Gegen die Vermüllung der Meere : , Thema: Forschung
Hausmüll, Fischereinetze oder Ölkatastrophen – seit Jahrzehnten schlucken die Ozeane alles, was Menschen produzieren, konsumieren und entsorgen. Die Meere vermüllen. Doch die Grenzen der ökologischen Selbstreinigung sind längst überschritten.
Plastikteile, die bis zu neunzig Prozent des Mülls in Meeren und an Stränden ausmachen, belasten die marine Flora und Fauna. Jeder kennt die Bilder von „Plastikinseln im Meer“, verendeten Meerestieren, die sich in Geisternetzen verfangen haben oder Seevögeln, die Plastikpartikel mit Nahrung verwechseln.
Mikroplastik in Cremes und Duschgels
Doch die Probleme enden nicht bei den „sichtbaren Müllhalden“ im Meer: größere Kunststoffteilchen zerfallen durch UV-Strahlung und Wellenschlag in kleinere Fragmente; sind sie kleiner als 5 mm spricht man von Mikroplastik. Bis zur vollständigen Zersetzung vergehen Jahrhunderte. Einträge dieser Kleinstpartikel erfolgen unter anderem über die Kosmetikindustrie, die Mikroplastik in Cremes oder Duschgels verwendet. Aber auch durch Waschen von Fleecekleidung oder Reifenabrieb gelangen Mikroplastikpartikel in unser Abwasser und damit ins Meer.
Internationale Richtlinien erarbeiten
Es bedarf abgestimmter Anstrengungen und der Erarbeitung internationaler Richtlinien, um auch in Zukunft die Meere nachhaltig nutzen zu können. Grundlage dafür bildet eine intensivierte Forschung, da wir noch immer zu wenig über die Auswirkungen von Mikroplastik auf die marinen Ökosysteme wissen. Unter dem Dach der europäischen Joint Programming Initiative „Productive and Healthy Seas and Oceans (JPI OCEANS) startet das Bundesforschungsministerium (BMBF) in Zusammenarbeit mit elf weiteren Forschungsförderorganisationen aus neun europäischen Ländern eine Pilotmaßnahme zum Thema „Mikroplastik in marinen Systemen“.
Toxikologische Effekte
Ziel ist die Entwicklung einer einheitlichen Messmethodik, um analytische Grundlagen für die Vergleichbarkeit von wissenschaftlichen Untersuchungen, aber auch für das Monitoring, zu schaffen. Des Weiteren soll herausgefunden werden, wie sich die Partikel in der marinen Umwelt verbreiten und welche toxikologischen Effekte sie auf marine Organismen haben. International werden zunächst 7 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Die Ergebnisse aus den geförderten Projekten sind ein zentraler Beitrag zu einem gemeinsamen Aktionsplan der beteiligten Länder auf diesem Gebiet.