One Health: Mensch, Tier und Umwelt – gemeinsam gesund : Datum: , Thema: Globale Gesundheit
Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ist eng miteinander verknüpft: Um neue Krankheiten zu verhindern und die globale Gesundheit zu verbessern, müssen daher Zusammenhänge und Abhängigkeiten verstanden werden. Dafür steht der One-Health-Ansatz.
Infektionskrankheiten gehören zu den größten Gefahren für die Globale Gesundheit. Viele dieser Krankheiten entstehen im Tierreich – und springen dann auf den Menschen über. Zunehmende Eingriffe des Menschen in die Lebensräume der Tiere, weltweite Mobilität und internationale Handelsströme begünstigen dann die rasche Ausbreitung von Erregern, wie Bakterien, Viren und Parasiten. Vielfach beschleunigt die intensive Nutztierhaltung diesen Prozess. Hinzu kommt als weitere Herausforderung, dass weltweit immer mehr Krankheitserreger Resistenzen gegen Medikamente ausbilden. Das bedeutet, dass Medikamente den Erregern nichts mehr anhaben können. So sind etwa zahlreiche Bakterienstämme bereits gegen mehrere Antibiotika resistent und Infektionen mit ihnen daher nur noch schwer zu behandeln.
One Health: Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt im Zusammenhang
Auch Fragen der Globalen Gesundheit müssen deshalb ganzheitlich mit dem sogenannten One-Health-Ansatz adressiert werden. Dieser betrachtet die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt im Zusammenhang. Expertinnen und Experten aus vielen Bereichen arbeiten dabei eng zusammen – von der Human- und Veterinärmedizin, den Umwelt- und Agrarwissenschaften bis hin zur Lebensmitteltechnik oder den öffentlichen Gesundheitsdiensten. Gemeinsam suchen sie nach Wegen, die Gesundheit der Menschen, Tiere und Ökosysteme nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen. Dazu zählt auch, dass die Gesundheitsforschung den One-Health-Ansatz verstärkt berücksichtigen muss.
Mit Forschung und Entwicklung Gesundheitskrisen vorbeugen
Die Corona-Pandemie und der mutmaßliche Ursprung von SARS-CoV-2 aus einem tierischen Wirt haben uns vor Augen geführt, wie eng die Gesundheit von Mensch und Tier verbunden ist. Forschung und Entwicklung in internationaler Zusammenarbeit spielen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung von Pandemien, der Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen und dem Umgang mit Infektionskrankheiten - diese Herausforderungen können einzelne Länder nicht im Alleingang lösen. Die Notwendigkeit des Handelns im Sinne des One-Health-Ansatzes hat daher international hohe politische Priorität auf mehreren Ebenen, unter anderem bei der UN/WHO, bei der Europäischen Union, unter den G20-Staaten und bei den diesjährigen Beratungen der G7-Staaten unter deutscher Präsidentschaft.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert nationale und internationale Förderprogramme und Initiativen im Bereich Globale Gesundheit und wird sein Engagement in Zukunft noch weiter ausbauen. Dabei wird auch der One-Health-Ansatz weiter gestärkt.
Das sind wichtigste Maßnahmen des BMBF zu One Health
Forschungsvereinbarung One Health
Unter Federführung des BMBF haben sich im Oktober 2022 sechs Bundesministerien zusammengeschlossen, um den One-Health-Ansatz in der Gesundheitsforschung zu stärken. [Pressemitteilung, 6. Oktober 2022] Die weiteren Partner sind die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), für Gesundheit (BMG), für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), der Verteidigung (BMVg) sowie für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Die gemeinsame Forschungsvereinbarung leitet unter anderem die Weiterentwicklung der erfolgreichen Nationale Forschungsplattform für Zoonosen zu einer Forschungsplattform für One Health ein. Dadurch soll eine noch schnellere und wirksamere Reaktion auf sich wandelnde Forschungsfragen im One-Health-Bereich ermöglicht werden. Die mit der Plattform angestrebte Vernetzung und Bündelung national vorhandener Kompetenzen und Ressourcen trägt auch dazu bei, die globale Gesundheit zu stärken und das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung umzusetzen.
