Navigation und Service

Logo Bundesministerium für Bildung und Forschung

Bioökonomie – Biogene Ressourcen und biologisches Wissen für eine nachhaltige Wirtschaft : Datum: , Thema: Forschung , Thema: Bioökonomie

Für eine lebenswerte Zukunft sind Innovationen nötig, die Umweltschutz mit wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen in Einklang bringen. Die Bioökonomie treibt den Wandel zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem voran.

Was ist Bioökonomie?

Infofilm: Was ist Bioökonomie?

: Video : 02:55

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind die zentralen Themen des 21. Jahrhunderts. Wenn die Menschheit die Ressourcen übernutzt, schädigt dies die Biosphäre. Um die Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten, muss der Ressourceneinsatz auf ein ökologisch verträgliches Maß reduziert werden. Gleichzeitig gilt es, einer wachsenden Weltbevölkerung wirtschaftlichen Wohlstand und das Recht auf Entwicklung zu ermöglichen.

Innovationen aus der Bioökonomie vereinen biologisches Wissen mit technologischen Lösungen und nutzen die natürlichen Eigenschaften biogener Rohstoffe. Diese sind erneuerbar, kreislauf- und anpassungsfähig. Die Bioökonomie birgt das Potenzial, neuartige Produkte und Verfahren hervorzubringen, die gleichzeitig Ressourcen schonen und Wohlstand schaffen.

Die nationale Bioökonomie-Strategie

In der Definition der Bundesregierung umfasst die Bioökonomie die Erzeugung, Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Systeme, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren für ein zukunftsfähiges Wirtschaftssystem bereitzustellen. Der Übergang zu einer biobasierten Wirtschaft bedeutet einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Er wird entscheidend durch wissenschaftlich-technische Innovationen vorangetrieben, sein Gelingen hängt aber auch von zahlreichen sozialen Prozessen sowie von Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Technik, Wirtschaft und Ökologie ab. Daher umfasst die Anfang 2020 verabschiedete nationale Bioökonomiestrategie der Bundesregierung ebenso sozial-, politik- und wirtschaftswissenschaftliche Forschung.
[Hier können Sie eine Kurzfassung (PDF) der Bioökonomiestrategie herunterladen.]

Fragen und Antworten zur Bioökonomie

Was ist Bioökonomie?

Weg von fossilen Rohstoffen und hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise – die Bioökonomie setzt auf biologische Ressourcen und Verfahren und orientiert sich an natürlichen Stoffkreisläufen. Zur Bioökonomie zählen alle Branchen, die biologische Ressourcen produzieren, bearbeiten und verarbeiten oder in irgendeiner Form nutzen. Die Bioökonomie kann fundamentaler Bestandteil und Treiber einer nachhaltigen Entwicklung sein und trägt mit innovativen Lösungen zum Erreichen der globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und der Klimaschutzziele der Bundesregierung bei.

Was sind die Ziele der Bioökonomiestrategie?

Die Bioökonomiestrategie der Bundesregierung adressiert ein breites Spektrum an Zielen auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen und in allen wirtschaftlichen Sektoren. Die sechs Hauptziele sind:

  1. Bioökonomische Lösungen für die Nachhaltigkeitsagenda entwickeln
  2. Potenziale der Bioökonomie innerhalb ökologischer Grenzen erkennen und erschließen
  3. Biologisches Wissen erweitern und anwenden
  4. Ressourcenbasis der Wirtschaft nachhaltig ausrichten
  5. Deutschland zum führenden Innovationsstandort der Bioökonomie ausbauen
  6. Gesellschaft einbinden, nationale und internationale Kooperationen intensivieren

Wo findet sich Bioökonomie bereits im Alltag?

Vielfach lassen sich heute mit nachwachsenden Rohstoffen und Mikroorganismen bereits Erdöl & Co ersetzen. Beispiele gibt es bereits aus allen Bereichen des Alltags:

Bioökonomie im Alltag

Von Kosmetika bis Autorreifen - in vielen Produkten unseres Alltags steckt heute schon Bioökonomie. Die Bioökonomie steht für eine biobasierte Wirtschaft, die aus Pflanzen und Mikroorganismen wichtige Rohstoffe gewinnt.

