwuchs eingerichtet. In den zur Förderung ausgewählten Forschungsprojekten leiten Postdocs mehrere Promovierende bei der Bewältigung einer Forschungsaufgabe an, die sowohl der Informatik als auch einem geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fach zugehörig ist. Mit diesen fachübergreifenden Qualifizierungsmöglichkeiten treibt das BMBF die Entwicklung der eHumanities, die kein eigenes Fachgebiet bilden, weiter voran.
Förderung der "Kleinen Fächer"
Um die frühe Ausbildung des eigenen wissenschaftlichen Profils ermöglichen und die Leistungen "Kleiner Fächer" über exzellente Köpfe sichtbar zu machen, fördert BMBF die Zukunftsträgerinnen und Zukunftsträger der "Kleinen Fächer" mit ihren innovativen Forschungsideen und stärkt dabei die Forschungsrahmenbedingungen. Mit der Förderung erhalten in den nächsten drei Jahren jährlich bis zu 10 exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus den "Kleinen Fächern" die Möglichkeit, sich für den Zeitraum von drei Jahren an einer Universität oder Forschungseinrichtung in Deutschland mit selbstgewählten, vielfältigen Forschungsfragen zu beschäftigen.
Das deutsch-französische Netzwerk "Saisir l’Europe"
"Sozialstaat", "Nachhaltigkeit" und "urbane Gewalträume" – das sind die drei Forschungsschwerpunkte des Netzwerks „Saisir l’Europe – Europa als Herausforderung“, das 2012 seine Arbeit aufgenommen hat. Ziel des Netzwerks ist es, die Kategorien, Methoden und Deutungsmuster zu reflektieren, in denen zentrale und aktuelle Probleme des Kontinents verhandelt werden, sowie die empirische Wissensbasis darüber zu erweitern.
Jedes Thema wird von einer interdisziplinären und internationalen Gruppe von Nachwuchswissenschaftlern aus den Geistes- und Sozialwissenschaften verfolgt. Das Netzwerk setzt sich aus sieben deutschen und französischen Einrichtungen zusammen: Humboldt-Universität zu Berlin, Centre Marc Bloch, Goethe-Universität Frankfurt, Institut Français d’Histoire en Allemagne, Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne, Deutsch-Historisches Institut (Paris) und Fondation de la Maison des sciences de l’homme. "Saisir l’Europe" wird insgesamt mit rund 2,3 Millionen Euro gefördert.