ITA-Vorhaben
Im Januar 2019 sind achtzehn vom BMBF für eine zweijährige Förderung ausgewählte ITA-Vorhaben gestartet. Neben einem themenoffenen Feld sind die Projekte in fünf Themenbereiche gegliedert.
Themenfeld 1: Künstliche Intelligenz und virtuelle Realitäten
Konvergenz in KI und moderner Humangenomik
Chancen und Herausforderungen der Konvergenz von künstlicher Intelligenz, moderner Humangenomik und Genom-Editierung – Deepen Genomics
Dr. Harald König
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
(Projektkoordination)
Dr. Nils Heyen
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)
(Projektpartner)
Thema und Ziel des Vorhabens
Es ist eine zentrale Herausforderung der modernen Genomforschung, zu verstehen und vorherzusagen, wie genetische Unterschiede zwischen Menschen komplexe Merkmale – einschließlich Anfälligkeiten für Krankheiten – bestimmen. Trotzdem werden ursächliche Zusammenhänge oft wenig oder gar nicht verstanden, weshalb viele Hoffnungen auf Anwendungen unerfüllt bleiben. Ziel des Vorhabens ist es, die Konvergenz von Künstlicher Intelligenz – insbesondere in Form des sogenannten „Deep Learning“ – mit rasch fortschreitenden Entwicklungen der Genomanalyse und -editierung auf ihr Potenzial zu untersuchen, diese Herausforderung zu lösen. Außerdem sollen damit verbundene ethische, gesellschaftliche und politische Implikationen aufgezeigt werden.
Vorgehen und Methodik
Konvergierende technische Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz und Genomforschung sollen einer möglichst konkreten und sachlichen interdisziplinären Analyse unterzogen werden. Dabei wird auch das sie jeweils treibende Innovationssystem untersucht. Sowohl Akteure als auch potenziell neu zu erwerbendes Wissen sowie mögliche Anwendungen werden evidenzbasiert analysiert – unter anderem über Publikations- und Patentanalysen wie auch durch die Einbeziehung internationaler Expertinnen und Experten. Hierdurch sollen realistische kurz- bis mittelfristige Potenziale für Anwendungen und die mit ihnen verbundenen Chancen und spezifischen ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen aufgezeigt werden. Diese Analysen bilden schließlich die Grundlage dafür, politische Handlungsfelder zu identifizieren und Governance-Optionen zu erarbeiten.
Politische Relevanz
Die zu erwartenden Ergebnisse sollen wichtige Informationen liefern zu den Akteuren, die die Entwicklungen treiben, zum Potenzial für mögliches neues Wissen und zu kurz- bis mittelfristig realisierbaren Anwendungen und den damit verbundenen ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Diese könnten insbesondere in Bezug auf offene Forschungs- und Entwicklungsfragen und geeignete Fördermaßnahmen von Bedeutung sein – sowohl hinsichtlich von Grundlagen- und translationaler Forschung als auch für die ELSA-Forschung (Ethical, Legal and Social Aspects).
Praktische Relevanz
Die Ergebnisse können dazu beitragen, wissenschaftlich-technische Entwicklungen und ihre Risiken zu identifizieren sowie – in Bezug auf Anwendungsnähe – ihre kurz- bis mittelfristige gesellschaftliche Relevanz besser einzuschätzen. Identifizierte Nutzungspotenziale und -risiken könnten zur Gestaltung von Rahmenbedingungen (inklusive gesellschaftlicher Deliberationsprozesse, Forschungs- und Entwicklungsförderung oder Regulierung) für die verantwortliche Entwicklung entsprechender Innovationssysteme und Märkte beitragen.
Partizipative Elemente
Das Projekt enthält keine partizipativen Elemente im Sinne der Einbindung von Stakeholdern außerhalb von Forschung und Entwicklung. Beteiligt werden allerdings Expertinnen und Experten in Fach-Workshops zur Analyse wissenschaftlich-technischer Entwicklungen sowie von ethischen und gesellschaftlichen Fragen.
Kontaktinformationen:
Dr. Harald König | Tel.: +49 721 60823293 | h.koenig@kit.edu
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Aufsteigendes Bewusstsein in der KI
Abklärung des Verdachts aufsteigenden Bewusstseins in der Künstlichen Intelligenz – KI-Bewusstsein
Prof. Dr. Karsten Wendland
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Was ist dran an der Idee, dass Künstliche Intelligenzen ein eigenes Bewusstsein erlangen können? Forschergruppen weltweit arbeiten aktiv darauf hin, „bewusste“ Maschinen zu bauen. Andere sind überzeugt davon, dass es niemals bewusste KI geben wird, auch wenn es uns so erscheinen könnte.
Das Vorhaben untersucht und kartiert, welche Gruppen wissenschaftlich, wirtschaftlich und weltanschaulich zu aufsteigendem Bewusstsein in der KI arbeiten. Es fragt danach, welche Motive, Intentionen und weltanschaulichen Verankerungen jeweils dahinterstecken und welche Zukunftsszenarien angedacht sind oder auch in Zweifel gezogen werden. Dabei werden sowohl technische Entwürfe abgeklärt als auch Mythen und Narrative hinterfragt, die in die Welt gesetzt werden und bestimmte Zuschreibungen auslösen – etwa auch in den Tagesmedien.
Vorgehen und Methodik
Das Vorhaben basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz, der wiederum auf einer systematischen Untersuchung laufender Diskurse aus den Spezialdisziplinen, Experteninterviews sowie einer bibliometrischen Medienanalyse beruht und die jeweiligen Ergebnisse synthetisiert. Anschließend werden Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Positionen in einem dezentral moderierten Dialog zueinander gebracht: Hier werden Einschätzungen, Haltungen und Streitfragen zum Bewusstsein in der KI geklärt, bearbeitet und schließlich in einem gemeinsamen Symposium (Präsenzveranstaltung) zusammengeführt.
Ein empirisches Monitoring tagesaktueller Berichterstattungen und Mythen zu KI-Bewusstsein begleitet das Vorhaben. Dabei wird aus dem Projekt heraus zu den Medienberichten Stellung aus wissenschaftlicher Sicht bezogen und damit eine wichtige Orientierung gegeben.
Politische Relevanz
Aus dem Vorhaben resultiert eine fundierte und verständliche Orientierung zu „KI und Bewusstsein“. Hiermit sollen irreführende Vorstellungen und Narrative entmystifiziert und Möglichkeiten zur Gestaltung einer lebenswerten digitalen Zukunft aufgezeigt werden, in der KI einen funktionalen Charakter zugewiesen bekommt.
Darüber hinaus wird der Foresight-Aufgabe zugearbeitet, für den Fall sich verdichtender Hinweise auf eine tatsächlich entstehende bewusste KI entsprechend zu reagieren und Maßnahmen im politischen Raum anzuregen.
Praktische Relevanz
Praktische Relevanz und gesellschaftlicher Nutzen liegen darin, die Kompetenz von Bürgerinnen und Bürgern auf allen Ebenen zu unterstützen, simuliertes Bewusstsein erkennen und zurückweisen zu können. Dies gilt auch dann, wenn es authentisch vermittelt und instrumentalisiert wird, etwa bei autonomen Robotern, vernetzten KI-Gadgets oder menschlich anmutenden digitalen sprachfähigen Assistenten. Statt einer weiteren Mystifizierung sollen KI-Bewusstseinsszenarien erkennbar und durchschaubar werden.
Partizipative Elemente
Partizipative Elemente sind zum einen die aktive Beteiligung disziplinärer Expertinnen und Experten an der Bearbeitung der Forschungsfragen durch moderierte fachübergreifende Diskurse. Darüber hinaus gibt es auf den Forschungsergebnissen basierende Dialogveranstaltungen in Schulen, Hochschulen sowie im bürgerschaftlichen Bereich.
Kontaktinformationen:
Prof. Dr. Karsten Wendland | karsten.wendland@kit.edu
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Qualität und Fairness von ADM-Systemen
Demokratische Prozesse zur Entwicklung einer Definition von Fairness- und Qualitätsaspekten von algorithmischen Entscheidungssystemen – FairAndGoodADM
Prof. Dr. Georg Wenzelburger
Technische Universität Kaiserslautern
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
ADM-Systeme (ADM steht für Algorithmic Decision Making) unterstützen die Entscheidungsfindung von Akteuren in Gesellschaft und Politik. Das Vorhaben wertet in interdisziplinärer Zusammenarbeit (Informatik, Politikwissenschaft und Ethik) eingesetzte ADM-Systeme aus und beurteilt diese unter ethischen Gesichtspunkten. Während die Informatik die Qualität und Fairness von ADM-Systemen bewertet, untersucht die Politikwissenschaft den politischen Prozess und die Regulierung der Systeme. In Kooperation mit der Ethik wird schließlich ein Leitfaden für Entscheidungen über ADM-Designs entwickelt. Außerdem werden Entscheidungsprozesse diskutiert, die den Anforderungen eines demokratischen Rechtsstaats entsprechen.