: Video : 9:25

• Sport & Freizeit: Fahrradrahmen aus Holz, Taschen aus Ananas-, Fisch- oder Tabakleder, Spielzeug aus holzbasierten Plastik
• Wohnen & Haushalt: Lampenschirm aus Pilzgeflecht, Waschmittel mit Enzymen, Teppich aus Maisstärke, Möbel aus Pappe, Leder gegerbt mit Olivenblättern
• Ernährung & Gesundheit: Öl aus Algen, Plastiktüten aus Brotresten, Wurst aus Lupinensamen oder Algen, Reinigungsmittel mit Cellulose-Ethanol
• Mode & Lifestyle: Kleidung aus Soja-Fasern, Kaffee-Satz oder Milchresten, Lippenstift mit Wachs und Pollen, E-Roller aus Hanf und Flachs, Nagellack mit Maniok
• Arbeit & Werkstatt: Farben aus Lebensmittel-Abfällen, Entrostungsmittel aus Bakterien, Dübel und Fahrzeugteile aus Bioplastik, Kaffee-Tassen aus Kaffee-Satz

Weitere Informationen zu Bioökonomie im Alltag finden Sie auf unserem Fachportal www.biooekonomie.de oder in der Broschüre "Innovativ. Nachhaltig. Biobasiert - Bioökonomie im Alltag" (PDF).

Warum schont Bioökonomie die Ressourcen?

Bioökonomie setzt auf nachwachsende statt auf fossile Rohstoffe und auf Kreisläufe. Nach dem Vorbild der Natur, die keine Abfälle kennt. Biogene Reststoffe sind so keine Abfälle mehr, sondern werden zu Rohstoffen, ob Holzspäne, Lebensmittelabfälle oder zum Beispiel Reststoffe bei der Papierherstellung. Bioökonomische Innovationen vereinen biologisches Wissen mit technologischen Lösungen und nutzen die natürlichen Eigenschaften biogener Rohstoffe: Kreislauffähigkeit, Erneuerbarkeit und Anpassungsfähigkeit.

Biogene Rohstoffe sollen nachhaltig erzeugt werden. Vorrang haben dabei stets Nahrungsmittel, dann folgt die stoffliche Verwertung der Reststoffe. Dabei ist es wichtig, die Böden zu schützen und die Frucht-barkeit erhalten. Wie das geht, wird in der BMBF-Maßnahme „Bonares“ erforscht. Aber genauso wichtig ist es, die Landwirtschaft insgesamt nachhaltiger zu machen. Das ist ein Ziel der Fördermaßnahme Agrarsysteme der Zukunft, mit der das BMBF Forschende fördert, die untersuchen, wie sich etwa der Einsatz von Wasser, Dünger, Energie oder Pestiziden in der Landwirtschaft verringern lässt.

Wie kann Bioökonomie dem Klimawandel entgegentreten?

Die Bioökonomie setzt auf nachwachsende Rohstoffe und das Wissen über die Prinzipien und Prozesse in biologischen Systemen. Zum Beispiel benötigen Pflanzen oder Algen für ihr Wachstum CO2 und entziehen es der Atmosphäre. Im Gegensatz zur Verwendung fossiler Rohstoffe wird CO2 in der Natur im Kreislauf geführt. Es entsteht also nicht mehr klimaschädliches Gas als verbraucht wird. Die Bioökonomie nimmt sich die Prozesse aus der Natur zum Vorbild und wendet sie auf die Technik an. Unter Verwendung von Enzymen können zum Beispiel industrielle Produktionsprozesse mit viel niedrigeren Temperaturen und viel zielgerichteter stattfinden als es chemische Verfahren vermögen. In biobasierten Verfahren entstehen zudem weniger problematische oder umweltschädliche Abfälle.

Wie können Bürgerinnen und Bürger die Bioökonomie mitgestalten?

