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Ägypten : , Thema: Europa und die Welt

Ägypten ist für Deutschland ein zentraler Kooperationspartner am Schnittpunkt von Afrika und dem Nahen Osten sowie einer der wichtigsten Standorte für Forschung und Innovation in Nordafrika.

Eingang zum Deutschen Wissenschaftszentrum in Kairo
Eingang zum Deutschen Wissenschaftszentrum in Kairo © Nour El Refai

Politischer Rahmen der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit

Basis der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ) mit Ägypten bilden die Regierungsabkommen (WTZ-Abkommen) der Jahre 1979 und 1981 sowie weitere Einzel- und Projektvereinbarungen aus den Jahren 1980-1985. 2007 unterzeichneten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das ägyptische Ministerium für Höhere Bildung und Wissenschaftliche Forschung (MoHESR) zum Abschluss des gemeinsamen Wissenschaftsjahres eine Vereinbarung zur Implementierung des gemeinsamen Forschungsfonds GERF (German Egyptian Research Fund).

Zur Bekräftigung des gemeinsamen Interesses in der Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Hochschulwesens und der Forschung haben Deutschland und Ägypten am 30. Oktober 2018 eine Absichtserklärung unterzeichnet. Dadurch soll die transnationale Bildung zwischen beiden Staaten weiterhin gestärkt und die Prinzipien der akademischen Freiheit garantiert werden. Die Eröffnung der German International University of Applied Sciences (GIU), einer weiteren Hochschule in Kairo nach dem deutschen Fachhochschulmodell im Jahr 2019, ist ein wichtiger Schritt zur Verwirklichung dieser Ziele.

Gemeinsamer Fonds für anwendungsorientierte Forschungsprojekte (GERF)

Seit dem für Deutschland und Ägypten sehr erfolgreichen gemeinsamen Wissenschaftsjahr 2007 arbeiten ägyptische und deutsche Forschende noch enger und vielfältiger zusammen: Der gemeinsam finanzierte Forschungsfonds GERF ermöglicht es vor allem jungen Wissenschaftlerteams, innovative, anwendungsorientierte und industrienahe Forschungsprojekte durchzuführen. Dabei erarbeitete Forschungsergebnisse sollen noch rascher als bisher in konkrete Anwendungen überführt werden. Außerdem unterstützt der Fonds wissenschaftliche Netzwerke, die Fördermittel aus dem europäischen Förderprogramm Horizont Europe oder nationalen Förderprogrammen beantragen. Bisher haben das BMBF und die ägyptische Partnerförderorganisation mehr als 90 gemeinsame Forschungsprojekte vor allem in den Fachgebieten Management natürlicher Ressourcen (bspw. Wasser), Nahrungsmittel und Erneuerbare Energien, Gesundheitsforschung, Informations- und Kommunikationstechnologie, Stadt- und Verkehrsplanung sowie Geistes- und Sozialwissenschaften erfolgreich auf den Weg gebracht.

Transregionale und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) – Regionalbüro Kairo

Ein weiterer Baustein der deutsch-ägyptischen Wissenschaftskooperation ist das 2018 eröffnete Regionalbüro der AGYA in Kairo. Als deutsch-arabisches Exzellenznetzwerk unterstützt AGYA überregional vor allem interdisziplinäre Forschungsvorhaben junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter auch aus Ägypten. Das von der ägyptischen Wissenschaftsakademie ASRT eingerichtete und finanzierte AGYA-Regionalbüro setzt sich für den wissenschaftlichen Nachwuchs beider Länder ein und baut als interkultureller Think-Tank an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politik zugleich Brücken zwischen Deutschland, Ägypten und weiteren Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens.

Die Aktivitäten und Forschungsvorhaben des vom BMBF geförderten Exzellenznetzwerkes AGYA an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sind grundsätzlich arabisch-deutsch mit transregionalem Ansatz, der dezidiert arabisch-deutsche und arabisch-arabisch-deutsche Kooperationen fördert. In sechs Arbeitsgruppen (Energie, Wasser und Umwelt; Bildung; Transformation; Kulturelles Erbe; Gesundheit und Gesellschaft; Forschung und Innovation) werden vor allem interdisziplinäre Forschungsprojekte durchgeführt. Zu den Mitgliedern und Alumni von AGYA gehören auch ägyptische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

PRIMA - Partnerschaft für Forschung und Innovation im Mittelmeerraum 

Neben der bilateralen Zusammenarbeit kooperieren Deutschland und Ägypten auch im Rahmen von EU-Projekten und transnationalen Förderprogrammen. Beide Länder arbeiten zum Beispiel intensiv bei der Implementierung von Projekten in dem transnationalen Förderprogramm PRIMA (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) zusammen. Thematische Schwerpunkte sind dabei Nahrungsmittelsicherheit, Wasser und Landwirtschaftssysteme. 

Langjährige Zusammenarbeit im Wassermanagement

Die Staaten des Nahen und Mittleren Ostens sind weltweit am stärksten von Wasserstress betroffen und ein Brennpunkt des globalen Klimawandels. Um die Wasser-Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten zu verbessern, holt das BMBF mit der neuen Fördermaßnahme MEWAC (Middle East Regional Water Research Cooperation Program) weitere Länder mit ins Boot. Der virtuelle Kickoff zur Maßnahme fand am 12. und 13. Oktober 2021 statt. Jeweils koordiniert von einem deutschen Partner forschen Beteiligte aus Ägypten, Irak, Iran, Israel, Jordanien, Katar, Libanon, den Palästinensischen Gebieten und Syrien in den kommenden drei Jahren in sieben Wasserprojekten an innovativen Lösungen.

Wissenschaftliche Innovations-Cluster im Nahen Osten und Nordafrika (COSIMENA)

Weltweit werben deutsche Häuser für Wissenschaft und Innovation für den Forschungsstandort Deutschland. So auch im Nahen Osten, wo im Jahr 2017 das Projekt COSIMENA (Clusters of Scientific Innovation in the Middle East and North Africa) von der DAAD-Außenstelle auf den Weg gebracht wurde. Getragen von einer Vielzahl von Organisationen beider Länder, widmet es sich der Bündelung bestehender und der Umsetzung potenzieller, deutsch-ägyptischer Kooperationen in den Themenbereichen Wasser, Energie, Städteplanung, Gesundheit, Ökonomie, Landwirtschaft und Kulturelles Erbe. Formate wie themenspezifische Konferenzen, der „Tag der Deutschen Wissenschaft“, die „Nacht der Wissenschaften“ und verschiedene Summer Schools tragen dabei zu einer Verstetigung der Beziehung zwischen den Wissenschaftssystemen beider Länder bei.  

Der Deutsche Akademische Austauschsdienst (DAAD), der in Kairo eine Außenstelle unterhält, steht Studierenden, Forschenden und Wissenschaftler*innen zur Verfügung seit über 60 Jahren als Anlaufstelle zur Verfügung.

Leuchttürme transnationaler Bildung

Die German University of Cairo (GUC)

Die erste „deutsche“ Privatuniversität im Ausland - formal handelt es sich um eine private Einrichtung nach ägyptischen Recht mit deutschem Namen, ist von großer politischer Bedeutung in der langjährigen und traditionsreichen Bildungskooperation, die vor über hundert Jahren mit den deutschen konfessionellen Schulen in Kairo und Alexandria begann. Nach deutschem Standard, wenn auch in englischer Sprache, werden an der German University Cairo seit 2003 nicht nur Ingenieure, Natur-, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftler, sondern auch Multimedia-Designer, Kommunikations- und Medienwissenschaftler, Manager sowie Lebenswissenschaftler ausgebildet. Die GUC arbeitet eng mit der deutschen Unternehmenslandschaft zusammen. Beispielsweise bietet das mit deutscher Unterstützung aufgebaute Werkstoffprüflabor gute Voraussetzungen für Kooperationsvorhaben von Wissenschaft und Wirtschaft. Der Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit den deutschen Partneruniversitäten liegt insbesondere im Bereich der Forschung. Ein Forschungsnetzwerk mit deutschen Hochschulen wurde etabliert und wird kontinuierlich weiterentwickelt. Den besten Studierenden öffnet ein Stipendienprogramm den Zugang zu Master- und Promotionsprogrammen in Deutschland.

Die German International University (GUI)

In Anknüpfung an das Erfolgsmodell GUC eröffnete 2019 die German International University (GIU) unter Federführung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, darunter auch die UAS7, ein Zusammenschluss von sieben Hochschulen mit starker internationaler Ausrichtung, ihre Pforten. Die fachhochschultypische Ausgestaltung in Kombination mit den vorgenannten curricularen Anpassungen deutscher „Vorbildstudiengänge“ sind Alleinstellungsmerkmale im ägyptischen Bildungssystem. Als Abschluss wird ein deutscher Bachelor of Science oder Bachelor of Arts der GIU Kairo vergeben. Mit ihrem Studienangebot orientiert sich die GIU Kairo am Modell der deutschen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) und wird so Hochschulabsolventen mit Unternehmenserfahrung und Blick auf die Anforderungen der Praxis hervorbringen. Das deutsche Pendant, die in Berlin ansässige German University of Applied Sciences, ermöglicht es den Studierenden und Wissenschaftlern beider Länder, in engen Austausch zu treten.