Vorgehen und Methodik
Das Projekt lässt sich in mehrere Arbeitsschritte gliedern. Zu Beginn erfolgt die mathematisch-informatische Untersuchung von Qualitäts- und Fairnessmaßen. Anschließend wird Informationsmaterial für gesellschaftliche und politische Akteure erstellt, gefolgt von der Durchführung dreier qualitativer Fallstudien zu eingesetzten ADM-Systemen und der Organisation von drei Expertinnen- und Experten-Workshops. Im letzten Schritt werden durch die intensive Diskussion der Zusammenhänge zwischen ethischen Grundkonzepten, demokratietheoretischen Überlegungen und Ergebnissen aus den Teilprojekten mögliche Leitlinien für einen demokratischen Entscheidungsfindungsprozess bei der Beschaffung von ADM-Systemen und für deren Regulierung erarbeitet.
Politische Relevanz
Der Einsatz von ADM-Systemen in Politik und Verwaltung kann für die zukünftige Innovationskraft Deutschlands hoch relevant werden. Das Forschungsprojekt schafft eine konzeptionelle Grundlage dafür, die Funktionsweise von ADM-Systemen zu verstehen und ermöglicht eine fundierte Anwendung auf der Basis demokratischer Prinzipien und ethischer Grundsätze. Es leistet somit einen Beitrag, ADM-Systeme als zuverlässige und leistungsfähige Systeme in politische Arbeitsabläufe zu integrieren.
Praktische Relevanz
ADM-Systeme nehmen den Menschen bereits in einigen Bereichen der Gesellschaft Entscheidungen ab. Die Verlagerung der Verantwortung auf ADM-Systeme bedarf einer ethischen Reflexion und der Diskussion in Politik und Gesellschaft. Ziel des Vorhabens ist es, Informationsmaterial zu erarbeiten, das dabei unterstützt zu verstehen, wie ADM-Systeme funktionieren und eingesetzt werden können. Dies ermöglicht eine gesellschaftliche und politische Diskussion darüber.
Partizipative Elemente
Drei Workshops bilden das partizipative Element des Vorhabens. Inhaltlich begleitet und reflektiert wird der Forschungsprozess durch den Diskurs mit einschlägigen Expertinnen und Experten aus Informatik, Politikwissenschaft und Ethik sowie mit Akteuren aus Politik und Gesellschaft. Weiterhin dienen die Workshops der Diskussion von Informationsmaterialien für die Öffentlichkeit, Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie Journalistinnen und Journalisten
Kontaktinformationen:
Prof. Dr. Georg Wenzelburger | Tel.: +49 631 2053840 | georg.wenzelburger@sowi.uni-kl.de
Themenfeld 2: Digitale Plattformsysteme
Regionale Plattformen für Ernährung und Mobilität
Regionale Wertschöpfungs- und Nachhaltigkeitseffekte digitaler Plattformsysteme für zukünftige Grundversorgung von Ernährung und Mobilität – regGEM:digital
Cara-Sophie Scherf
Öko-Institut e.V. Institut für angewandte Ökologie
(Projektkoordination)
Sonja Stöffler
Universität Stuttgart
Marielisa Padilla
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO)
(Projektpartner)
Thema und Ziel des Vorhabens
Im Vorhaben wird am Beispiel der Bedürfnisfelder „Ernährung“ und „Mobilität“ untersucht, welchen Beitrag regionale digitale Plattformen zur Daseinsvorsorge leisten können. Dabei soll analysiert werden, welche Faktoren die wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit digitaler Plattformsysteme beeinflussen, beispielsweise die Stärkung regionaler Wertschöpfung. Weiterhin wird betrachtet, inwiefern die regionale Einbettung die Nachhaltigkeit digitaler Plattformsysteme bestimmt und welche Rahmenbedingungen es braucht, um eine nachhaltige Ausrichtung regionaler digitaler Plattformsysteme zu unterstützen.
Vorgehen und Methodik
Aufbauend auf einem zu entwickelnden konzeptionellen Rahmen zur Analyse digitaler Plattformsysteme und ihrer Nachhaltigkeitspotenziale wird zunächst in einem Grob-Screening das breite Spektrum existierender digitaler Plattformen in den Bedürfnisfeldern „Ernährung“ und „Mobilität“ erfasst und analysiert. Anschließend werden im Rahmen von Fallstudien pro Bedürfnisfeld vier digitale Plattformen ausführlich hinsichtlich ihrer regionalen Einbettung und ihrer Nachhaltigkeitseffekte untersucht, um die Ergebnisse des Screenings hypothesengeleitet zu vertiefen. Auf Basis der empirischen Ergebnisse und des im Laufe des Vorhabens weiterentwickelten konzeptionellen Rahmens werden Handlungsempfehlungen für relevante Akteure entwickelt.
Politische Relevanz
Das Vorhaben erarbeitet erstmals direkte Bezüge zwischen den soziotechnischen Veränderungen in der Grundversorgung durch die Digitalisierung, Nachhaltigkeitseffekten durch digitale Plattformsysteme sowie deren räumlichen Disparitäten und zukünftigen „Versorgungslücken“. Es behandelt darüber hinaus gesellschaftlich und politisch bedeutsame Themen, darunter inklusives Wachstum in einer digitalen Ökonomie und nachhaltigen Entwicklung.
Praktische Relevanz
Ziel ist es, die Transformation von analogen Infrastrukturen zu digitalen Plattformsystemen als Bestandteil der gesellschaftlichen Grundversorgung zu analysieren und ihre nachhaltige Ausgestaltung zu stärken. Dabei sollen die gewonnenen Erkenntnisse des Vorhabens regionales Wachstum stärken und Versorgungsleistungen und Daseinssicherung vorantreiben. Regionale Plattformanbieter sollen gegenüber überregionalen oder internationalen Anbietern wettbewerbsfähig und wirtschaftlich werden können.
Partizipative Elemente
Das Themenfeld „Digitale Plattformsysteme“ weist eine hohe Verflechtung zwischen Wirtschaft und Gesellschaft auf. Dem wird im Vorhaben entsprechend Rechnung getragen, indem externe Akteure sowie Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft regelmäßig einbezogen werden. Unter anderem werden hierfür drei Co-Creation-Workshops mit Expertinnen und Experten, Nutzerinnen und Nutzern, regionalen Stakeholdern sowie weiteren relevanten Akteuren durchgeführt.
Kontaktinformationen:
Cara-Sophie Scherf | Tel.: +49 171 8697839 | c.scherf@oeko.de
Digitale Revolution der politischen Kultur
Digitale Revolution der politischen Kommunikation – REVOLUTION
Prof. Dr. Simon Hegelich
Hochschule für Politik an der Technischen Universität München
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Das Projekt untersucht die politische Kommunikation auf Facebook und Twitter in Deutschland. Ausgehend von der These, dass das Design der Plattformen die politische Nutzung maßgeblich bestimmt, wird untersucht, welche Effekte auf die politische Kommunikation sich mit welchen Methoden quantifizieren lassen. Wird die Kommunikation aggressiver, einseitiger und resistenter gegen Argumente? Oder gibt es einen stärkeren Austausch über ideologische Lager hinweg und einen informierten und deliberalisierten Diskurs? Vieles spricht dafür, dass beides gleichzeitig der Fall ist – was die Frage aufwirft, wie sich positive Effekte verstärken und negative eindämmen lassen.
Technische Lösungen allein sind jedoch unzureichend, da die Veränderungen der Kommunikation so tiefgreifend sind, dass eine politische Steuerung und Regulierung notwendig erscheint. Eine zentrale Frage dabei ist die Aufteilung von Verantwortlichkeit zwischen Nutzerinnen und Nutzern, Plattformbetreibern und der Politik.
Vorgehen und Methodik
Das Projekt umfasst drei Teilschritte: Quantifizierung der Effekte digitaler Plattformen auf die politische Kommunikation, Evaluation technischer Maßnahmen, Evaluation politischer Steuerung.
