Maria Sibylla Merian Centres : Datum: , Thema: Forschung
Mit den Internationalen Forschungskollegs "Maria Sibylla Merian Centres for Advanced Studies" bringt das BMBF die Internationalisierung der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften voran.
Hierzu werden Forschungszentren in wissenschaftlich und wissenschaftspolitisch wichtigen Regionen und Partnerländern in Asien, Lateinamerika und Afrika gefördert. An ihnen forschen gemeinschaftlich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, dem Gastland sowie weiteren Ländern der Region aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln zu einem selbstgewählten Schwerpunktthema.
Die Merian Centres werden an einer wissenschaftlichen Einrichtung des Gastlandes gemeinsam mit den deutschen Projektkonsortien aufgebaut und betrieben. Forschungskollegs dieser Art wurden in Indien, Mexiko, Brasilien, Ghana und Tunesien eingerichtet. Die Merian Centres legen den Grundstein für eine langfristige Zusammenarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften mit den jeweiligen Regionen. Sie eröffnen interkulturelle Perspektiven und helfen damit, gesellschaftliche Entwicklungen besser zu verstehen und Lösungsansätze für gegenwärtige soziale Probleme zu entwickeln. Dazu sind Geistes- und Sozialwissenschaften und partnerschaftliche, interdisziplinäre Forschungszusammenarbeit wichtiger denn je.
Die Merian Centres im Einzelnen:
Delhi
Das M.S. Merian-R. Tagore Centre in Delhi war 2015 das erste vom BMBF geförderte Forschungskolleg auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften im außereuropäischen Ausland. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Erfurt, Göttingen und Würzburg sowie des Deutschen Historischen Instituts London haben in einer Vorbereitungsphase gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Indien das Forschungskolleg zum Thema "Metamorphosen des Politischen" aufgebaut.
Die Geschichte des indischen Subkontinents liefert reichhaltigen Stoff zur Erforschung, wie sich das Politische in Arenen jenseits des Nationalstaats äußert und immer neue gesellschaftliche Bereiche erfasst. Die Aufarbeitung dieser Geschichte aus vergleichender Perspektive erweitert die empirischen Grundlagen laufender Debatten über das Politische, die sich bisher weitgehend auf nordatlantische Gesellschaften erstreckt haben. Die thematischen Schwerpunkte des Merian Centres kreisen um politische Aspekte der Geschichtsschreibung, industrielle Beziehungen, Bewegungen zur Erneuerung demokratischer Systeme, Normkonflikte, Geschlechterverhältnisse, sowie Wachstum und Verteilung.
Mehr Informationen auf der Homepage des Centres.
Guadalajara
In Mexiko, am Kolleg an der Universität Guadalajara, beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus interdisziplinärer Sicht mit Fragen der Wahrnehmung und Reflektion gesellschaftlicher Krisen durch Akteure aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Welche Antworten finden die Menschen auf verschiedene gesellschaftliche Herausforderungen und Probleme? Wie können neue Ansätze zur Problembearbeitung – auch international – aussehen, und wie kann man sie in die Praxis überführen? Antworten auf diese Fragen werden unter anderem in eine Datenbank zu Strategien der Konfliktlösung einfließen. Auf dieser Grundlage können Lösungsansätze auch für gesellschaftliche Krisen in Deutschland und ganz Europa entwickelt werden. Das Kolleg ist ein gemeinsames Projekt der Universitäten Bielefeld, Kassel, Hannover und Jena und hat nicht nur am Hauptstandort in Guadalajara Forschungsgruppen eingerichtet, sondern auch in Buenos Aires (Nationale Universität San Martín), Quito (Lateinamerikanische Fakultät der Sozialwissenschaften) und San José (Universität Costa Rica).
Mehr Informationen auf der Homepage des Centres und im Interview mit dem Direktor.
São Paulo
Das Kolleg an der renommierten Universität São Paulo in Brasilien und am Brazilian Center for Analysis and Planning (CEBRAP) startete im Frühjahr 2017. Aus einer Vielfalt disziplinärer Perspektiven, die von Wirtschafts- und Rechtswissenschaft, über Soziologie, Geschichte und Ethnologie bis hin zur Literaturwissenschaft reicht, werden dort vergangene und gegenwärtige Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens untersucht. Wie gelingt ein Miteinander trotz extremer Einkommensunterschiede, trotz kultureller und religiöser Diversität? Wie sind diese Formen sozialer Ungleichheit mit ungleichen Geschlechterverhältnissen verknüpft? Neue Erkenntnisse zu diesen Fragen, die am Centre aus lateinamerikanischer Perspektive erarbeitet werden, liefern Antworten auf die Frage des sozialen Zusammenhalts, die auch europäische Länder derzeit beschäftigt. An dem Projekt beteiligen sich in Deutschland die Freie Universität Berlin, die Universität zu Köln und das Ibero-Amerikanische Institut – Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Sie arbeiten über den Hauptstandort in Brasilien hinaus auch eng mit der Universität La Plata in Argentinien und dem Colegio de México zusammen.
Mehr Informationen auf der Homepage des Centers.
Accra
Das Forschungskolleg an der Universität Ghana – einer der besten afrikanischen Universitäten – beschäftigt sich seit dem Frühjahr 2018 mit demokratischer Regierungsführung, Konfliktbearbeitung und Nachhaltigkeitstransformation. Im Mittelpunkt stehen drängende Forschungsfragen wie: Was sind Besonderheiten afrikanischer Gesellschaften, in denen demokratische Strukturen Bestand haben? Warum sind gerade Staaten in Subsahara-Afrika mit langwierigen, gewalttätigen Konflikten konfrontiert? Wie wirken sich diese auf Flucht- und Migrationsbewegungen aus? Partner in Deutschland sind die Universitäten Freiburg und Frankfurt am Main – sowie bis August 2020 auch die Universität Konstanz – sowie das German Institute of Global and Area Studies (GIGA) und das Deutsche Historische Institut Paris der Max Weber Stiftung.
Mehr Informationen auf der Homepage des Centres.
Tunis
Am Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM) in Tunis forscht eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland und Tunesien mit assoziierten Partnern aus Marokko und dem Libanon zum Thema „Imagining Futures – Dealing with Disparity“. MECAM untersucht die komplexen Prozesse von Verhandlungen gesellschaftlicher Zukunftsmodelle in den Gesellschaften des heutigen Maghreb, wie sie durch den „Arabischen Frühling“ angestoßen wurden. Es befasst sich mit vielfältigen, teils konkurrierenden kulturellen, sozialen, politischen und ökonomischen Vorstellungen über die Zukunft des Maghreb. Dazu nimmt es unterschiedliche gesellschaftliche Akteure, die auf verschiedensten Ebenen handeln, in den Blick. Außerdem berücksichtigt es den jeweiligen räumlichen und zeitlichen Kontext, der die ungleichen Ausgangsbedingungen für Zukunftsmodelle definiert. Diese sog. Disparitäten bestehen sowohl innerhalb der Region des Maghreb als auch zwischen dem Maghreb und seinen geografischen Nachbarn. Partner in Deutschland sind die Universitäten Marburg und Leipzig sowie das GIGA-German Institute of Global and Area Studies und das Forum Transregionale Studien e. V.
Mehr Informationen auf der Homepage des Centres.