Für die Umsetzung der Bioökonomie ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger wichtig. Denn Vertrauen in biobasierte Produkte, Verfahren und Technologie kann nur entstehen, wenn über sie transparent kommuniziert und wissensbasiert über ihre Chancen und Risiken diskutiert wird. Dies bedeutet, die Menschen umfänglich über Aktivitäten zur Bioökonomie zu informieren und Impulse sowie Bedenken frühzeitig aufzugreifen.

Das BMBF nutzt eine Reihe von analogen und digitalen Formaten, damit Bürgerinnen und Bürger den Wandel zu einer Bioökonomie mitgestalten können. Neben dem Wissenschaftsjahr Bioökonomie 2020/21 und der Informationsplattform www.biooekonomie.de umfasste in der Vergangenheit das Konzept Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel deshalb auch Forschungsprojekte zu „Neuen Formaten der Kommunikation und Partizipation“. Die Erkenntnisse daraus werden nun verstetigt, indem zum Beispiel Forschende mehr über ihre Projekte berichten.

Wie verlieren wir auf dem Weg zu einer Bioökonomie nicht unser Ziel?

Das BMBF verfolgt einen ganzheitlichen, systemischen Forschungsansatz in der Bioökonomie. Biologisches Wissen soll mit der Forschung über soziale und ökologische Systeme verknüpft werden, um etwa Nutzungskonflikte zu vermeiden. Die Erzeugung von Nahrungsmitteln hat klaren Vorrang vor einer stofflichen und energetischen Nutzung. In dem Konzept Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel fördert das BMBF Forschungsvorhaben zu Wechselwirkungen und möglichen Zielkonflikten in dem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Transformationsprozess. Dabei gilt es, Gesellschaft, Wirtschaft, Technik und Ökologie gleichermaßen in den Blick zu nehmen. Ziel ist es, Potenziale der Bioökonomie besser abzuschätzen und tragfähige Handlungsoptionen zu liefern.

Was fördert das BMBF im Bereich der Bioökonomie?

Die Forschungsförderung des BMBF im Bereich der Bioökonomie bildet ein breites Spektrum an Förderaktivitäten ab:

Biobasierte Ressourcen nachhaltig nutzen: Die Agrar- und Forstwirtschaft innovativ und nachhaltig für die Zukunft aufstellen. Biogene Reststoffe in einer Kreislaufwirtschaft nutzen.
Biologisches Wissen erweitern: Biologisches Wissen bildet die Grundlage um Schlüsseltechnologien zu entwickeln und passgenaue bioökonomische Innovationen zu ermöglichen.
Biobasierte Innovationen schaffen: Natürliche Ressourcen schonen und Neues schaffen. Um Potenziale zu erschließen, fördert das BMBF technologieoffen von der Grundlagenforschung bis hin zu Pilotanlagen.
Schlüsseltechnologien entwickeln: Neuartige Plattformtechnologien stoßen eine innovative biotechnische Produktion an.
Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel: Wechselwirkungen und Zielkonflikte erforschen so-wie vergleichende Nachhaltigkeitsbilanzen und Zertifizierungssysteme entwickeln.
Bioökonomie International: Zusammenarbeit in Europa vorantreiben und Kooperationen mit außereuropäischen Partnern stärken.
Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen: Der Mittelstand ist der wichtigste Innovations- und Technologiemotor Deutschlands. Er bedarf einer gezielten Förderung aufgrund der langen Entwicklungszeiten, die lebenswissenschaftliche Produktentwicklungen oft erfordern.

Bio-Plastik und Schmierstoffe aus Abfallströmen : Datum: , Thema: Bioökonomie

In der Industrie und im Alltag fallen große Mengen an kohlenstoffreichen Restströmen an. Ihr Potenzial wird bislang kaum genutzt. Dabei sind Reststoffe optimale Quellen für die Herstellung biobasierter Grundstoffe für die chemische Industrie.

Gerste, die dem Klimawandel trotzt : Datum: , Thema: Bioökonomie

In Wildpflanzengenen kann sich der Schlüssel für Widerstandskraft gegen Hitze, Viren oder Schädlinge befinden. Um dieses Wissen für Nahrungspflanzen zu nutzen, haben Forschende jetzt die genetische Vielfalt der Gerste in einer Datenbank erfasst.