Ausgangspunkt für die Quantifizierung sind Thesen aus der theoretischen Betrachtung der politischen Kommunikation auf digitalen Plattformen. Dafür werden die Konzepte Filterblase, Echokammer, Polarisierung, transideologische Kommunikation und Aggressivität des Diskurses soweit operationalisiert, dass sie sich anhand von Daten der Plattformen erfassen lassen.
Für die Untersuchung der Möglichkeiten einer technischen Steuerung wird auf Pseudoexperimente zurückgegriffen: Da für das Projekt Daten über einen längeren Zeitraum zur Verfügung stehen, können im Rahmen solcher Pseudoexperimente konkrete Plattformeffekte überprüft werden, als gäbe es eine Treatment- und eine Kontrollgruppe.
Schließlich identifizieren die Forscherinnen und Forscher mögliche Maßnahmen zur Regulierung im aktuellen politischen Diskurs, um die Effekte einer politischen Steuerung zu untersuchen.
Politische Relevanz
Demokratie basiert auf der Partizipation am politischen Prozess. Wenn die Infrastruktur der politischen Kommunikation durch Nutzerinnen und Nutzer, politische Akteure und durch die ökonomischen Interessen der Plattformbetreiber disruptiv verändert wird, hat dies tiefgreifende Auswirkungen auf die Demokratie.
Ziel des Projekts ist es, diese disruptiven Prozesse durch evidenzbasierte Methoden zu analysieren und durch entsprechende Beratung einen positiven Beitrag zur Entwicklung von technischen und gesellschaftlichen Lösungen zu leisten.
Praktische Relevanz
Die Forschung zu digitalen Plattformen steckt noch in den Kinderschuhen. Die Untersuchungen sind fragmentarisch, es besteht Unklarheit über die Methoden, es fehlen Best-Practice-Beispiele. Darüber hinaus werden Daten in der Regel projektspezifisch erhoben, was Verallgemeinerungen erschwert.
Das Projekt adressiert daher mehrere zentrale Forschungslücken. Vor allem geht es darum, die Lücke zwischen theoretischen Annahmen und Empirie ein Stück weit dadurch zu schließen, dass mögliche Effekte auf die politische Kommunikation quantifiziert werden.
Aus den Projektergebnissen werden Umsetzungsempfehlungen für Nutzerinnen und Nutzer, Plattformbetreiber und die Politik abgeleitet.
Partizipative Elemente
Ziel ist es, vier Netzwerke aufzubauen beziehungsweise zu vertiefen: Politik, Medien, digitale Wirtschaft und Wissenschaft. Dafür werden die digitalen Plattformen Blog, Twitter und Facebook genutzt, um auf das Projekt aufmerksam zu machen und mit Expertinnen und Experten in den Austausch zu treten. Dabei ist entscheidend, dass echte Netzwerke entstehen, in die einerseits Informationen zum Projekt eingespeist werden, dass andererseits aber auch deutlich wird, dass Informationen aus den Netzwerken Einfluss auf den Forschungsprozess haben.
Zentrale Kommunikationsplattform ist der Blog politicaldatascience.blogspot.de mit derzeit über 8.000 monatlichen Besucherinnen und Besuchern, auf dem Informationen zum Projekt und erste Ergebnisse veröffentlicht werden.
Kontaktinformationen:
Linda Sauer | linda.sauer@hfp.tum.de
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Ethische, rechtliche und soziale Implikationen digitaler Plattformsysteme
Innovationen digitaler Plattformsysteme für die arbeitswissenschaftliche, ethische, rechtliche und soziale Zukunftsgestaltung – INDIZ
Dr.-Ing. Christopher Brandl
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Ziel des Vorhabens ist es, ethische, rechtliche und soziale Implikationen (ELSI) digitaler Plattformsysteme, welche insbesondere auch arbeitswissenschaftliche Aspekte umfassen sollen, mittels Empirie zu identifizieren, zu priorisieren und übersichtlich aufzuarbeiten. Berücksichtigt werden dabei unter anderem Fragen nach der Priorität von ELSI-Aspekten in Forschungs- und Innovationsentwicklungsprojekten sowie Fragen nach einer möglichen Weiterentwicklung von digitalen Plattformsystemen mit dem Ziel, Rahmenbedingungen für „gute Arbeit“ zu schaffen. Basierend darauf sollen Gestaltungsempfehlungen und Handlungsstrategien entwickelt werden.
Vorgehen und Methodik
Die gewählte Methodik setzt sich aus qualitativer und quantitativer Forschung im Sinne eines Mixed-Method-Ansatzes zusammen. Konkret wird die auf der Grundlage ingenieurwissenschaftlicher Risikoanalysen entwickelte Methode AMICAI mit den Instrumentenkästen der Zukunfts- und Innovationsforschung, bestehend aus Foresight, Technologiefrüherkennung und Technikbewertung, kombiniert. In diesem Kontext sind drei Meilensteine von besonderer Bedeutung: erstens die beispielhafte Erprobung der Erfassungsmethode, bestehend aus AMICAI und der Zukunfts- und Innovationsforschung, zweitens die Identifizierung, Kategorisierung und Priorisierung der ELSI digitaler Plattformen und drittens die Entwicklung von Gestaltungsempfehlungen und Handlungsstrategien.
Politische Relevanz
Es werden gesellschaftliche und politische Fragestellungen im Feld digitaler Plattformsysteme behandelt. Sie sollen unter anderem Politik und Wirtschaft dazu verhelfen, bereits ab einem frühen Zeitpunkt auf die derzeitige Entwicklung reagieren zu können. Gleichzeitig sollen die ökonomischen Potentiale digitaler Plattformen insbesondere für Firmen und Start-ups nutzbar bleiben. Konkret werden die Gestaltungsempfehlungen zum Beispiel in Form von Handlungsleitfäden für Gründer-Coachings verständlich aufbereitet.
Praktische Relevanz
Plattformbasierte Arbeit stellt die Gesellschaft vor neue technologische, organisatorische, aber auch ethische, rechtliche und soziale Herausforderungen. Es fehlen sichtbare Gesetze, Verordnungen, Tarifveränderungen und Betriebsvereinbarungen. Viele Formen der Erwerbsarbeit bieten die Möglichkeit, „digital ausgelagert“ zu werden, weswegen davon ausgegangen werden kann, dass sich das Phänomen zukünftig weiter ausbreitet. Entsprechend ist ein gemeinsamer Diskurs aller Beteiligten umso wichtiger.
Partizipative Elemente
Das Vorhaben schafft den Raum für eine gemeinsame Diskussion und einen Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern. Konkret werden beispielsweise eine Reihe von Workshops und Bürgerstammtischen geplant, bei denen die erreichten Meilensteine des Vorhabens sowie die Handlungsleitfäden diskutiert werden. Ziel ist es, die Expertensicht seitens der Forschung zu verlassen und stattdessen in unterschiedlichen Phasen des Vorhabens die Bedürfnisse, Wünsche und Ängste von Bürgerinnen und Bürgern zu berücksichtigen.
Kontaktinformationen:
Katharina Schäfer | Tel.: +49 241 80-99488 | k.schaefer@iaw.rwth-aachen.de
Themenfeld 3: Kulturelle Diversität
Kulturelle Diversität nutzen und annehmen
Diversität nutzen und annehmen. Der Übergang von MINT-Studierenden mit unterschiedlichen Diversitätsmerkmalen in Beschäftigung – DNA
Dr. Edwin Semke
IKOBE Institut für Kompetenz und Begabung gemeinnützige GmbH
(Projektkoordination)
Prof. Dr. Petia Genkova
Hochschule Osnabrück
(Projektpartner)
Thema und Ziel des Vorhabens
Das Vorhaben untersucht kulturelle Diversität unter MINT-Studierenden an bayerischen Hochschulen und MINT-Beschäftigten in Wirtschaftsunternehmen.
Dabei gilt es unter anderem herauszufinden, wie hoch die Ausprägung der kulturellen Diversität, der kulturellen Konfliktlinien (Fault Lines) und der Bedrohung durch Stereotypisierung (Stereotype Threat) für MINT-Studierende an bayerischen Hochschulen und Universitäten ist.
Ferner soll beleuchtet werden, welche entsprechenden Ausprägungen in Wirtschaftsunternehmen für MINT-Beschäftigte erfasst werden können und welche Bedingungen und Charakteristika in Betrieben die Übergänge für MINT-Absolventinnen und -Absolventen mit kulturellen Diversitätsmaßen begünstigen oder erschweren. Unmittelbar damit zusammen hängt die Frage, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen, um die kulturelle Diversität zu berücksichtigen, und wie wirksam diese Maßnahmen sind.
