Kolumbien: Vielseitige Forschungskooperation – von Bioökonomie bis Stadtentwicklung : Datum:
Kolumbien gehört zu den wichtigsten Partnerländern des BMBF in Lateinamerika. Das Bundesforschungsministerium hat die Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation (MINCIENCIAS) in den letzten Jahren deutlich intensiviert.
Die kolumbianische Regierung hat in den letzten Jahren grundlegende Reformen zur Staatsmodernisierung angestoßen. Unter Präsident Santos haben die Themen Bildung und Wissenschaft eine deutliche Aufwertung erfahren – ein wichtiges Zeichen war die Gründung des Wissenschaftsministeriums MINCIENCIAS im Jahr 2019. Mit dem Ziel, die Forschungs- und Innovationskraft des Landes zu stärken, hat die Regierung im selben Jahr einen internationalen Expertenrat (Misión de Sabios) einberufen. Als wichtigste Zukunftsfelder für die Entwicklung des Landes hat der Rat u.a. die Themenbereiche Bioökonomie und Umwelt, Erneuerbare Energien sowie Ozeane und Wasserressourcen definiert.
Durch seine geographische Lage zwischen Pazifik, Atlantik und dem Amazonasbecken gehört Kolumbien zu den artenreichsten Biodiversitätshotspots der Welt. Dies macht Kolumbien zu einem äußerst interessanten Partner für die deutsche Wissenschaft. Auch das moderne und breit aufgestellte Hochschulsystem zeichnet Kolumbien als attraktives Kooperationsland aus. Die Universitäten de Los Andes und Nacional in Bogotá gehören zu den besten Hochschulen Lateinamerikas. Aber auch andere Städte wie Medellín, Cali und Barranquilla verfügen über renommierte Universitäten.
Gemeinsame Forschungsziele
Grundlage der Zusammenarbeit zwischen BMBF und dem kolumbianischen Wissenschaftsministerium MINCIENCIAS ist eine Gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und Innovation aus dem Jahr 2011. Seit 2012 veröffentlichen BMBF und MINCIENCIAS jährliche Förderbekanntmachungen zu den Themen Biotechnologie, Biodiversität, Gesundheit, Meeresforschung und Geowissenschaften. Kolumbien hat als einziges Land in Lateinamerika während der Corona-Pandemie seine Kooperation mit dem BMBF ausgebaut. Das BMBF zählt zu den wichtigsten internationalen Kooperationspartnern von MINCIENCIAS. Die kolumbianische Seite strebt an, die Kooperation mit Deutschland, v.a. in den Bereichen Bioökonomie und Erneuerbare Energien, weiter auszubauen.
Forschen gegen das Vergessen
Gemeinsam mit Partnern an der Universität von Medellín erforschen deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) die Komplexität der Alzheimer-Krankheit. Grundlage der Zusammenarbeit ist eine einzigartige Datenbank an der Universität von Medellín, die im Rahmen der Zusammenarbeit digitalisiert werden soll, um somit weltweit zugänglich zu sein. Die Daten stammen von einer Patientenkohorte aus einem abgelegenen Dorf in den kolumbianischen Anden, welches eine der höchsten je gemessenen Alzheimer-Vorkommen aufweist. Die Kooperation bietet dem UKE die Möglichkeit, sich an der weltweit größten präklinischen Alzheimer-Studie zu beteiligen.
Biodiversitätsforschung am Rande einer Megacity
Die Erstellung eines Modells für eine umweltgerechte Megacity ist das Ziel der Kooperation der Botanischen Gärten Bogotá und Berlin. Grundlage dafür ist die wissenschaftliche Analyse der Biodiversität, der Landnutzung und der Wasserversorgung im Großraum Bogotá unter Berücksichtigung sozialer, ökologischer und ökonomischer Faktoren. Im Fokus der Untersuchungen stehen die Vegetation hochandiner Wälder und Sumpfgebiete (Páramos). Diese Ökosysteme sind sowohl für die Wasserversorgung als auch für den Biodiversitätserhalt von großer Bedeutung. Neben den wissenschaftlichen Arbeiten wurde im Rahmen des Vorhabens ein deutsch-kolumbianisches Biodiversitäts-Netzwerk mit über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus beiden Ländern aufgebaut.