Deutschland und Frankreich: Forschung für die Zukunft Europas : Datum: , Thema: Europa und die Welt
Für Frankreich und Deutschland als wissensbasierte Volkswirtschaften sind Bildung, Forschung und Innovation besonders wichtig. Innovationen sind die treibende Kraft des Wohlstandes und der Lebensqualität.
Um gemeinsam wichtige Vorhaben voranzubringen, tauschen sich Deutschland und Frankreich zu den jeweiligen nationalen Forschungs- und Innovationsstrategien regelmäßig aus. Mit der bilateralen Zusammenarbeit leisten sie einen nachhaltigen Beitrag für ein zukunftsfähiges Europa. Sie sehen sich darüber hinaus als Treiber und Impulsgeber für einen exzellenzbasierten und international ausstrahlenden Europäischen Forschungsraum(EFR).
Vertrag von Aachen und Deutsch-Französische Ministerräte
Den Rahmen der bilateralen Zusammenarbeit bildet der Vertrag von Aachen, der im Januar 2019 von Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Macron unterzeichnet wurde und im Januar 2020 in Kraft trat. Er knüpft an den Élysée-Vertrag von 1963 an, der einen bedeutenden Beitrag zur historischen Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich geleistet hat. Der neue Vertrag, durch den Deutschland und Frankreich ihre Kooperation erneut bekräftigen, ist ein Bekenntnis zu einem starken, zukunftsfähigen und souveränen Europa.
Die Regierungen Deutschlands und Frankreichs tauschen sich bei den jährlich stattfindenden Deutsch-Französischen Ministerräten aus; dabei hat die Kooperation in Bildung, Forschung und Innovation eine zentrale Stellung. Zum Ministerrat kommen auch beide Forschungsminister beziehungsweise Forschungsministerinnen zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, die abwechselnd in Deutschland und Frankreich stattfindet. Für jeden Ministerrat werden Schwerpunktthemen festgelegt, die in beiden Ländern für die Kooperation von Bedeutung sind. Initiativen, die bei einem Ministerrat auf den Weg gebracht werden, haben eine europäische Dimension und dienen dazu, die Zusammenarbeit auf höchster politischer Ebene effektiv zu koordinieren.
Am 22. Januar 2023, dem Deutsch-Französischen Tag, trafen sich zum 60. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages die beiden Regierungen zum Deutsch-Französischen Ministerrat in Paris. Im Mittelpunkt standen dabei die deutsch-französische Freundschaft und die enge Zusammenarbeit bei aktuellen europäischen, wirtschaftspolitischen und internationalen Fragen. Beim anschließenden Gespräch der beiden Forschungsministerinnen wurden wichtige Kooperationsthemen wie Batterieforschung, Künstliche Intelligenz und Hochleistungsrechner sowie europäische Innovationsnetzwerke diskutiert.
Deutsch-Französische Forschungsforen
Von herausragender Bedeutung für die wissenschaftliche Zusammenarbeit beider Länder sind die seit 2002 regelmäßig stattfindenden Foren zur deutsch-französischen Forschungskooperation. Ziel der Foren ist es, sich auf hochrangiger Ebene über forschungs- und innovationspolitische Strategien abzustimmen. Nach den Foren in Paris (2002), Potsdam (2005), Paris (2008), Berlin (2011), Paris (2014) und Berlin (2018) fand das letzte Forschungsforum am 9. Dezember 2022 in Paris statt. Dort kamen Vertreterinnen und Vertreter der Forschungsministerien und Expertinnen und Experten beider Länder zusammen, um das gemeinsame Forschungsportfolio weiterzuentwickeln und neue Maßnahmen vorzustellen. Diese legen inhaltliche Schwerpunkte auf die Forschung zu Batterien und Energie, Klima und Nachhaltigkeit, Digitales wie IT-Sicherheit und Künstliche Intelligenz. Auf europäischer Ebene liegt der Fokus der Zusammenarbeit auf Hochleistungsrechnern.
Forschung in globaler Verantwortung
Deutschland und Frankreich spielen eine entscheidende Rolle bei der Ausgestaltung der Energiewende in Europa und der Erfüllung der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Beide Länder stehen dabei vor der großen Herausforderung, ihr Energiesystem grundlegend umzubauen. Das Ziel einer verlässlichen und bezahlbaren Energieversorgung kann nur durch länderübergreifende Anstrengungen erreicht werden. Daher steht zum Beispiel die Energie-, Klima- und Nachhaltigkeitsforschung ebenso wie die gemeinsame Entwicklung neuer Materialien auf der gemeinsamen Forschungsagenda.
Forschung und Innovation für Europas Technologiesouveränität
Die Sicherung der europäischen Technologiesouveränität ist ein geteiltes Ziel Deutschlands und Frankreichs. In strategischen Feldern wie der IT-Sicherheit, Mikroelektronik oder der Künstlichen Intelligenz werden die Expertise der Forschungs- und Innovationsakteure und der industriellen Partner beider Länder zusammengeführt. So können Forschungsnetzwerke aufgebaut und gemeinsame Positionen für die europäische Ebene entwickelt werden.
Forschung für innovative Gesellschaften und die zivile Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger
In der zivilen Sicherheitsforschung bestehen seit Jahren erfolgreiche Kooperationen beider Länder. Die Erforschung und Entwicklung neuer IT-Sicherheitslösungen ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit beider Länder und auf europäischer Ebene ein strategisch wichtiges Feld. Deutschland und Frankreich wollen hier verstärkt zusammenarbeiten, auch um die europäische Souveränität bei zentralen Schlüsseltechnologien, bei der Fähigkeit zur Sicherheitsanalyse und bei der Entwicklung verlässlicher Software-intensiver Systeme sicherzustellen.
Technologische Entwicklung und soziale Innovation gehen Hand in Hand. Bei der Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen leisten deswegen die Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften mit belastbaren Empfehlungen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft einen wichtigen Beitrag und werden durch deutsch-französische Maßnahmen gezielt gefördert.
Austausch in der beruflichen Bildung
Bereits seit 1980 besteht die Deutsch-Französische Expertenkommission für die Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung. Darüber hinaus fördert die Agentur ProTandem als deutsch-französische Agentur für den Austausch in der beruflichen Bildung den Austausch von Jugendlichen und Erwachsenen in der beruflichen Bildung mit bislang mehr als 100.000 Teilnehmenden aus 50 verschiedenen Berufen.
Das Gruppenaustauschprogramm ermöglicht den Auszubildenden und den Lernenden in der Weiterbildung, einen Teil ihrer Ausbildung im Partnerland zu machen und somit andere Bildungsangebote in einem neuen soziokulturellen Umfeld wahrzunehmen. Über die gemeinsame Arbeit werden sprachliche Barrieren überwunden, so dass deutsche und französische Jugendliche und Erwachsene Kontakte knüpfen können. Von dem Erfahrungsaustausch profitieren auch die beteiligten Einrichtungen und Betriebe.