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Neue Impulse für Forschung mit frühen humanen Zellen : , Thema: Forschung

Die medizinische Forschung liefert wichtige Erkenntnisse. Damit sie relevant und international konkurrenzfähig bleibt, öffnet das BMBF den Raum für Reflexion und Debatte, um neue Perspektiven zu erörtern.

Forscherin in weißer Laborkleidung und Schutzbrille hält rosafarbene Proben in der Hand
Forscherin im Labor © Adobe Stock / Microgen

Das oberste Ziel der Gesundheitsforschung ist es, Therapien zu finden, um Krankheiten bestmöglich behandeln zu können. Viele Entwicklungen der letzten Jahre haben inzwischen Eingang in den Versorgungsalltag gefunden und zeigen: In der Medizin wird immer mehr möglich.

Das heißt aber auch: Von Beginn an sind die Auswirkungen von Innovationen zu bedenken und mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu unterlegen, wie mögliche Fortschritte unser Leben verändern könnten. Dies trägt dazu bei, dass neue Technologien verantwortungsvoll und zum Wohl der Menschen eingesetzt werden können. Ganz besonders gilt dies in den modernen Lebenswissenschaften, die sehr sensible Fragen berühren, bei denen die Chancen und Risiken neuer Entwicklungen einzuschätzen und abzuwägen sind.

„Experimentelle Methoden und moderne Technologien sind ein wichtiger Treiber für Innovationen in der biologischen und medizinischen Forschung.“

Handlungsfeld 2 des Rahmenprogramms Gesundheitsforschung; „Innovationsförderung – Medizinischen Fortschritt vorantreiben“

Umstrittene Hoffnungsträger – zur Forschung an und mit frühen humanen Zellen

Wichtige, in Deutschland aber auch kontrovers diskutierte Zukunftsthemen der Medizin sind beispielsweise die Zelltherapie, die Forschung an und mit humanen embryonalen Stammzellen und die Forschung an und mit frühen humanen Embryonen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich wiederholt für eine kritische Reflexion und Debatte über die in Deutschland geltenden Regelungen eingesetzt, um in diesem spezifischen Themenfeld ebenfalls einen wichtigen Beitrag in der Forschung leisten zu können. Zudem sei es geboten im Sinne einer innovationsorientierten Forschungspolitik den Innovations- und Forschungsstandort Deutschland zu erhalten und auszubauen, sowie nicht den Anschluss an die internationale Forschung zu verlieren.

Auf internationaler Ebene sind hier in den vergangenen Jahren wichtige Erkenntnisse und Fortschritte erzielt worden, sowohl um Krankheiten zu verstehen als auch um Behandlungen zu entwickeln und z.B. ungewollter Kinderlosigkeit, Fehl- und Frühgeburten und genetischen Erkrankungen besser zu begegnen. Die deutsche Wissenschaft hat bislang nur begrenzt dazu beitragen können, denn Forschung mit humanen Embryonen ist nach dem seit 1990 geltenden Embryonenschutzgesetz (ESchG) grundsätzlich verboten und die Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen nur in den engen Grenzen des Stammzellgesetzes (StZG) zulässig.

Stellungnahmen der Wissenschaft zeigen Perspektiven und Bedarf an Forschung

In ausführlichen Stellungnahmen haben sich Ethik- und Sachverständigengremien zum Thema geäußert und Potenziale und Herausforderungen der Stammzell- und Embryonenforschung dargelegt – so etwa die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Bundesärztekammer, der Deutsche Ethikrat und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW).

Insbesondere die 2021 veröffentlichte Stellungnahme der Leopoldina „Neubewertung des Schutzes von In-vitro-Embryonen in Deutschland“ hebt die große Bedeutung der Embryonenforschung für weite Gebiete der medizinisch-biologischen Forschung hervor: angefangen bei der entwicklungsbiologischen Grundlagenforschung über die Fortpflanzungsmedizin bis hin zur regenerativen und personalisierten Medizin.

Interdisziplinäre Fachkonferenz bot Forum zur Reflexion und Debatte

Die am 9. und 10. Oktober 2023 vom BMBF ausgerichtete Fachkonferenz „Humane Embryonen in der medizinischen Forschung – Tabu? - Vertretbar? - Chance?“ bot Gelegenheit, dieses Thema in wissenschaftlicher, ethischer und rechtlicher Hinsicht umfassend zu reflektieren. Die Fachkonferenz richtete sich an Forschende der relevanten Disziplinen, Wissenschaftsadministratoren, Vertreterinnen und Vertreter der Politik sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler insbesondere aus der Medizin, Biologie, Ethik, Theologie, Sozial- und Rechtswissenschaften erörterten Chancen und Risiken, unterschiedliche Sichtweisen sowie die strengen Rahmenbedingungen in Deutschland und gaben neue Impulse für die Diskussion der ethischen und rechtlichen Fragen. „Dieses Forschungsfeld bietet große Chancen für die Entwicklung wirksamer Therapien für bislang unheilbare Krankheiten oder zur Behandlung von Volkskrankheiten wie Diabetes, Demenz oder Herzinfarkt“, betonte Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger zur Eröffnung der Konferenz. „Wir wollen daher eine lösungsorientierte Debatte entlang unserer bewährten ethischen Leitplanken anstoßen.“

Die Potenziale der Forschung mit humanen Embryonen und Stammzellen zum Wohle von Patientinnen und Patienten wurden in Vorträgen und Diskussionsrunden dargestellt und die Notwendigkeit einer transparenten und lösungsorientierten gesellschaftlichen Debatte betont.  In zwei Workshops wurde anhand von Thesenpapieren eine mögliche Neugestaltung der gesetzlichen Regelungen für den Umgang mit überzähligen Embryonen und zur Forschung an und mit pluripotenten Stammzellen und Zellgebilden diskutiert. Dabei wurde unter anderem die Ausarbeitung eines Bioethikgesetzes angeregt, das aktuelle Regelungen ändert und ein „Embryonen- und Stammzellforschungsgesetz“ einführt.

Weitere Details zur Fachkonferenz finden Sie hier.

ELSA-Forschung

Insbesondere in den modernen Lebenswissenschaften werfen neue Erkenntnisse auch neue Fragen auf – nicht alles, was möglich ist, ist auch gesellschaftlich gewünscht. Um Grenzen sinnvoll zu setzen, braucht es einen gesellschaftlichen Austausch. Diesen Dialog über Fachdisziplinen hinweg fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über die sogenannte ELSA-Forschung, die sich mit ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten („Ethical Legal and Social Aspects“) aktueller Fortschritte in den modernen Lebenswissenschaften auseinandersetzt. Ziel der ELSA-Forschung ist es, die mit Erkenntnissen der modernen Lebenswissenschaften verbundenen Chancen und Risiken zu bewerten. Das BMBF hat die Bedeutung der ELSA-Forschung früh erkannt. Seit 1997 fördert das Ministerium die ELSA-Forschung programmatisch, derzeit mit rund 4,5 Millionen Euro pro Jahr.