Argentinien: Forschungskooperation von den Anden bis zum Südatlantik : Datum: , Thema: Europa und die Welt
Deutschland und Argentinien arbeiten seit über 50 Jahren in Bildung und Forschung zusammen. Schwerpunkte sind die Nutzung natürlicher Ressourcen, Meeres- und Polarforschung sowie die Klimaforschung. Argentinien ist außerdem ein starker Partner im Bereich Gesundheitsforschung.
Argentinien hat eine lange und breitgefächerte Forschungstradition. Als erstes lateinamerikanisches Land erhielt Argentinien drei wissenschaftliche Nobelpreise in Medizin und Chemie. Die argentinische Regierung hat die Bedeutung von Bildung und Innovation für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung erkannt und trotz verschiedener ökonomischer Krisen in den letzten Jahrzehnten seine Forschungslandschaft gezielt gefördert.
Eine besondere Rolle nimmt das landesweite Netz der Institute des CONICET (Nationaler Rat für wissenschaftliche und technologische Forschung) ein. Mit über 11.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und 28 Instituten ist der CONICET eine der herausragenden Forschungseinrichtungen in Lateinamerika.
Doppelabschlüsse für Studierende aus Deutschland und Argentinien
Berlin-Buenos Aires, Biberach-Tucumán, Göttingen-Rosario – das sind nur einige der mehr als 30 Partnerschaften zwischen deutschen und argentinischen Hochschulen, die das Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum (DAHZ) im Auftrag des BMBF fördert. Die Themen der gemeinsamen Studiengänge sind so vielseitig wie die eingebundenen Städte: Betriebswirtschaftslehre, Energiemanagement, Molekularbiologie, Naturgefahren oder Astrophysik. Das DAHZ wurde im Jahr 2012 gegründet und wird vom BMBF, den argentinischen Ministerien für Bildung und Wissenschaft sowie dem Deutsch-Argentinischen Verein für Wissenschaft und Technologie gefördert. Geschäftsstellen in Bonn und Buenos Aires organisieren die Arbeit. Inzwischen werden jährlich über 200 Studierende und Promovierende von insgesamt 48 Hochschulen (29 in Deutschland und 19 in Argentinien) finanziert. Diese werden durch das Programm nicht nur wissenschaftlich ausgebildet, sondern erhalten intensive Einblicke in die Kultur des anderen Landes.
Forschen für eine innovative und ökologische Wirtschaft
Bioökonomie-Forschung für zukunftsfähige, bio-basierte Wirtschaftssysteme ist ein Schwerpunkt der deutsch-argentinischen Zusammenarbeit. Argentinien bietet viele Rohstoffe und eine große biologische Vielfalt, aber vor allem auch gut ausgebildete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Forschung auf höchstem Niveau. Das BMBF und das argentinische Partnerministerium MINCyT fördern deutsche und argentinische Wissenschaftsteams. Diese erforschen beispielsweise gemeinsam, wie die Ernährung der Bevölkerung in der Zukunft gesichert werden kann. Sie entwickeln auch Methoden, mit denen Energie aus pflanzlichen Abfällen gewonnen werden kann, und suchen Lösungen für eine ertragreiche und ökologische Landwirtschaft.
Gemeinsame Forschung am südlichen Ende der Welt
1994 eröffneten das deutsche Alfred-Wegner-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und das argentinische Antarktisinstitut das erste internationale Forschungsinstitut in der Antarktis: das Dallmann-Labor. Dort leben und arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Argentinien und den Niederlanden. Diese erforschen, wie sich polare Lebensgemeinschaften den globalen Umweltveränderungen anpassen.
Die südlichen Regionen Patagoniens sind massiv vom Klimawandel betroffen. Mit einem breiten Netz an stationären und mobilen Messstationen erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des AWI mit Partnern aus Argentinien und Chile die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserqualität und die Artenvielfalt am südlichsten Ende Lateinamerikas – zwischen Atlantik und Pazifik. Das Projekt „Dynamik des Einflusses von Eismasseverlust in den Anden auf terrestrische und marine Ökosysteme in Patagonien (DynAMo)“ wird im Rahmen der BMBF-Initiative für Forschungsstrukturen in Lateinamerika gefördert.
Das deutsche Forschungsschiff „Sonne“ war seit Mitte der 1970er Jahre bis Ende 2014 im Auftrag der Bundesregierung in der ganzen Welt unterwegs und hat wesentlich zur Erforschung der Meere und der Polarregionen beigetragen. Die „Sonne“ wurde vor einigen Jahren von Argentinien erworben und wird seitdem unter dem Namen „Austral“ als Forschungsschiff im Südatlantik genutzt.