Gaia-X: ein Instrument des Wissens- und Technologietransfers
Daten sind die wertvollsten Ressourcen dieser Zeit. Damit diese einen Nutzen für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft haben, müssen sie in einer sicheren Dateninfrastruktur bereitgestellt werden. Mit Gaia-X erarbeitet Europa dafür die Grundlage.
50 Billionen Gigabyte: Das ist die geschätzte Datenmenge, die 2020 weltweit digital im Umlauf war. Würde man diese Daten auf DVDs speichern, wäre der DVD-Stapel 2,6 Millionen Kilometer hoch – das entspricht dem 63-fachen Umfang unserer Erde. Diese riesigen Datenmengen – auch „Big Data“ genannt – sind die Ressourcen des Informationszeitalters. Richtig eingesetzt helfen sie, neues Wissen zu schaffen und zu teilen.
Mit Gaia-X soll dafür die Grundlage geschaffen werden. Ziel ist ein sicheres europäisches Daten- und Infrastrukturökosystem, das die höchsten Anforderungen an die digitale Souveränität erfüllt. Das heißt: Welche Daten gespeichert werden, wer Zugriff auf die Daten hat und wer sie nutzen, kombinieren und verwerten darf, bestimmt der Datengeber. In Deutschland wird Gaia-X gemeinsam mit Vertretern aus der Wissenschaft und Wirtschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vorangetrieben.
Gaia-X ein Ökosystem für Daten und Infrastruktur
Mit Gaia-X sollen Daten sicher und vertrauensvoll bereitgestellt, zusammengeführt und geteilt werden können. So sollen vorherrschende Datensilos, in denen Daten nur im Besitz Weniger sind und damit Innovationen für alle behindern, aufgebrochen werden. Die bislang vereinzelt vorzufindenden themenspezifischen Datenräume sollen vertrauensvoll verbunden werden. Gleichzeitig soll der Aufbau neuer Datenräume in allen Wirtschafts- und Wissenschaftsbereichen gefördert werden. Für alle Datenräume gilt dabei der Grundsatz der Interoperabilität und der Dezentralisierung. Das bedeutet: Die Daten können über die verschiedenen Wirtschafts- und Wissenschaftsbereiche hinweg ausgetauscht werden und sie liegen nicht an einem zentralen Ort der Datenhaltung.
Dabei fußt Gaia-X auf unseren europäischen Werten: Transparenz, Offenheit und Interoperabilität. So schafft Gaia-X Vertrauen und stellt für Deutschland und Europa sicher, dass europäische Standards und Werte im Umgang mit den Daten gewährleistet und in die Welt getragen werden.
Die Dateninfrastruktur führt Bestehendes zusammen. Dezentrale Infrastrukturen wie z. B. einzelne Clouds und Technologien von verschiedenen Anbietern werden zu einem einzigen nutzerfreundlichen System verbunden. Das heißt, dass verschiedene IT-Systeme, Software oder Geräte unabhängig vom Hersteller zusammenarbeiten werden. Damit wird die Abhängigkeit von einzelnen Hardware-, Software- oder Cloud-Anbietern verhindert. Dabei wird ein Open-Source Ansatz vertreten. Der Entwicklungscode von Gaia-X bzw. von den sogenannten Föderationsdiensten ist für jeden frei zugänglich. So wird nachvollziehbar, was mit den eigenen Daten passiert.
Hier können Sie mehr über die Föderationsdienste und den Zusammenhang zu Gaia-X erfahren: https://www.gxfs.eu/de/
Wer kann Teil von Gaia-X sein?
Ziel von Gaia-X ist es, Daten zugänglich zu machen, zusammenzuführen und etwas Neues daraus entstehen zu lassen, um sie wertschöpfend und nutzbringend für die Gesellschaft einsetzen zu können. Daher können sich Unternehmen – vom großen Konzern bis hin zu kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) – sowie Einrichtungen aus Wissenschaft und Forschung an Gaia-X beteiligen.
Gaia-X als innovatives Instrument für den Wissens- und Technologietransfer
Für das BMBF ist Gaia-X ein innovatives Instrument für den Wissens- und Technologietransfer. Denn Daten schaffen Wissen – und Wissen ist die Grundlage für Innovationen und Fortschritt. Insbesondere im Transfer von Forschungsergebnissen in die breite Anwendung sieht das BMBF daher erhebliche wirtschaftliche, wissenschaftliche und gesellschaftliche Potenzial in Deutschland und Europa. Das BMBF plant daher Folgendes:
- Die Verknüpfung von Gaia-X und der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)
Das BMBF treibt die gezielte Verknüpfung von Gaia-X mit der NFDI voran. Die NFDI soll ein Wissensspeicher für die gesamte Forschungslandschaft sein, indem sie Forschungsdaten gezielt vernetzt und über einzelne Wissenschaftsdisziplinen hinweg nutzbar und weiterverwertbar macht. Die NFDI wird vom BMBF von 2019 bis 2028 mit bis zu 90 Millionen Euro jährlich gefördert.
Mit dem Initiativprojekt „FAIR-Data Spaces“ baut das BMBF einen gemeinsamen cloudbasierten Datenraum für Wissenschaft und Wirtschaft auf – durch die Verknüpfung von Gaia-X und der NFDI. So wird veranschaulicht, dass gemeinsame Datenräume machbar sind und die Chance bieten, neue Zusammenhänge zu entdecken.
- Die Anbindung des Gauss Centre for Supercomputing (GCS) an Gaia-X
Das GCS vereint die drei leistungsfähigsten Rechenzentren Deutschlands unter einem Dach. Es ist mit seinen Höchstleistungsrechnern ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Deutschland (Supercomputing - BMBF). Im Mai 2021 ist das GCS der Gaia-X Association beigetreten. Im Projekt InHPC implementiert das GCS Services zur Nutzung von High-Performance Computing über Gaia-X und testet diese mit Pilot-Anwendern.
Gaia-X soll disruptive Innovationen und datengetriebene Geschäftsmodelle ermöglichen
Daten selbst und vor allem auch ihr Austausch, ihre Nutzung und ihre Verwertung in Unternehmen haben eine enorme Bedeutung für die Gestaltung einer wirtschaftlich erfolgreichen Zukunft – der einzelnen Unternehmen und einer gesamten Datenökonomie. Obwohl die Innovationspotentiale für wertschöpfende Aktivitäten in der Wirtschaft enorm sind, werden Daten noch unzureichend genutzt.
Mit Gaia-X soll eine Grundlage geschaffen werden, die innovative datengetriebene Geschäftsmodelle befördert. Doch bisher sind Anreizsysteme in Bezug auf das Teilen von Daten noch wenig erforscht, insbesondere in Datenökosystemen.
Das BMBF möchte daher Anreizsystem für Data-Sharing erforschen lassen. Dafür fördert das BMBF das Projekt „Incentives and Economics of Data Sharing“ (IEDS). Ein Forschungsteam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen widmet sich der Frage, wie Anreizmechanismen für den Austausch von Daten in Datenökosystemen aussehen und wie datengetriebene Geschäftsmodelle befördert werden können.
Ebenso unterstützt das BMBF durch die Förderung von FuE-Projekten insbesondere KMU dabei, ihre vorhandenen Systeme und Daten mithilfe eines systematischen Ansatzes zu Gaia-X-konformen Datenökosystemen für Industrie 4.0 weiterzuentwickeln.