Vietnam: Ein verlässlicher Partner für die Zukunft : , Thema: Europa und die Welt
Im Bereich Forschung und Bildung zählt Vietnam zu den wichtigsten Kooperationspartnern Deutschlands in Südostasien. Die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Technologie ist beispielhaft.
Mit einem Wirtschaftswachstum von über sechs Prozent gehört Vietnam zu einem der interessantesten Märkte in Südostasien. Der wirtschaftliche Aufschwung wird vor allem durch verarbeitende Instustrie bei niedrigen Arbeitskosten und der Nutzung natürlicher Ressourcen getragen. So ist Vietnam ein wichtiger Fertigungsstandort für Bekleidung und Elektronik, aber auch ein bedeutender Exporteur landwirtschaftlicher Produkte.
Vor großen Herausforderungen
Um das Einkommensniveau der rasch wachsenden jungen Bevölkerung nachhaltig zu erhöhen, muss Vietnam aber die Wertschöpfungsketten verbessern und in zukunftsfähige Technologien investieren. Gleichzeitig steht das Land durch die dynamisch wachsende Wirtschaft und eine zunehmende Verstädterung vor großen Umweltproblemen. Darüber hinaus ist Vietnam in besonderer Weise von den Folgen des Klimawandels betroffen, beispielsweise durch die fortschreitende Versalzung des Mekong-Deltas – dem wichtigsten Reisanbaugebiet des Landes. Forschung und Innovation sind der Schlüssel um die genannten Herausforderungen zu meistern. Deutschland ist für Vietnam dabei ein wichtiger Partner.
Traditionsreicher Dialog
Die erfolgreiche Forschungszusammenarbeit zwischen beiden Ländern, die 1996 begann, wird wesentlich von den zahlreichen Deutschland-Alumni in Vietnam getragen. Nach Schätzungen haben 7.000 Vietnamesen an DDR-Hochschulen studiert. Viele von ihnen arbeiten heute in Führungspositionen in Vietnam. Aktuell studieren über 3.200 vietnamesische Studierende an deutschen Hochschulen. Sie sind die kommende Generation der Ansprechpartner für den weiteren Ausbau der deutsch-vietnamesischen Partnerschaft in Bildung und Forschung.
Ein breites Spektrum der Zusammenarbeit
Forschungsvorhaben zu Wasser- und Umwelttechnologien sind die wichtigste Säule in der Zusammenarbeit beider Länder. In diesem Bereich zählt Vietnam neben China derzeit weltweit zu den wichtigsten Partnerländern des Bundesforschungsministeriums. Durch den integrativen Ansatz der gemeinsamen Vorhaben, die räumliche und technologische Aspekte verbinden und Unternehmen von Beginn an integrieren, wird die Basis für praxisnahe und bedarfsgerechte Systemlösungen für die Wasser- und Umweltprobleme in Vietnam gelegt. Diese Lösungen sind dann auch auf andere Entwicklungs- und Transformationsländer mit ähnlichen Herausforderungen übertragbar. Darüber hinaus ist Vietnam ein wichtiges Partnerland für angewandte Forschung in den Bereichen Ressourceneffizienz, Anpassung an den Klimawandel, Energieeffizienz, nachhaltiges Landmanagement, Urbanisierung, Gesundheit und Biodiversität.
Bioökonomie – Biobasiertes Wirtschaften
Vietnam ist eines der Partnerländer in der BMBF-Bekanntmachung „Bioökonomie International“. Im Jahr 2019 wurde die dritte bilaterale Ausschreibung veröffentlicht, die eine überaus positive Resonanz fand. Die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen durch eine biobasierte Wirtschaft zu reduzieren, ist ein erklärtes Ziel in beiden Ländern. Nur mit innovativen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, bei denen beide Partner Fachwissen und Ressourcen bündeln, lässt sich dieses Ziel erreichen. Mit der langjährigen Unterstützung des BMBF im Forschungsmanagement, zuletzt durch die Entwicklung von Kapazitäten in der Forschungsevaluation, konnten wichtige Impulse für den Aufbau einer wissens- und innovationsgetriebenen Wirtschaft und Gesellschaft in Vietnam gegeben werden.
Vietnamesisch-Deutsche Universität
Eine Neuorientierung der vietnamesischen Hochschulen soll mit internationaler Unterstützung stattfinden. Die Vietnamese-German University (VGU) in Ho Chi Minh Stadt war die erste staatliche Hochschule mit ausländischer Beteiligung. Ziel der vietnamesischen Regierung ist es, eine forschungsbasierte Modellhochschule (New Model University) aufzubauen, die eine Vorbildfunktion für das Hochschulsystem hat. Die VGU wurde im Jahr 2008 auf eine Initiative des Bundeslandes Hessen eröffnet. Mittlerweile werden vierzehn Studienprogramme (sieben Master- und sieben Bachelorprogramme mit Foundation Year) in den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften angeboten. Im Konsortialverein der VGU engagieren sich heute 38 deutsche Hochschulen und Institutionen. Derzeit sind etwa 1.200 Studierende an der VGU eingeschrieben.