Deutschland und Italien: Partner in Wissenschaft und Kultur : , Thema: Europa und die Welt
Die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien reichen weit in die Geschichte zurück. Die reichhaltigen kulturellen Verbindungen beider Länder prägen auch ihre Zusammenarbeit in Bildung und Forschung.
Die Grundlage der Zusammenarbeit im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich bildet das am 8. Februar 1956 in Bonn unterzeichnete Kulturabkommen zwischen Deutschland und Italien. Es enthält auch Vereinbarungen zum Thema Bildung und wurde im April 2002 durch das „Protokoll über die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Italien und Deutschland“ ergänzt.
Schwerpunkte der Zusammenarbeit
Deutschland und Italien unterhalten seit dem späten 19. Jahrhundert ein einzigartiges, vielfältiges und historisch gewachsenes Netzwerk an wissenschaftlichen Einrichtungen und Institutionen. Ein Beispiel hierfür ist das 1888 gegründete Deutsche Historische Institut in Rom. Die bilateralen Kooperationsmaßnahmen des BMBFkonzentrieren sich mehrheitlich auf die Förderung deutscher Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Italien.
Ein bemerkenswertes Beispiel für die enge Verbindung von Kultur und Wissenschaft und für die erfolgreiche Zusammenarbeit ist das Deutsch-Italienische Zentrum für den Europäischen Dialog (Villa Vigoni e.V.) am Comer See. Kernauftrag des 1986 gemeinsam gegründeten Vereins ist es, die bilateralen Beziehungen in Bildung, Wissenschaft und Kultur zu fördern und das europäische Bewusstsein zu stärken. Hierfür organisiert die Villa Vigoni eigene Veranstaltungen oder ist Gastgeberin für ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm für Fachleute und Interessierte aus Forschung, Wissenschaft und Kultur, aber auch aus Politik und Wirtschaft.
Die Liegenschaft der Villa Vigoni befindet sich im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das BMBF. Gemäß völkerrechtlicher Vereinbarungen kommt das BMBFfür den Unterhalt der Liegenschaft auf und stellt diese dem Villa Vigoni e.V. zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung. Trägerministerien des binationalen Vereins ist auf italienischer Seite das Außenministerium für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit (MAECI) und auf deutscher Seite das BMBF.
Das Deutsche Historische Institut (DHI) in Rom ist das älteste historische Auslandsinstitut der Bundesrepublik Deutschland und beschäftigt sich mit der Erforschung der italienischen und deutschen Geschichte, insbesondere stellen die deutsch-italienischen Beziehungen im europäischen Kontext vom frühen Mittelalter bis zur jüngsten Vergangenheit Forschungsgegenstände des DHI dar. Das DHI Rom ist Teil der „Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland“.
Neben der Villa Vigoni e.V. und des DHI Rom sind die beiden kunsthistorischen Einrichtungen in Florenz und Rom (Kunsthistorisches Institut und Bibliotheca Hertziana, beide von der Max-Planck-Gesellschaft getragen) weitere bedeutende Institute im Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften.
Forschungskooperationen auf europäischer Ebene
In zahlreichen Projekten der europäischen Forschungsprogramme kooperieren Deutschland und Italien eng miteinander. Die Themenschwerpunkte der bi- und multilateral geförderten Projekte liegen in den Bereichen Gesundheitsforschung, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Bioökonomie.
Deutschland und Italien sind an verschiedenen europäischen Forschungslaboren und Großforschungseinrichtungen beteiligt. Darunter befinden sich beispielsweise das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg oder die European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble, in deren Rahmen gemeinsame Projekte durchgeführt werden.
Auch bei der Entwicklung sowie dem Auf- und Ausbau der beiden Großforschungseinrichtungen „Laboratori Nazionali del Gran Sasso (LNGS)“ bei L’Aquila und der „Facility for Antiproton and Ion Research (FAIR)“ in Darmstadt arbeiten Deutschland und Italien eng miteinander zusammen. Anfang 2019 vereinbarten das italienische Ministerium für Universitäten und Forschung (MUR) und das BMBFin einem gemeinsamen „Memorandum of Understanding“ hierzu eine gegenseitige Unterstützung über die europäische Zusammenarbeit hinaus.
