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Jordanien : , Thema: Europa und die Welt

Jordanien ist ein stabiler Partner Deutschlands im Nahen Osten. In den letzten Jahren konnten gemeinsam dort einige Großprojekte verwirklicht werden. Die German-Jordanian University (GJU) ist ein Leuchtturmprojekt transnationaler Bildung in der Region.

Die Deutsch-Jordanische Universität befindet sich in Madaba, etwa 35 Kilometer südlich der Hauptstadt Amman
Die Deutsch-Jordanische Universität befindet sich in Madaba, etwa 35 Kilometer südlich der Hauptstadt Amman © GJU

Politischer Rahmen der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit

Die politische Grundlage der deutsch-jordanischen Zusammenarbeit – ein Abkommen zur kulturellen Zusammenarbeit von 1981 – wurde 2009 durch ein zwischen Jordanien und der Europäischen Union abgeschlossenes Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ) ergänzt. Des Weiteren konnte die Unterstützung der GJU durch ein im Jahr 2009 verabschiedetes Memorandum of Understanding (MoU) politisch fundiert werden.

Die Deutsch-Jordanische Universität (GJU)

Wissenschaftliche Ausbildung entlang der praktischen Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft. An dieses Erfolgsmodell deutscher Fachhochschulen anknüpfend, bereichert die GJU seit ihrer Gründung in 2005 die akademische Landschaft Jordaniens durch ihre dezidierte Praxisorientierung und wird mittlerweile als eine der drei besten Hochschulen des Königreichs Jordanien gehandelt. Obligatorischer Deutschunterricht, ein Semester an einer deutschen Hochschule und ein Praktikum in einem deutschen Unternehmen sind wichtige Grundlage für die Ausbildung interkultureller Kompetenzen der Studierenden. Enge Kooperationen mit einer Vielzahl deutscher Unternehmen verzahnen akademische Lehre und Forschung mit dem Know-How der deutschen Wirtschaft und helfen bei dem Aufbau anwendungsorientierter Forschungsstrukturen an der GJU.

Den Weg der Einbettung der Hochschule in Gesellschaft und Wirtschaft weiter beschreitend, wurde 2021 das DI-TECH (Deanship of Innovation, Technology Transfer and Entrepreneurship) gegründet, welches wichtige HAW-Prinzipien an der GJU zusammenführt und strukturell verankert. Federführender Partner in Deutschland ist die Hochschule Magdeburg-Stendal, die auch das große deutsche Unternehmens- und Hochschulnetzwerk mit über 120 Hochschulen koordiniert. Das BMBF hat den Auf- und Ausbau der GJU über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) gefördert. Derzeit wird die Kooperation der Hochschule Magdeburg-Stendal mit der GJU vom DAAD unter anderem im Rahmen der Transnationalen Bildungsprojekte (TNB) unterstützt. Der Campus befindet sich in Madaba, etwa 35 Kilometer südlich der Hauptstadt Amman.

Langjährige Zusammenarbeit im Wassermanagement

Das BMBF arbeitet seit Jahren mit Forschungspartnern in Jordanien im Bereich Wassermanagement zusammen. Ziel der Projekte ist es, die knappe Ressource Wasser möglichst nachhaltig zu bewirtschaften. Um die Ergebnisse des Verbundprojekts SMART (Sustainable Management of Availabe Water Resources with Innovative Technologies) zum Integrierten Wasserressourcenmanagement (IWRM) am unteren Jordan zu verstetigen, gründete das BMBF im Jahr 2012 das sogenannte NICE-Implementierungsbüro Amman zur wissenschaftlichen Beratung des jordanischen Wasserministeriums sowie des Nationalen Komitees für effektives dezentrales Abwassermanagement in Jordanien (NICE). Im Jahr 2020 veröffentlichte das BMBF eine Förderbekanntmachung zum Thema „Wasserforschung im Nahen und Mittleren Osten“ (MEWAC) mit dem Ziel der Förderung grenzüberschreitender Lösungen für die dringenden Fragen von Wassernutzung und -aufbereitung in der gesamten Region. Hier arbeiten auch deutsche und jordanische Forschende zusammen.

SESAME – Der erste Synchrotonstrahler im Nahen Osten

Die Großforschungseinrichtung SESAME (Synchrotron Light for Experimental Science and Applications in the Middle East) ist ein bedeutendes multidisziplinäres Kompetenzzentrum zur Stärkung der physikalischen Grundlagenforschung im Nahen Osten. SESAME wurde 2002 in Allaan, Jordanien, unter der Schirmherrschaft der UNESCO als erste internationale Synchrotronstrahlungsquelle des Nahen Ostens errichtet. Der Elektronen-Speicherring BESSY I stammt aus Deutschland. An dem Vorhaben sind neben Jordanien unter anderem Ägypten, Bahrain, Israel, Iran die Palästinensischen Gebiete, Zypern und die Türkei beteiligt, Deutschland hat Beobachterstatus. Neben der Grundlagenforschung dient SESAME insbesondere auch dazu, Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der Region weiter zu qualifizieren und Forschungsmöglichkeiten zu eröffnen.

SESAME zielt ab auf eine Vielfalt von wissenschaftlichen Anwendungen wie zum Beispiel auf die Untersuchung von Strukturen großer Biomoleküle, wie Proteine oder Ribosome. Damit birgt es ein großes wissenschaftliches Potential für die Arbeit der Natur-, Material- und Lebenswissenschaften wie auch der Archäologie („cultural heritage“). SESAME soll zu einem Exzellenzzentrum mit hoher Ausstrahlungskraft für den Nahen Osten, für Nordafrika sowie für die Golfregion werden und gleichzeitig internationale Forschungskooperationen mit Europa verstärken. Die Anlage wurde im Mai 2017 eröffnet und wird seit Juli 2018 von Seiten der Wissenschaft intensiv genutzt.

PRIMA - Partnerschaft für Forschung und Innovation im Mittelmeerraum

Neben der bilateralen Zusammenarbeit kooperieren Deutschland und Jordanien auch im Rahmen von EU-Projekten und transnationalen Förderprogrammen. Beide Länder arbeiten zum Beispiel intensiv bei der Implementierung von Projekten in der PRIMA (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) -Initiative zusammen. Thematische Schwerpunkte sind dabei Nahrungsmittelsicherheit, Wasser und Landwirtschaftssysteme. 

Transregionale und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA)

Die Aktivitäten und Forschungsvorhaben des vom BMBF geförderten Exzellenznetzwerkes AGYA an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sind grundsätzlich arabisch-deutsch mit transregionalem Ansatz, der dezidiert arabisch-deutsche und arabisch-arabisch-deutsche Kooperationen fördert. In sechs Arbeitsgruppen (Energie, Wasser und Umwelt; Bildung; Transformation; Kulturelles Erbe; Gesundheit und Gesellschaft; Forschung und Innovation) werden vor allem interdisziplinäre Forschungsprojekte durchgeführt. Zu den Mitgliedern bzw. Alumni von AGYA gehören auch jordanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.