Vorgehen und Methodik
Um die Projektziele zu erreichen, setzen die Forscherinnen und Forscher einen Methodenmix ein. Dabei verwenden sie sowohl vorhandene Sekundärdaten als auch eigene Befragungsdaten. Durch die Kombination der Daten wird der beschränkte Stichprobenzugang kontrolliert.
Politische Relevanz
Die Ergebnisse des Vorhabens sollen das Bewusstsein für die positive Bedeutung von kultureller Diversität und ihrer sozioökonomischen Synergieeffekte schärfen und die Fähigkeiten im Umgang mit kultureller Diversität verbessern. Das Projekt ist in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung und Bildung wirksam.
Die Ergebnisse können zur Identifikation von Maßnahmen zur Berücksichtigung von kultureller Diversität oder zur Beratung genutzt werden, zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), dem Bundesverband der Personalmanager (BPM) oder Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) usw.
Praktische Relevanz
Die Ergebnisse helfen, den Übergang zwischen Studium und Arbeitsmarkt für die MINT-Absolventinnen und -Absolventen zu gestalten, die Misserfolgsquote zu reduzieren und die Zahl der potentiellen Bewerberinnen und Bewerber in Betrieben zu erhöhen. Hier hat die Steigerung der Performanz einen direkten wirtschaftlichen Nutzen.
Die Einbeziehung der Unternehmen in den Forschungsprozess, die Feedbackworkshops und die Ergebnispräsentation bei Veranstaltungen regen zur internen Auseinandersetzung mit der Thematik an und erhöhen die spezifische Sensibilität, die zur Verbesserung der Verfahren und Auswahlinstrumente beitragen kann.
Sollten tatsächlich konkrete Änderungen geplant sein, steht das IKOBE-Institut als Umsetzungspartner zur Verfügung. Die anwendungsorientierte Forschung kann so unmittelbar in die Praxis transferiert werden. Dieses Vorgehen steht in der Tradition der Aktionsforschung.
Partizipative Elemente
Die Ergebnisse werden in Workshops und Sitzungen sowohl in Hochschulen als auch in Wirtschaftsunternehmen präsentiert. Außerdem wird den Hochschulen und Unternehmen angeboten, sich an der Abschlusstagung zu beteiligen. Hierdurch erhöht sich die öffentliche Sichtbarkeit aller Beteiligten. Sollte ein substanzieller Beitrag der Beteiligten an Forschungsinhalten entstehen, werden zuständige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Co-Autorinnen und -Autoren genannt.
Kontaktinformationen:
Dr. Edwin Semke | Tel.: +49 89 18970218 | edwin.semke@ikobe.de
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Sicherheit, Effizienz und soziale Integration im Feuerwehrwesen
Organisation, Technik, Diversität: Neue Ansätze für Sicherheit, Effizienz und soziale Integration im Feuerwehrwesen – FORTESY
Prof. Dr. Ilona Horwarth
Universität Paderborn
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
FORTESY beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle Technologien im Prozess fachlicher und sozialer Integration neuer Feuerwehrleute spielen.
Ziel ist es unter anderem herauszufinden, welche Herausforderungen und Chancen sich für die Organisation Feuerwehr und ihre Mitglieder hinsichtlich der wachsenden Diversität in der Gesellschaft stellen. Ebenfalls soll untersucht werden, unter welchen Voraussetzungen es heterogenen Teams gelingt, erfolgreich zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen – gefolgt von der Identifikation von Innovationspotenzialen, die durch die Vielfalt sozialer und kultureller Hintergründe entstehen. Im Ergebnis sollen Anforderungskriterien für die Entwicklung neuer Einsatzmittel formuliert werden.
Vorgehen und Methodik
Der methodische Ansatz des Vorhabens nimmt die Routinen, Handlungspraktiken und interaktiven Dynamiken zwischen den beteiligten Akteuren in den Blick. Dies geschieht durch eine Verknüpfung quantitativer und qualitativer Forschungsmethoden (unter anderem teilnehmende Beobachtung, Experteninterviews und Diskussionsgruppen), um Organisationsstrukturen und -kulturen erheben und analysieren zu können, Ausbildungs- und Einsatzszenarien mit technischer Gerätschaft nachzuvollziehen sowie Bedingungen für sicheres und effizientes Handeln in heterogenen Einsatzteams herauszuarbeiten. Durch kommunikative Validierung erfolgt dabei eine enge Zusammenarbeit mit Praxispartnern der Feuerwehr während der gesamten Laufzeit des Vorhabens.
Politische Relevanz
Die Feuerwehr ist – gemäß dem eigenen Leitbild, ein „Abbild der Gesellschaft“ zu sein – stark um interkulturelle Integration bemüht. Nachwuchsmangel ist eine zusätzliche Motivation die Integration als Chance zu nutzen, damit die Einsatzfähigkeit langfristig aufrechterhalten werden kann. Sicherheit im Einsatz ist dabei eng verknüpft mit sprachlichen und kulturellen Kompetenzen. Integration in die Organisation ist nicht einfach gegeben, sie muss aktiv hergestellt werden. FORTESY gibt Hinweise darauf, wie dies gelingen kann.
Praktische Relevanz
FORTESY zielt darauf ab, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche organisationalen und technologischen Ansatzpunkte zum Gelingen von Integration beitragen können. Dazu werden Anforderungen und Gestaltungsempfehlungen für eine diversitätsgerechte Einsatztechnik erarbeitet. Die Bedingungen von und für Migrantinnen und Migranten im Feuerwehrwesen stehen dabei im Zentrum. Die Erkenntnisse sind aber auch auf weitere um Integration bemühte Organisationen und Hersteller von Einsatztechnik übertragbar.
Partizipative Elemente
Der transdisziplinäre Ansatz des Projekts FORTESY zielt auf das gemeinschaftliche Forschen von Wissenschaft und Gesellschaft ab. Das bedeutet, dass gemeinsam mit Expertinnen und Experten sowie Anwenderinnen und Anwendern aus Feuerwehren in allen Projektphasen zusammengearbeitet wird, um praxisnahe Lösungsansätze herauszuarbeiten. Die hierfür genutzten Methoden sind beispielsweise die kommunikative Validierung sowie das gewählte theoretische Sampling.
Kontaktinformationen:
Jun.-Prof. Dr. Ilona Horwath | Tel.: +49 5251 60-5337 | ilona.horwath@uni-paderborn.de
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Kreativität in englischsprachigen Teams
Einflüsse eines englischsprachigen Kontexts auf Kreativität in Teams – CREATE-ET
Prof. Dr. Katrin Muehlfeld
Universität Trier
(Projektkoordination)
Prof. Dr. Robert Wilken
ESCP Europe Wirtschaftshochschule Berlin e.V.
(Projektpartner)
Thema und Ziel des Vorhabens
Die Arbeitswelt verändert sich derzeit fundamental: Digitalisierung und Automatisierung führen dazu, dass menschliche Kreativität – die vergleichsweise schwer zu automatisieren ist – für die Arbeitswelt der Zukunft immer wichtiger wird. In modernen Organisationen basiert Kreativität meist auf Teamarbeit. Gleichzeitig führt die Globalisierung dazu, dass diese Teams oft multikulturell und mehrsprachig besetzt sind. Zur Verständigung innerhalb der Teams wird daher häufig die englische Sprache verwendet, die besonders viele Menschen beherrschen. Vor diesem Hintergrund untersucht das Vorhaben, welchen Einfluss es – sowohl in kulturell homogenen als auch in kulturell diversen Teams – auf kreative Prozesse und Ergebnisse hat, wenn in der Teamkommunikation die englische Sprache verwendet wird.
Vorgehen und Methodik
Im ersten Schritt entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Basis qualitativer Experteninterviews – kombiniert mit einer systematischen Literatursichtung – ein geeignetes Messinstrument für die experimentelle Erfassung von Kreativität in Teams. Im zweiten Schritt wird in einer Reihe von Experimenten mithilfe dieses Messinstruments analysiert, wie sich ein englischsprachiger Kontext auf die Kreativität von Teams auswirkt. Hierbei werden kulturell homogene und kulturell diverse Teams unterschieden. Zudem wird untersucht, inwiefern die Teamkreativität davon abhängt, ob es sich um virtuelle Teams oder um eine Face-to-Face-Teamsituation handelt.
