Qualitätsoffensive Lehrerbildung : Datum: , Thema: Forschung
Mit der Qualitätsoffensive Lehrerbildung haben Bund und Länder die herausragende Bedeutung von Lehrerinnen und Lehrern für den Erfolg des Bildungssystems unterstrichen. Gleichzeitig wurde die Mobilität von Studierenden und Absolventen verbessert.
Die Lehrkräftebildung ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Lehrerinnen und Lehrer sollen fachwissenschaftlich umfangreich ausgebildet sein, über methodische und didaktische Kompetenzen verfügen und in der Lage sein, diese auch im Unterricht anzuwenden.
Mehr als nur unterrichten
Die Anforderungen an den Beruf steigen stetig. Lehrerinnen und Lehrer sollen unterrichten und erziehen, beraten und die Schulen weiterentwickeln. Sie begleiten junge Menschen in der Regel über mehr als ein Jahrzehnt in einer Entwicklungsphase, die für individuellen Bildungserfolg, Persönlichkeitsbildung, Sozialisation und beruflichen Werdegang prägend ist. Zudem bringen gesellschaftliche Veränderungen laufend neuartige Aufgaben für das Bildungssystem und den Beruf mit sich. Aus nationalen und internationalen Vergleichsuntersuchungen wie PISA, IGLU oder TIMMS wissen wir, wie wichtig individuelles Fördern und Fordern und die Zusammenarbeit mit den Eltern ist. Fort- und Weiterbildung, also das berufsbegleitende Lernen, muss eine Selbstverständlichkeit sein.
Reformen anstoßen, Mobilität sichern
Für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern, ihr Ansehen und berufliches Wirken, steht der Staat in einer besonderen Verantwortung. Bund und Länder unterstützten daher von 2015 bis Ende 2023 mit ihrer gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ bereits begonnene Reformen an den Hochschulen und stießen neue Wege in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung an. Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ gab einen wettbewerblichen, breit wirkenden und kapazitätsneutralen Impuls, mit dem eine qualitativ nachhaltige Verbesserung für den gesamten Prozess der Lehrkräftebildung bis in die berufliche Einstiegsphase und die Weiterbildung inhaltlich und strukturell erreicht wurde.
Zugleich sollte die Vergleichbarkeit von lehramtsbezogenen Studienleistungen und Lehramtsabschlüssen sowie der gleichberechtigte Zugang beziehungsweise die gleichberechtige Einstellung in Vorbereitungs- und Schuldienst und damit die verbesserte Mobilität von Studierenden und Lehrkräften verbindlich und nachhaltig gewährleistet werden. Länder und Hochschulen verpflichteten sich, die gegenseitige Anerkennung von lehramtsbezogenen Studien- und Prüfungsleistungen, den Zugang zum Vorbereitungsdienst und allen Absolventinnen und Absolventen eines Vorbereitungsdienstes für ein Lehramt gleichermaßen den Berufszugang für den ihrem Abschluss entsprechenden Lehramtstyp zu ermöglichen.
Schulwirklichkeit einbeziehen
Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ umfasste zwei Förderphasen 2014 bis 2018 und 2019 bis 2023. In einem wettbewerbsorientierten Verfahren wurden insgesamt 91 Projekte aus 72 lehrkräftebildenden Hochschulen gefördert, die eine stärkere Abstimmung all jener an einer Hochschule sicherstellten, die für die Ausbildung der Lehrkräfte verantwortlich sind. Das kann langfristig nur gelingen, wenn die Inhalte der Ausbildung stärker aufeinander abgestimmt und die Zusammenarbeit von Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Erziehungswissenschaft verbessert wird. Ziel der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ war es zudem, eine praxisorientierte Ausbildung zu fördern, die die Schulwirklichkeit einbezieht. Hierzu müssen von Anfang an schulpraktische Elemente in der Lehrkräftebildung verankert und die drei Ausbildungszeiten – Lehramtsstudium, Referendariat und Lernen im Beruf – eng miteinander verzahnt werden. Ebenso im Fokus einer guten Lehramtsausbildung stehen die Gestaltung zielgruppengerechter Angebote der Beratung und Begleitung von Studierenden, der Umgang mit Heterogenität und Inklusion sowie der Einsatz digitaler Medien – auch in der beruflichen Lehrkräftebildung. Zukunftsthemen wie Bildung für Nachhaltige Entwicklung oder Demokratiebildung wurden von den Projekten zunehmend aufgegriffen und in die Lehrkräftebildung integriert.
2018 beschlossen Bund und Länder, die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ ab 2020 um eine neue Förderrichtlinie zu ergänzen. Förderschwerpunkte waren die Themen „Digitalisierung in der Lehrerbildung“ und „Lehrerbildung für die beruflichen Schulen“.
Ein Meilenstein für die Lehrkräftebildung
Die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ war ein Meilenstein und das größte Förder- und Entwicklungsprojekt in der jüngeren Geschichte der Lehrkräftebildung in Deutschland. Hochschulen in allen 16 Ländern arbeiteten an Lösungen zu den aktuellen Herausforderungen der Lehrkräftebildung. Durch das Programm wurden Strukturen der Lehrkräftebildung an den Hochschulen gefestigt, Netzwerke in den Universitäten und zu den Einrichtungen der zweiten und dritten Phase aufgebaut und innovative Lehr-Lern-Formate entwickelt. Auch die lehrkräftebildende Forschung hat einen enormen Schub erhalten.
Von der Grundschule über die Sekundarstufe I und II und das berufliche Lehramt bis zur Sonderpädagogik wurden in der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ alle Lehramtstypen angesprochen. Im Programm waren sowohl Universitäten und Pädagogische Hochschulen, als auch Kunst- und Musikhochschulen vertreten.
Um dieses Potenzial auch nach der Förderlaufzeit nutzbar zu machen, haben die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) oder der Stifterverband Empfehlungen veröffentlicht, wie die Lehrkräftebildung auch künftig gestärkt werden kann. Die Positionierungen nehmen direkten Bezug zur „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ und dem Know-how der geförderten Hochschulen. Auch die Projekte der „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung“ bauen auf den Erkenntnissen der „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ auf und entwickeln die Netzwerke in der dritte Phase der Lehrkräftebildung weiter.