Internationale Vergleichsstudien : , Thema: Bildung
Internationale Leistungsvergleichsstudien tragen dazu bei, gesicherte Befunde im internationalen Vergleich über die Entwicklung von Kompetenzen und Lernumgebungen von Schülerinnen und Schülern sowie Erwachsenen in Deutschland zu gewinnen. Die Ergebnisse sind ein wichtiges Instrument für das Monitoring unseres Bildungssystems.
Das Ziel großer Vergleichsstudien ist es, wichtige Erkenntnisse über die Erfolge und Schwächen des Bildungssystems als Ganzes, unter anderem durch den Vergleich mit anderen Staaten, zu erhalten. Die Ergebnisse können Weichen für neue bildungspolitische Maßnahmen stellen und diese langfristig beobachten. Deutschland beteiligt sich regelmäßig an internationalen Leistungsvergleichen im Schulbereich und zu den Kompetenzen der erwachsenen Bevölkerung.
PISA – Programme for International Student Assessment
Die PISA-Studie ist der weltweit größte Schulleistungstest, an dem aktuell mehr als 80 Staaten teilnehmen. Die Studie erfasst im Auftrag der OECD seit 2000 alle drei Jahre die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen im Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften. In Deutschland sind für PISA das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kultusminister der Länder verantwortlich. Die Durchführung der Studie erfolgt durch das Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB).
Die aktuellen Ergebnisse zeigen: Wie in vielen anderen OECD-Staaten auch, haben sich 2022 die durchschnittlichen Kompetenzen der 15-Jährigen in Deutschland im Vergleich zur vorherigen PISA-Studie verringert. Nicht zuletzt haben pandemiebedingte Einschränkungen zu den negativen Entwicklungen beigetragen. Zudem ist die Schülerschaft heterogener geworden und der Anteil von Schülerinnen und Schülern aus Familien mit sozialen Risikolagen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Zusammenhang zwischen sozialem Hintergrund und Bildungserfolg ist nach wie vor stark ausgeprägt.
IGLU - Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung
Die IGLU-Studie ist eine international vergleichende Schulleistungsuntersuchung, an der aktuell 65 Länder und Regionen teilnehmen. Dabei wird seit 2001 alle fünf Jahre die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern der 4. Jahrgangsstufe untersucht. Mit Hilfe von Fragebögen wird zudem erfasst, wie gerne und wie häufig Kinder lesen. Die Studie ist international unter dem Namen PIRLS („Progress in International Reading Literacy Study“) bekannt. In Deutschland sind für IGLU das BMBF und die Kultusministerien der Länder verantwortlich. Das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund führt IGLU in Deutschland durch.
Die Leseleistungen der Viertklässlerinnen und Viertklässler in Deutschland sind seit 2016 und gegenüber der ersten Erhebung vor 20 Jahren gesunken. Das ergibt die aktuelle Studie. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland im Mittelfeld. Ein Viertel erreicht nicht die Kompetenzstufe, die als relevante Voraussetzung gesehen wird, um die Anforderungen der weiteren Schulzeit bewältigen zu können.
ICILS - International Computer and Information Literacy Study
ICILS ist eine international vergleichende Schulleistungsstudie, an der aktuell mehr als 30 Länder teilnehmen. Dabei werden seit 2013 alle fünf Jahre computer- und informationsbezogene Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern der achten Jahrgangsstufe getestet, die dazu beitragen, in einer zunehmend digital geprägten Welt erfolgreich teilhaben zu können. In Deutschland ist für ICILS das BMBF verantwortlich, die Studie wird durch die EU kofinanziert. Die nationale wissenschaftliche Leitung liegt an der Universität Paderborn.
Die aktuelle Studie ergibt, dass nur knapp zwei Prozent der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland unter anderem selbstständig ermittelte Informationen sicher bewerten und organisieren können und erreichen damit die höchste Kompetenzstufe. Etwa ein Drittel der Schülerinnen und Schüler verfügt lediglich über basale Kompetenzen zur Identifikation von Informationen und Bearbeitung von digitalen Dokumenten. Im Durchschnitt liegen die Schülerinnen und Schüler in Deutschland über dem internationalen Mittelwert.
TIMSS - Trends in International Mathematics and Science Study
TIMSS ist eine international vergleichende Studie, an der mehr als 70 Länder und Regionen teilnehmen. Dabei wird alle vier Jahre untersucht, wie gut Schülerinnen und Schüler am Ende der vierten Klasse in Mathematik sind, und wie gut sie naturwissenschaftliche Zusammenhänge verstehen. Bei TIMSS geht es nicht nur um das reine Wissen, sondern auch um Schlussfolgern, Analysieren, Problemlösen oder Beweisen. Außerdem wird untersucht, wie der Unterricht in Mathematik und Naturwissenschaften an Grundschulen aussieht. Befragt werden deshalb auch Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen. In Deutschland ist für TIMSS das BMBF und die Kultusminister der Länder verantwortlich. Die nationale wissenschaftliche Gesamtleitung liegt an der Universität Hamburg.