Politische Relevanz
Das Vorhaben untersucht eine zentrale Vorbedingung von Innovationsfähigkeit in Unternehmen, aber auch in Bereichen des Bildungs- und Forschungssektors, in denen eine kreative beziehungsweise innovationsorientierte Zusammenarbeit angelegt ist – wie zum Beispiel in Lern- und Arbeitsgruppen. Die Ergebnisse lassen Implikationen für die Gestaltung von Bildungsinhalten erwarten, zum Beispiel hinsichtlich einer Sensibilisierung für teils unbewusst wirkende Einflüsse von Fremdsprache auf Kreativität.
Praktische Relevanz
Kreativität trägt zu Innovations- und Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft bei. Ein besseres Verständnis des Einflusses der Verwendung von Englisch auf die Kreativarbeit in Teams, deren Mitglieder unterschiedliche Muttersprachen sprechen, liefert Ansätze zur Eindämmung kreativitätshemmender Einflüsse (zum Beispiel Fremdsprachenangst) und zur Förderung kreativitätsbegünstigender Faktoren (zum Beispiel interkulturelles Verständnis zur Nutzung der mit der Fremdsprache verbundenen kulturellen Assoziationen).
Partizipative Elemente
Im Rahmen von Wissenschafts-Erlebnis-Events können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger über das Vorhaben informieren, als Probandinnen und Probanden selbst eine Experimentalsituation erleben oder mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor Ort diskutieren. Die Projektwebsite informiert zu Fragen rund um experimentelle Forschungsmethoden, Kreativität und ihre Bedeutung in der Arbeitswelt der Zukunft. Außerdem bietet sie Partizipationsmöglichkeiten über interaktive Elemente (zum Beispiel Kreativitätstests).
Kontaktinformationen:
Prof. Dr. Katrin Muehlfeld | Tel.: +49 651 2012681 | muehlfeld@uni-trier.de
Themenfeld 4: Partizipationsfähigkeit
Social Citizen Science
Social Citizen Science zur Bearbeitung von Zukunftsfragen – SoCiS
Prof. Dr. Peer Pasternack
Institut für Hochschulforschung Wittenberg an derMartin-Luther-Universität Halle-Wittenberg e. V.
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Das Vorhaben möchte die Bedingungen der Partizipationsfähigkeit von Bürgerinnen und Bürgern in Social Citizen Science (SCS) – das heißt Bürgerwissenschaften zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen – erforschen. Dabei sollen die spezifischen Innovationspotenziale aufgezeigt und politische Handlungsbedarfe identifiziert werden, die eine wirksamere Steuerung von SCS im Hinblick auf Zukunftsfragen ermöglichen. Die zentrale Forschungsfrage befasst sich mit den Innovationspotenzialen, die mit SCS verbunden sind und damit, welcher Voraussetzungen es für eine Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern an Social Citizen Science bedarf.
Vorgehen und Methodik
Als empirische Grundlage dienen – neben Literatur- und Dokumentenauswertungen – schriftliche und mündliche Erhebungen unter akademisch und zivilgesellschaftlich organisierten Social-Citizen-Science-Projekten. Hierbei werden auch die Erfahrungen und Meinungen der Akteure bei Social Citizen Science erhoben und untersucht. Neben der Ergebnissicherung der Dokumentenauswertungen werden ein Arbeitsbericht, eine Handreichung sowie eine Abschlusspublikation erstellt. Ein Reflexionsworkshop und eine Dialogtagung zum Transfer der Projektergebnisse sollen dazu führen, die gewonnenen Erkenntnisse in ein Weiterbildungsformat überzuleiten.
Politische Relevanz
Die Relevanz von Citizen Science für die Wissenschaftspolitik zeigt sich insbesondere im großen Interesse von Teilen der Bevölkerung an Forschung und dem Wunsch, sich aktiv an der Forschung beteiligen zu können. Gerade in Bezug auf Geistes- und Sozialwissenschaften kommen die Potenziale einer Social Citizen Science besonders zur Geltung: Sie stärkt nicht nur die Selbstreflexionsfähigkeit einer Gesellschaft, sondern letztlich auch deren Bindungskräfte.
Praktische Relevanz
Das Vorhaben identifiziert Partizipationsmöglichkeiten von Bürgerinnen und Bürgern in verschiedenen Formen von Social Citizen Science. Darüber hinaus ermittelt es eine gute Praxis wissenschaftlicher Qualitätssicherung sowie die Bedarfe an öffentlicher Ermutigung und Förderung. Schließlich trägt das Weiterbildungsformat ganz praktisch zur Ausbildung von neuen Social-Citizen-Science-Forscherinnen und -Forschern bei.
Partizipative Elemente
Zur Mitte der Projektlaufzeit sollen in einem Reflexionsworkshop mit Social-Citizen-Science-Forscherinnen und -Forschern sowie weiteren Citizen-Science-Akteuren die Zwischenergebnisse von Praktikerinnen und Praktikern sowie Expertinnen und Experten evaluiert werden. Die gemeinsame Reflexion dient der Sicherung der wissenschaftlichen Qualität der Projektergebnisse und soll gleichzeitig zur Vernetzung der Akteure beitragen.
Kontaktinformationen:
Justus Henke | Tel.: +49 3491 466-142 | justus.henke@hof.uni-halle.de
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Bessere Teilhabemöglichkeiten für ältere Menschen
Partizipationsfähigkeit sozio-technischer Innovationsprozesse erhöhen. Durchführung und Reflektion eines Living Labs für das „Internet der Dinge“ – Mitmach_X
Dr. Andreas Bischof
Technische Universität Chemnitz
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Partizipation ist ein zentrales Ziel in Forschung und Entwicklung. Zukünftige Anwenderinnen und Anwender sollen bei der Entwicklung von Produkten mitentscheiden können, um deren Wirksamkeit und Relevanz zu erhöhen. Die Partizipationsfähigkeit von Technikentwicklung muss optimiert werden, um etwa schwer erreichbare oder vulnerable („verletzliche“) Anspruchsgruppen besser zu integrieren. Das Vorhaben Mitmach_X erprobt solche Methoden, indem es angewandte Partizipation und reflexive Partizipationsforschung kombiniert. Der Anwendungsfall dafür sind vernetzte digitale Produkte im „Internet der Dinge“.
Vorgehen und Methodik
Kern von Mitmach_X ist ein partizipativer Designprozess zur Gestaltung von Prototypen für das „Internet der Dinge“ durch ältere Menschen. Diese entwickeln in einem „Living Lab“ anhand von Participatory Design und 3-D-Drucktechnik gemeinsam technische Lösungen. So entstehen selbstgebaute Prototypen, die anschließend öffentlich präsentiert werden. Gleichzeitig wird der Prozess durch eine integrierte Begleitforschung soziologisch auf Infrastrukturen der Partizipation hin analysiert. Ziel des Vorhabens ist es, Orte, Methoden und Praktiken zu identifizieren und zu diskutieren, welche die Partizipationsfähigkeit von Technikentwicklungsprojekten insbesondere für ältere Menschen erhöhen.
Politische Relevanz
Mitmach_X fragt danach, wie und zu welchen Zwecken Partizipation in Forschung und Entwicklung ermöglicht werden kann. Es werden Faktoren untersucht, welche die Tiefe und Bedeutung der Partizipation an Technikentwicklung beeinflussen – insbesondere aus Sicht der Teilnehmenden. Die Ergebnisse können in die Strukturierung von Ausschreibungen und Evaluation der Wirksamkeit von Partizipationsformen einfließen.
Praktische Relevanz
In jüngster Zeit sind Beispiele von technisch manifestierten Vorurteilen in Big Data oder Künstlicher Intelligenz bekannt geworden – wie etwa die Diskriminierung von Frauen in einer Bewerbungssoftware von Amazon. Solche Diskriminierungen betreffen auch bestimmte Vorstellungen von Alter und Altern. Eine integrierte Technikentwicklung mit Älteren verhindert solche Vorurteile und macht Produkte besser. Außerdem werden die Teilnehmenden zur Eigeninitiative ermächtigt, was weit über das Vorhaben hinaus wirkt.
Partizipative Elemente
Mitmach_X beinhaltet eine Partizipationsform mit hoher Einbindungstiefe: das gemeinsame Co-Design von „Internet der Dinge“-Szenarien und -Prototypen mithilfe von Maker-Technologien wie 3-D-Druck und Open-Source-Hardware. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden beispielsweise dazu ermächtigt, eine digitale Gefahrenkarte zu entwickeln oder prototypisch ihre Rollatoren mit vernetzten Sensoren auszustatten.
Kontaktinformationen:
Dr. Andreas Bischof | Tel.: +49 371 531-32515 | andreas.bischof@informatik.tu-chemnitz.de
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Partizipative Verbesserung von Einwilligungserklärungen
Modulares Ikonographisches Informiertes Einverständnis – miiConsent
Prof. Dr. Arne Manzeschke
Evangelische Hochschule Nürnberg
(Projektkoordination)
Prof. Dr.-Ing. Ulrike Lucke
Universität Potsdam
(Projektpartner)
Thema und Ziel des Vorhabens
Ziel des Vorhabens ist die Stärkung der Fähigkeit zur Partizipation sowie die Stärkung der Fähigkeit, zu einem autonomen ethischen Urteil zu kommen. Voraussetzung dafür ist eine adäquate, allgemeinverständliche Darstellung von komplexen Inhalten. Es soll untersucht werden, inwiefern strukturelle Ähnlichkeiten in Informed Consents (ICs) genutzt werden können, um den Inhalt vereinfacht darzustellen. Welche Module in ICs regelmäßig auftreten, wie diese kombiniert sind und welche Stufen von ethischer (Un-)Bedenklichkeit sich damit abbilden lassen, ist hierbei von besonderer Bedeutung. Schließlich gilt es herauszufinden, wie sich dynamische Formen von ICs etablieren lassen, die angesichts fortlaufender – auch technisch induzierter – Veränderungen in Forschungsprozessen, in therapeutischen Settings und bei sich dynamisch verändernden patientenseitigen Informationsbedürfnissen notwendig werden.
Vorgehen und Methodik
Ein interdisziplinäres Team aus Ethik, Soziologie und Informatik konstruiert ethisch informierte, modulare, interaktiv-digitale Instrumente. Diese sollen auf die Herausforderung antworten, komplexe wissenschaftliche Inhalte auf neuartige Weise zu vermitteln. Auf Basis einer systematischen Literaturrecherche sowie einer qualitativen Interviewstudie erstellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Katalog ethischer Kriterien. Zum Einsatz kommen sowohl Dokumentenarbeit als auch inhaltsanalytische, hermeneutisch-wissenssoziologische und computerlinguistische Verfahren. Meilensteine sind unter anderem die Entwicklung des computerlinguistischen Analyseprogramms und der modularisierten IC-Modelle sowie die interaktive Visualisierung von IC-Modulen.
Politische Relevanz
Das Vorhaben dient einer verstärkten und verbesserten Bürgerbeteiligung in Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Dazu wird ein methodischer Beitrag hinsichtlich der bevölkerungsweiten Partizipation an wissenschaftlichen Forschungsprojekten geleistet, der die Bürgerwissenschaften stärkt. Zudem werden ethische Aspekte identifiziert, die bei einer allgemeinverständlichen Darstellung von ICs beachtet werden müssen, damit die Patientenautonomie tatsächlich gewahrt werden kann.
Praktische Relevanz
Das entstehende Instrument hilft, ICs zu vereinfachen und zugleich qualitativ zu verbessern. Als Orientierungsinstrument regt es die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen in Forschungsprozessen an und trägt dem Ruf nach verstärkter Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern Rechnung. Durch die veränderte Form der Informationspräsentation und die damit verbundene Komplexitätsreduktion kann ein entscheidender Beitrag zur Wahrung zum Beispiel der Patientenautonomie im medizinischen Bereich geleistet werden.
Partizipative Elemente
Ziel des Vorhabens ist es, die Partizipations- und Urteilsfähigkeit von Bürgerinnen und Bürgern zu steigern, indem eine autonome Entscheidungsfindung durch Komplexitätsreduktion der präsentierten Informationen im Rahmen von Forschungsprozessen, medizinischen Behandlungen und – zunehmend – technischen Alltagsassistenzen verwirklicht werden kann. Das Projekt wird kontinuierlich-projektbegleitend partizipativ und inklusiv gestaltet, indem Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und Vertreter vulnerabler („verletzlicher“) Gruppen aktiv eingebunden werden.
Kontaktinformationen:
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke | Tel.: +49 911 27253-864 | arne.manzeschke@evhn.de
Themenfeld 5: Governance von Innovationsprozessen
Regulatorische Experimentierräume
Regulatorische Experimentierräume für die reflexive und adaptive Governance von Innovationen – REraGI
Prof. Dr. Kilian Bizer
Georg-August-Universität Göttingen
(Projektkoordination)
Dr. Till Proeger
Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und
Handwerk an der Universität Göttingen e.V.
Prof. Dr. Martin Führ
Hochschule Darmstadt
Dr. Dierk Bauknecht
Öko-Institut e.V. Institut für angewandte Ökologie
(Projektpartner)
Thema und Ziel des Vorhabens
Das Vorhaben erprobt und evaluiert systematisch Regulierungsalternativen in Feldern hoher technologischer oder sozialer Innovationsdynamik (regulatorische Experimentierräume). Hierfür soll untersucht werden, welche Erkenntnisse aus (inter-)nationalen regulatorischen Experimentierräumen für die Governance von zukünftigen Innovationsprozessen genutzt werden können und welche Innovationsbereiche für die Einrichtung von regulatorischen Experimentierräumen besonders geeignet sind. Vor diesem Hintergrund muss ferner eruiert werden, wie wissenschaftlich fundierte, anwendungsnahe und akteursspezifische Leitfäden zur Einrichtung neuer regulatorischer Experimentierräume aussehen und regulatorische Experimentierräume vom BMBF angewendet werden können.
Vorgehen und Methodik
Nach einer umfassenden Literaturrecherche in den Fachbereichen Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft werden Fallbeispiele durch leitfadengestützte Interviews untersucht. Anschließend werden digitale Befragungsplattformen genutzt, um die Generalisierbarkeit der untersuchten Fälle einzuschätzen.
Sowohl die Fachliteratur als auch die theoretischen Grundlagen von Experimentierräumen sind die Basis für die Entwicklung einer Kategorisierung von Experimentierräumen mit Beispielen. Die im weiteren Verlauf des Vorhabens durchgeführten empirischen Erhebungen (Online-Fragebögen und Tiefeninterviews) dienen als Grundlage für die Entwicklung von konkreten Ergebnissen und bereichsübergreifenden Erkenntnissen für die Gestaltung von Experimentierräumen. Abschließend werden ein Leitfaden für die konkrete Anwendung und Umsetzung von Experimentierräumen und eine Ergebnisdokumentation des Gesamtprojekts erstellt.
Politische Relevanz
Um insbesondere innovative Entwicklungen zu fördern, kann es nützlich sein, öffentliche Regulierungsoptionen außerhalb der bestehenden Strukturen zu betrachten. Die Schaffung regulatorischer Experimentierräume eröffnet die Möglichkeit, die Wechselwirkungen von Innovationen und verschiedenen Regulierungsoptionen zu testen und aneinander anzupassen. Damit können innovative Gestaltungsoptionen in der Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik identifiziert und später umgesetzt werden.
Praktische Relevanz
Wird die Anpassung von Regulierungen zunächst in einem abgegrenzten lernenden System (Experimentierraum) erprobt, können daraus Erkenntnisse für die Gesamtwirtschaft abgeleitet werden. Diese können helfen, Digitalisierungs- und ökologische Transformationsprozesse aktiv zu gestalten. Ein Beispiel hierfür ist die Europäische Chemikalienregulierung REACH: Das seit zehn Jahren bestehende internationale Regulierungslabor stellt ein stark partizipatives, lernendes System dar.
Partizipative Elemente
Die Einrichtung regulatorischer Experimentierräume ist als Methode der partizipativen Entwicklung von Governance gedacht, bei der eine effektive Rückkopplung zwischen Zivilgesellschaft, Innovationsakteuren und Regulierung besteht. Um sicherzustellen, dass „REraGI“ diesen Aspekt eines Experimentierraums berücksichtigt, sind partizipative Elemente ein integrierter Bestandteil des Vorhabens. In dessen Verlauf werden Umfragen, Experteninterviews und Workshops mit relevanten Stakeholdern durchgeführt.
Kontaktinformationen:
Dr. Kaja Fredriksen | Tel.: +49 551 39-12330 | kaja.fredriksen@wiwi.uni-goettingen.de
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Sozialwissenschaftliche und ethische Analysen zu Governance
Technik-Innovation: sozialwissenschaftliche und ethische Analysen zu Governance – TANGO
Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn
Eberhard Karls Universität Tübingen
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Technik verändert Gesellschaft. Damit entsteht im Kontext von Technikentwicklung zum einen die ethische Frage nach (nicht) wünschenswerten Veränderungen, zum anderen die gesellschaftliche beziehungsweise politische Frage nach einer möglichen Steuerung dieser technologiebasierten Veränderungen. Im Vorhaben soll erarbeitet werden, wie sich Innovationsprozesse auf Macht- und Gesellschaftsstrukturen in demokratischen Gesellschaften auswirken und inwiefern bisherige Governance-Ansätze im Bereich der Innovationspolitik diesen Prozessen Rechnung tragen. Die übergeordnete Forschungsfrage lautet: Wie können Governance-Mechanismen ausgestaltet werden, um ethisch und gesellschaftlich wünschenswerte Technologieforschung und Innovation zu befördern?
Vorgehen und Methodik
Die Projektbeteiligten erarbeiten zunächst Grundlagen der Technikethik und Technikfolgenabschätzung sowie der Innovations-Governance im Mehrebenensystem. Anschließend wird in zwei Fallstudien (zur aktiven und zur passiven Governance von Innovation) untersucht, wie sich unterschiedlich stark ausgeprägte Regulierungen auf die Ausgestaltung von Innovationsprozessen auswirken. Hierfür werden qualitative Interviews durchgeführt und Einblicke in die Innovationspraxis einbezogen. Vor dem Hintergrund der Fallstudien wird schließlich untersucht, welche generellen Schlüsse über Effektivität und Effizienz der unterschiedlichen Ansätze sich aus den konkreten Fällen ableiten lassen.
Politische Relevanz
Das BMBF fördert in unterschiedlichen Förderlinien Technikentwicklungen im Spannungsfeld technologischer Möglichkeiten, gesellschaftlicher Wertvorstellungen und wirtschaftlicher Anforderungen. Im Vorhaben werden Kriterien entwickelt, die für die ethisch wünschbare politische Gestaltung von Innovations-Governance berücksichtigt werden sollen. Diese können für das BMBF eine Hilfestellung zur Entwicklung von Governance-Strukturen im Zusammenhang mit der Ausgestaltung der Forschungsförderung darstellen.
Praktische Relevanz
Der Bedarf zukunftsfähiger Governance-Ansätze im Feld der Technikentwicklung wird in verschiedener Hinsicht deutlich: Komplexe Innovationsfelder mit schwer abzusehenden gesellschaftlichen Auswirkungen – wie das Autonome Fahren und Lernende Systeme – werfen Fragen auf, beispielsweise zur Einforderung und Gewährleistung von Transparenz und zu Rechtfertigungsmaßstäben und -pflichten der Innovationsgestaltung. Eine technikethisch informierte Analyse der Governance-Strukturen soll hierfür Ansätze liefern.
Kontaktinformationen:
Anna Tilling | Tel.: +49 7071 29-77985 | anna-louise.tilling@uni-tuebingen.de
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Governance-Mechanismen in der Öko-Innovationspolitik
Neue Governance-Mechanismen in der Öko-Innovationspolitik: Die Rolle des aktivierenden Staates bei radikalen Systeminnovationen – Go
Prof. Dr. Klaus Fichter
Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gemeinnützige GmbH
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Das Vorhaben basiert auf der Erkenntnis, dass sich grundlegende Umweltinnovationen in Deutschland sehr langsam verbreiten. Die Diffusion radikaler Systeminnovationen erzielte in der Vergangenheit nur sehr langsame Fortschritte oder scheiterte komplett. Die Verbreitung komplexer soziotechnischer Innovationen wird bislang unsystematisch gefördert und der zur Verfügung stehende Instrumentenmix wird nicht optimal koordiniert. Ziel des Vorhabens ist es herauszufinden, auf welche Weise Politikstrategien und -instrumente sowie Akteure zusammenwirken müssen, damit es zu einer radikalen Änderung des Systems der gebäudebezogenen Wärmeversorgung mit spürbaren Umweltentlastungseffekten in Deutschland kommt.
Vorgehen und Methodik
Die Herangehensweise basiert auf einem dreistufigen Prozess: Zunächst werden Erfolge, Misserfolge und Erfahrungen bisheriger Versuche des Staates, eine koordinierende Rolle bei radikalen umweltentlastenden Systeminnovationen einzunehmen, empirisch erhoben. Danach erfolgt eine diskursive Auseinandersetzung mit den empirischen Ergebnissen in zunächst getrennten und später in integrierten Diskussionsrunden von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Schließlich werden Governance-Mechanismen und das Vorgehen der Öko-Innovationspolitik zur Förderung der Systemtransformation im Bereich der gebäudebezogenen Wärmeversorgung beispielhaft konzipiert.
Politische Relevanz
Besonders die Veränderung großer soziotechnischer Systeme – wie zum Beispiel Wärmeversorgung, Mobilität oder Landwirtschaft und Ernährung – ist eine zentrale Voraussetzung für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Durch die Erarbeitung neuer Governance-Konzepte für die Öko-Innovationspolitik leistet das geplante Vorhaben dazu einen wesentlichen Beitrag. Neue Governance-Konzepte können in Transformationsprozessen zielgerichteter steuern, auf diese Weise Pfadwechselkosten reduzieren und so auch wirtschaftliche Relevanz entfalten.
Praktische Relevanz
Die Transformation soziotechnischer Systeme ist oft mit der Notwendigkeit von Verhaltensänderungen sowie ethischen, sozialen und politisch-ökonomischen Konflikten verbunden – zum Beispiel bei Exit-Strategien wie beim Kohleausstieg. So verknüpft sie technologische und gesellschaftliche Entwicklungen. Die gemeinsame Betrachtung der Innovationen eines größeren Handlungsfeldes erzeugt neues Handlungswissen für die Gestaltung gegenwärtiger und zukünftiger Innovationspolitik. Für die weitere Entwicklung der Governance der Transformation zur Green Economy in den nächsten Jahrzehnten ist das Thema von zentraler Bedeutung.
Partizipative Elemente
Das Vorhaben entwickelt auf empirischer Basis neue Impulse für Governance-Mechanismen, mit denen sich Transformationsprozesse vorantreiben lassen. In einem zweistufigen Diskursprozess werden entwickelte Impulse mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert und optimiert.
Kontaktinformationen:
Jens Clausen | clausen@borderstep.de
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Themenfeld 6: Themenfeldoffene Projekte
Zukunft des urbanen Luftraums
The Sky is the Limit – Die zukünftige Nutzung des urbanen Luftraums – Sky Limits
Prof. Dr. Hans-Liudger Dienel
Technische Universität Berlin
(Projektkoordination)
Nico Dannenberger
Wissenschaft im Dialog gGmbH
(Projektpartner)
Thema und Ziel des Vorhabens
Angesichts wachsender Verkehrsprobleme könnten Drohnen zukünftig eine historisch neue Dimension der Stadtraumnutzung für den Personen- und Güterverkehr begründen. Die Erschließung des städtischen Luftraums als dritte Verkehrsebene steht damit aktuell im Interesse eines wachsenden Akteurspektrums. „Sky Limits“ erforscht, welche Potentiale, Risiken und Interessenlagen sich mit der Erschließung des städtischen Luftraums ergeben beziehungsweise welche Konfliktfelder und Steuerungsaufgaben zu erwarten sind. Mit anderen Worten: Wie könnte der Luftraum gestaltet werden, dass er zum einen verkehrlichen und wirtschaftlichen Nutzungsinteressen entspricht und zugleich die sensiblen Bereiche von Umwelt, Sicherheit und Privatsphäre geschützt werden?
Vorgehen und Methodik
Das Projekt ist in drei Phasen gegliedert: In der Analysephase arbeiten die Projektbeteiligten zunächst systematisch interdisziplinäre Forschungsstände auf und analysieren die diversen Akteurskonstellationen der Luftraumerschließung. Neben Literatur- und Stakeholder-Analysen kommen hierbei Experteninterviews und Workshops zum Einsatz. Zusätzlich erschließen Erhebungen zu Wissensständen, Einstellungen und Akzeptanzlagen die Sichtweise der Bevölkerung. Anschließend erfolgen in der Partizipationsphase drei Beteiligungsverfahren, in denen zusammen mit Stakeholdern sowie Bürgerinnen und Bürgern Szenarien erstellt, geprüft und gemeinsam weiterentwickelt werden. Schließlich werden die Ergebnisse in der Synthesephase verdichtet und in Form von Handlungsempfehlungen für Politik, Planung und Forschung aufbereitet und kommuniziert.