Deutsch-Italienischer Aktionsplan und bilaterale Regierungskonsultationen
Seit Anfang des Jahres 2022 haben Deutschland und Italien an einem bilateralen Aktionsplan zur Vertiefung und Stärkung der strategischen Zusammenarbeit in verschiedenen Politikbereichen - insbesondere in der Außen-, Energie-, Forschungs-, Innovations- und Wirtschaftspolitik - gearbeitet. Weitere Schwerpunkte der Zusammenarbeit bilden die Bereiche der beruflichen Bildung, Raumfahrt und Verteidigung. Der bilaterale Aktionsplan wurde von Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni im Rahmen der 32. deutsch-italienischen Regierungskonsultationen am 22. November 2023 in Berlin unterzeichnet.
Im Rahmen der Regierungskonsultationen fand ein bilaterales Ressorttreffen zwischen der Bildungs- und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger und der italienischen Amtskollegin Anna Maria Bernini statt. Das Gespräch diente dazu, den Status quo der bilateralen Forschungszusammenarbeit zu erörtern und Anknüpfungspunkte für eine Intensivierung der Zusammenarbeit in Schwerpunktbereichen (z. B. Grüner Wasserstoff) zu identifizieren.
Das Europäische Hochschulinstitut (EHI)
Das Europäische Hochschulinstitut (EHI) – „European University Institute“ im Englischen – mit Sitz in Fiesole und in Florenz gehört zu den weltweit führenden Forschungsinstituten und Hochschuleinrichtungen im Bereich der Rechts-, Wirtschafts-, Politik- und Geschichtswissenschaften. Seit der Entstehung des Hochschulinstituts im Jahr 1972 durch die sechs Gründungsmitglieder der Europäischen Gemeinschaften (u.a. die Bundesrepublik Deutschland und Italien) hat sich das EHI einen einzigartigen und exzellenten Ruf als Europas Zentrum für sozialwissenschaftliche Forschung und Doktorandenausbildung erworben. Derzeit sind 23 EU-Länder Mitglied des EHI.
Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung
Mit der gemeinsamen Absichtserklärung zur Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung, die im Januar 2024 erneurt wurde, hat die deutsch-italienische Kooperation in der beruflichen Bildung eine neue Qualität gewonnen. Innerhalb der Berufsbildungskooperation arbeiten das BMBF und das italienische Ministerium für Bildung seit 2012 in einer bilateralen Arbeitsgruppe zusammen. Diese initiiert gemeinsame Maßnahmen zur Umsetzung gesetzlicher Reformen, zur stärkeren Vernetzung von Berufsbildungsakteuren beider Länder oder beispielsweise zur Unterstützung einer hohen Qualität beruflicher Bildung. Seit 2017 sind auch das BMAS sowie das das italienische Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik Partner in der Berufsbildungskooperation.
Einen Meilenstein bedeutete die Reform des Bildungsgesetzes vom Juli 2015. Sie fördert die Berufsorientierung junger Menschen durch längere Praxisphasen und unterstützt so den Übergang von der Schule in den Beruf. Zentrale Kooperationsfelder in der Berufsbildungszusammenarbeit des BMBF sind die Erprobung innovativer dualer Berufsbildungsgänge in enger Kooperation mit Wirtschafts- und Sozialpartnern, die Unterstützung der Zusammenarbeit von Berufsbildungsexperten innerhalb von Berufsbildungsnetzwerken und beispielsweise die Stärkung der transnationalen Mobilität in der Berufsbildung im Rahmen des europäischen Programms Erasmus+. Die aktuelle Kooperationsvereinbarung enthält zudem einen neuen Fokus auf Auswirkungen innovativer Entwicklungen auf berufliche Bildung, bspw. in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit.