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Neurologische und psychische Leiden : Datum: , Thema: Forschung

Demenz, Parkinson oder Depression, so unterschiedlich diese Erkrankungen auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie betreffen alle das Gehirn. Die Gesundheitsforschung sucht neue Wege, die Mechanismen dieser Erkrankungen zu verstehen und zu behandeln.

Frau sitzt mit angewinkelten Knien und roll sich zusammen.
Vielfältig ist die vom BMBF geförderte Erforschung von Erkrankungen des Gehirns. Sie umfasst neurodegenerative Erkrankungen ebenso wie die psychischen Folgen von Missbrauch, Gewalt oder Flucht. © Thinkstock / Katarzyna Bialasiewicz

Die Erforschung des Gehirns hat schon Vieles ermöglicht: Durch Parkinson schwer beeinträchtigte Menschen haben heute die Chance, sich mithilfe von Medikamenten oder nach elektrischer Stimulation bestimmter Hirnregionen wieder gut zu bewegen. Blinde Personen können unter bestimmten Voraussetzungen durch Netzhaut-Implantate wieder etwas sehen, taube Menschen mithilfe von Innenohr-Implantaten wieder hören.

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz oder Parkinson zu erkranken, steigt mit den Lebensjahren. Und weil immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft ein hohes Alter erreichen, rücken diese Krankheiten stärker in den Fokus – bereits jetzt leiden in Deutschland schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen an einer Demenz, rund 400.000 an Parkinson. Auch psychische Erkrankungen nehmen an Bedeutung zu – immerhin ein Drittel der Menschen erkranken laut Weltgesundheitsorganisation einmal in ihrem Leben daran.

Exzellente Bio- und Medizinwissenschaft wird also mehr denn je gebraucht, um das menschliche Gehirn, seine Funktion und Entwicklung sowie mögliche Erkrankungen besser zu verstehen. Die Erforschung neurologischer und psychischer Beeinträchtigungen sind deshalb wichtige Elemente des Rahmenprogramms Gesundheitsforschung der Bundesregierung.

Vernetzung für schnellere Anwendung in der Praxis

Mit der Gründung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) im Jahr 2009 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die interdisziplinäre, bundesweit vernetzte Erforschung von neurologischen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson fest verankert. Das DZNE war eines der ersten Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG), die das BMBF ins Leben gerufen hat, damit Erkenntnisse der Forschung noch schneller und effizienter zu den Menschen kommen.

 Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)

Um der zunehmenden Bedeutung psychischer Erkrankungen Rechnung zu tragen, plant das BMBF die Gründung eines weiteren DZG: das Deutsche Zentrum für Psychische Gesundheit. Den Kern sollen ausgewiesene Forschungseinrichtungen an sechs Standorten bilden: Berlin, Bochum, Jena, Mannheim, München und Tübingen.

Digitalisierung für medizinischen Fortschritt nutzen

Die Erforschung und Versorgung neurologischer und psychischer Leiden werden auch von den Maßnahmen zur Digitalisierung in der Medizin profitieren – allen voran der Medizininformatik-Initiative (MII). Unter anderem zeigt die MII in konkreten Anwendungsfällen den praktischen Mehrwert von Datenanalysen für Patientinnen und Patienten auf. Im Fokus stehen dabei ausgewählte Schwerpunkte – darunter Multiple Sklerose und die Versorgung von Menschen mit depressiven Erkrankungen.

Verhaltensstörungen vernachlässigter, gewaltbetroffener, misshandelter und missbrauchter Kinder nachgehen

Das BMBF fördert Forschungsverbünde zu Verhaltensstörungen im Zusammenhang mit Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend. Der sexualisierte Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen war auch in der Wissenschaft lange ein Tabuthema. In den Forschungsverbünden untersuchen Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten gemeinsam die biologischen, psychischen und psychosozialen Ursachen und Folgen von Gewalt und Missbrauch. Ziel ist es, die Entwicklung neuer, auf wissenschaftlichen Nachweisen (Evidenz) basierter Konzepte zur Erkennung, Therapie und Prävention zu ermöglichen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Transfer der Forschungsergebnisse in die medizinische Praxis.

Traumatisierten Geflüchteten rasch helfen

Psychische Erkrankungen können infolge traumatischer Erlebnisse entstehen. Gefährdet sind deshalb geflüchtete Menschen, denn sie sind aufgrund von Krieg, Terror und Flucht oft extremen seelischen Belastungen ausgesetzt. Entsprechend hoch ist der Bedarf an Diagnostik und Behandlung, die möglichst früh erfolgen und auf die kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Person abgestimmt sein müssen. Das Bundesforschungsministerium fördert daher in den Forschungsverbünden zur psychischen Gesundheit geflüchteter Menschen die Entwicklung wissenschaftlich abgesicherter, kultursensitiver Konzepte zur Diagnose, Therapie und Prävention dieser Erkrankungen.

Europäische Zusammenarbeit macht Forschung effizienter

Auch in den Programmen der Europäischen Union wird eine Vernetzung der Forschungsaktivitäten rund um das Gehirn vorangetrieben. So steht die Entwicklung einer länderübergreifenden Strategie zur Bekämpfung dieser Erkrankungen im Mittelpunkt der gemeinsamen Programmplanungsinitiative für Neurodegenerative Erkrankungen (EU Joint Programme – Neurodegenerative Disease Research, JPND). Darüber hinaus werden länderübergreifende Forschungsprojekte gefördert, etwa zur Früherkennung von Alzheimer oder zur Versorgung von Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind.

Zudem wird der europäische Forschungsraum fortlaufend durch Netzwerke (ERA-NET) ausgebaut. Eines davon – NEURON – widmet sich dem Ziel, die Erforschung von Erkrankungen des Gehirns in Europa zu koordinieren und zu fördern. Ein Schwerpunkt von NEURON liegt auf psychischen Erkrankungen. So untersuchen europäische und deutsche Forschungsgruppen gemeinsam die Grundlagen unterschiedlicher Störungen der Gehirnfunktion. Mit den Ergebnissen lassen sich dann Diagnose und Behandlung der Erkrankungen verbessern oder neu entwickeln.