Politische Relevanz
Die politische Relevanz des Vorhabens erwächst aus der frühzeitigen Identifizierung von Chancen und Herausforderungen einer potentiell innovativen Mobilitätsoption für die Stadt der Zukunft. Die systematische Exploration der dritten Verkehrsebene wird zum einen der Auffassung einer „anticipatory governance“ gerecht. Zum anderen wird sie die forschungs- und förderpolitische Öffnung der Debatte beziehungsweise die Adressierung zukünftiger Forschungs- und Regulierungsbedarfe stimulieren.
Praktische Relevanz
Der Einsatz von Drohnen im urbanen Luftraum wird gravierenden Einfluss auf das Leben in der Stadt haben, denn künftig könnte ein Teil des urbanen Güter- und Personenverkehrs in die Luft ausweichen. Dies würde die städtischen Verkehrswege entlasten und neue urbane Räume schaffen. Andererseits erzeugt die sich rasant entwickelnde Drohnentechnologie auch Herausforderungen, da sie unsere gegenwärtigen Vorstellungen von Mobilität, Sicherheit und Privatheit grundlegend verändern könnte.
Partizipative Elemente
In einem Co-Design-Workshop mit Stakeholdern undausgewählten Bürgerinnen und Bürgern sollen Lösungsansätze entwickelt werden,wie die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten miteinander in Einklanggebracht werden können. Zudem wird ein Science-Fiction-Comic mit Jugendlichen entwickelt,der insbesondere auch die Perspektive junger Bevölkerungsgruppen einbringensoll.
Kontaktinformationen:
Robin Kellermann | Tel.: +49 30 314-24373 | robin.kellermann@tu-berlin.de
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Diffusion altersgerechter Assistenzsysteme
Diffusion altersgerechter Assistenzsysteme – Kennzahlenerhebung und Identifikation von Nutzungshemmnissen – DAAS-KIN
Prof. Dr. Karsten Weber
Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Es ist erstens weitgehend unbekannt, in welchem Umfang und mit welcher Geschwindigkeit sich altersgerechte Assistenzsysteme sowohl in Pflegeeinrichtungen als auch in privaten Haushalten verbreiten. Zweitens sind keine Auskünfte über tatsächlich eingesetzte Systeme, realisierte Umsätze und Marktvolumen zu finden. Darüber hinaus gibt es – drittens – nur wenige oder gar keine Erkenntnisse darüber, welche Faktoren die Verbreitung altersgerechter Assistenzsysteme bestimmen und ob – viertens – wirtschaftliche Erwägungen oder grundsätzliche (normative) Positionierungen dabei eine Rolle spielen. Zu allen vier Punkten soll das Projekt verlässlichere Daten liefern.
Vorgehen und Methodik
Zunächst soll mittels einer quantitativen Online-Umfrage unter Anbietern stationärer und ambulanter Pflege die Verbreitung altersgerechter Assistenzsysteme in der Praxis untersucht werden. Dabei sollen sowohl Nutzungspläne als auch Nutzungshemmnisse erfragt werden. In einem zweiten Schritt sollen aus den Umfrageergebnissen Hinweise auf grundsätzliche Nutzungshemmnisse abgeleitet und diese durch leitfadengestützte Interviews mit verschiedenen Stakeholder-Gruppen bewertet werden. Schließlich werden die Interviews mithilfe einer modifizierten Wertbaumanalyse auf normative Aspekte solcher Nutzungshindernisse hin untersucht. Jeder der drei Methodenschritte wird etwa ein Drittel der Projektlaufzeit umfassen.
Politische Relevanz
Es gibt keine verlässliche Grundlage, aus der abgeleitet werden könnte, ob die bisherige öffentliche Förderung ökonomisch (Marktentwicklung, Arbeitsplätze, Umsätze) und/oder sozial (Verbesserungen für gepflegte und pflegende Personen) nachhaltig ist. Systematische Erhebungen zu den Erwartungen von Pflegeeinrichtungen hinsichtlich altersgerechter Assistenzsysteme oder zu Nutzungshemmnissen liegen nicht vor. Erkenntnisse hierzu sind jedoch für die Gestaltung zukünftiger Förderlinien wichtig.
Praktische Relevanz
Die Ergebnisse können Förderinstitutionen helfen, zielgerichtete Förderlinien zu entwickeln, welche die avisierten Ziele tatsächlich erreichen können. Auf Unternehmensseite sind die Ergebnisse hilfreich für die grundsätzliche Entscheidung, ob die Entwicklung und/oder Nutzung altersgerechter Assistenzsysteme sinnvoll ist. Die Kenntnis von Nutzungshemmnissen würde den Unternehmen ermöglichen, auf diese Hemmnisse zu reagieren und der Idee des „responsible research and innovation“ (RRI) zu folgen.
Partizipative Elemente
Verschiedene Stakeholder werden durch eine Umfrage und Interviews einbezogen. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, das Technikbewertungsinstrument MEESTAR (Modell zur ethischen Evaluierung soziotechnischer Arrangements) zu verbessern und so zukünftige ELSA-Begleitforschung (Ethical, Legal and Social Aspects) bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten im Kontext altersgerechter Assistenzsysteme noch stärker auf eine konstruktive normative Verbesserung der entwickelten Technik auszurichten. MEESTAR beruht zentral auf der Partizipation möglichst vieler Stakeholder-Gruppen.
Kontaktinformationen:
Prof. Dr. Karsten Weber | Tel.: +49 941 9439222 | Karsten.Weber@oth-regensburg.de
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Narrative in ITA und Foresight
Narrative in ITA und Foresight – Strukturen, Mechanismen und Funktionen wissenschaftlich-technischer Narrative am Beispiel künstlicher Photosynthese – NarrativForITA
Prof. Dr. Dr. Axel Zweck
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen
(Projektkoordination)
Thema und Ziel des Vorhabens
Das Forschungsthema des Vorhabens besteht in der Analyse von Strukturen, Mechanismen und Funktionen naturwissenschaftlich-technischer Narrative (Erzählungen) in zukunftsbezogenen Forschungs-, Diskussions- und Entscheidungszusammenhängen. In solch zukunftsorientierten Kontexten spielen Narrative eine bedeutende Rolle, werden jedoch nur selten systematisch in die Überlegungen einbezogen. Die zentralen Fragen des Vorhabens betreffen daher die Identifikation und systematische Analyse von Narrativen, um darüber zu einer Perspektive zu gelangen, die es Forschenden erlaubt, realistische Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Außerdem sollen Entscheiderinnen und Entscheider dabei unterstützt werden, Narrative zu erkennen und bezüglich ihrer Inhalte und Konsequenzen einzuschätzen.
Vorgehen und Methodik
Der Kern der in „NarrativForITA“ angewendeten Methodik basiert auf Herangehensweisen, die primär aus der (technik-)soziologischen Forschung stammen und – neben beispielsweise inhaltsanalytischen Verfahren – auch Ansätze aus der Diskursforschung umfassen.
Zunächst entwickeln die Projektbeteiligten anhand des Beispiels „Künstliche Photosynthese“ induktiv ein Strukturierungswerkzeug, das es erlaubt, die in einem Feld vorhandenen Narrative zu identifizieren und zu kategorisieren. Anschließend wird dieses Werkzeug in der Anwendung auf weitere Gebiete naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung überprüft und verfeinert. Schließlich werden generalisierte Erkenntnisse zu Strukturen, Mechanismen, Funktionen von Narrativen in Foresight- und ITA- Zusammenhängen formuliert.
Politische Relevanz
Politische Entscheidungen im Bereich der Forschungs- und Innovationspolitik haben einen direkten Einfluss auf die wissenschaftlich-technische Entwicklung und damit das Potenzial, Entwicklungs- und Innovationspfade langfristig zu kanalisieren. Für weiter in die Zukunft reichende Entscheidungen kommt Narrativen eine wichtige Rolle als Werkzeuge zur Komplexitätsreduktion zu. Die Ergebnisse des Vorhabens helfen dabei, diese transparent zu machen und in Entscheidungsprozessen systematisch zu reflektieren.
Praktische Relevanz
Insbesondere die öffentliche Auseinandersetzung um naturwissenschaftliche Grundlagenforschung und naturwissenschaftlich-technische Innovationen wird häufig auf der Grundlage stark komplexitätsreduzierter und vielfach ideologisch gefärbter Visionen über die (mögliche) Zukunft geführt. „NarrativForITA“ erlaubt es, faktenorientierte und erzählerische Elemente solcher Perspektiven voneinander zu trennen, und kann so zu einer Versachlichung öffentlicher Debatten über zukünftige Entwicklungen beitragen.
Kontaktinformationen:
Michael Eggert | Tel.: +49 241 80-96335 | meggert@soziologie.rwth-aachen.de