Die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen, also zu von Tieren auf Menschen übertragbaren Krankheiten (und umgekehrt), wurde bereits 2009 auf Grundlage einer Forschungsvereinbarung initiiert - durch das BMBF, das damalige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie das Bundesministerium für Gesundheit. Als weiteres Ressort schloss sich 2016 das Bundesministerium der Verteidigung an.
Nationales Netzwerk zur Erforschung zoonotischer Erkrankungen
Das BMBF fördert das Forschungsnetz zoonotische Infektionskrankheiten seit 2017 mit insgesamt 40 Millionen Euro für fünf Jahre. Ziel ist die Vernetzung innerhalb und zwischen Forschungsdisziplinen (z. B. Virologie, Medizin, Biologie) mit der Praxis, dem öffentlichen Gesundheitsdienst und dem Veterinärwesen, denn die Ergebnisse aus der Forschung sollen schneller in die Anwendung kommen (Transfer in die Praxis). Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Erreger selbst, aber auch Strategien gegen diese. Zudem wird nach einer Möglichkeit gesucht, die Gefahr, die von diesen Erregern ausgeht, möglichst genau vorhersagen zu können.
Mit dieser Fördermaßnahme hat das BMBF ein erstes und erfolgreiches Zeichen für die disziplinenübergreifende (hier Human- und Veterinärmedizin) Erforschung von Krankheiten gesetzt.
Globale Gesundheit: Forschungsnetzwerk ANDEMIA
Das deutsch-afrikanische Gesundheitsforschungsnetzwerk ANDEMIA hat zur Aufgabe, länderübergreifend Krankheiten der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts, akute Fieber unbekannten Ursprungs sowie die Ausbreitung von multiresistenten Erregern in Sub-Sahara Afrika zu bekämpfen. Solche gewöhnlichen Krankheiten werden oft in Förderprogrammen internationaler Forschungsinstitute und lokaler Gesundheitsbehörden vernachlässigt, zählen jedoch insbesondere bei Kindern zu den Hauptursachen von Krankheits- und Todesfällen in Afrika.
Erforschung antimikrobieller Resistenzen
Die Notwendigkeit, alle maßgeblichen Einflüsse zu berücksichtigen, prägt auch zunehmend den Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen. Um Resistenzentwicklungen in ihrer ganzen Dynamik zu verstehen und um ihnen vorzubeugen, ist ein ganzheitlicher Blick unabdingbar. Resistenzen entwickeln sich nicht nur im Menschen, sondern ebenfalls in tierischen Reservoirs (antibiotikabehandelte Nutztiere) und der Umwelt (antibiotikabelastete Biotope, z.B. Abwasser). Das BMBF hat diesen Gesichtspunkt bereits in mehreren Fördermaßnahmen der Infektiologie berücksichtigt und unterstützt daher auch seit Langem die europäische Förderinitiative JPIAMR (Joint Programming Initiative on Antimicrobial Resistance). Die bereits angelaufene Weiterentwicklung von JPI-AMR zu einer europäischen Partnerschaft für One-Health, wird vom BMBF mitgetragen.
Institutionelle Förderung: Zentren für Gesundheitsforschung
Mit den Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung – hier insbesondere dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) – sowie den Ressortforschungseinrichtungen anderer Ministerien (z.B. Robert-Koch-Institut, Friedrich-Loeffler-Institut, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr) ist die außeruniversitäre Forschung in Deutschland bestens aufgestellt, um disziplinübergreifend verstärkt Forschung im One-Health-Ansatz zu betreiben. Die Gründung des neuen, vom BMBF seit Anfang 2020 geförderten Helmholtz-Instituts für One-Health (HIOH) in Greifswald ist hierfür ein eindrücklicher Beleg.
Das HIOH, als Außenstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig gegründet, wird mit der Universität Greifswald, der Universitätsmedizin Greifswald und dem Friedrich-Loeffler-Institut durch eine wissenschaftliche Kooperationsvereinbarung eng verbunden sein. Forschungsschwerpunkte sind dabei zunächst Zoonosen und antimikrobielle Resistenzen, wobei Proben aus den beiden Modellregionen, Subsahara-Afrika und Mecklenburg-Vorpommern, untersucht werden sollen.