In Mathematik sind die Kompetenzen seit der ersten deutschen Teilnahme 2007 relativ stabil, in den Naturwissenschaften tendenziell abnehmend. In 2019 lag Deutschland in Mathematik unter dem EU-Mittelwert, in Naturwissenschaften auf vergleichbarem Niveau. Jeweils etwa ein Viertel der Schülerinnen und Schüler konnten bis zum Ende der vierten Klasse nur niedrige mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen entwickeln.
ICCS – International Civic and Citizenship Education Study
ICCS ist eine international vergleichende Studie, an der mehr als 20 Länder und Regionen teilnehmen. Dabei wird alle sechs Jahre untersucht, welches Wissen, welche Überzeugungen und welches Zugehörigkeitsgefühl Heranwachsende in Bezug auf Demokratie entwickeln. Dazu werden Schülerinnen und Schüler der achten Jahrgangsstufe und deren Lehrkräfte und Schulleitungen befragt und Daten zu den jeweiligen Schulsystemen gesammelt. So kann beantwortet werden, wie Unterricht, Schule und andere prägende Kontexte dazu beitragen, ein demokratisches Mindset auszubilden. In Deutschland ist für ICCS das BMBF verantwortlich, die Studie wird durch die EU kofinanziert. Das nationale Studienzentrum für Deutschland ist an der Universität Duisburg-Essen angesiedelt.
Bei der Erhebung in 2022 beteiligten sich Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein als einzige Bundesländer an ICCS. Daher liegen keine Ergebnisse für das gesamte Bundesgebiet vor. Das politische Wissen von Schülerinnen und Schülern aus den beiden Bundesländern ist im internationalen Vergleich leicht überdurchschnittlich. Den Schulen gelingt es aber schlechter als den meisten anderen Bildungssystemen, die Entwicklung politischer Kompetenzen für alle gleichermaßen zu ermöglichen.
PIAAC – Programme for the International Assessment of Adult Competencies
PIAAC ist eine international vergleichende Studie, an der aktuell mehr als 30 Länder teilnehmen. Die Studie erfasst im Auftrag der OECD seit 2012 alle zehn Jahre Alltagsfähigkeiten von Erwachsenen im Alter von 16 bis 65 Jahren. Im Fokus stehen Schlüsselkompetenzen wie Lesen, Mathematik und adaptives Problemlösen. PIAAC ist mit weltweit rund 160.000 Teilnehmenden die umfassendste Studie mit arbeitsmarktbezogenem Fokus, die bislang international vergleichend durchgeführt wurde. In Deutschland ist für die Studie federführend das BMBF unter Beteiligung des BMAS verantwortlich. Das nationale Projektmanagement übernimmt das GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften.
PIAAC belegt die zentrale Bedeutung von Grundkompetenzen für den individuellen Arbeitsmarkterfolg: Höhere Grundkompetenzen führen zu mehr Teilhabe am Arbeitsmarkt und höheren Einkommen. Die aktuelle Studie zeigt auch: Die berufliche Bildung hält Deutschland international wettbewerbsfähig. Staaten mit einer stärker allgemeinbildenden schulischen Orientierung und höheren Anteilen an Hochschulabsolventen haben keine wesentlichen Kompetenzvorteile oder schneiden zum Teil schlechter ab als Deutschland.
EAG - Education at a Glance / Bildung auf einen Blick
Der Bericht „Bildung auf einen Blick“ (Education at a Glance) bietet einen Überblick über die Bildungssysteme in den Ländern der OECD sowie den Beitritts- und Partnerländern. Rund 70 Kerntabellen ermöglichen den internationalen Vergleich der Bildungssysteme. Erfasst wird dabei der gesamte Bildungsverlauf von der Elementarbildung in Kindergarten und Vorschule bis zur Weiterbildung bei Erwachsenen. Die Studie erhebt unter anderem auch Daten zur Bildungsbeteiligung, Absolventenquoten, Bildungsausgaben sowie zu Lehr- und Lernbedingungen.
Wie bereits in den letztjährigen Berichten werden auch in diesem Jahr wieder die bildungspolitischen Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen betrachtet, die sich zur Aufgabe gemacht haben, inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung zu gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle zu fördern.
Der besondere Schwerpunkt des diesjährigen Berichts liegt außerdem auf der Chancengerechtigkeit in der Bildung. Der jährlich erscheinende Bericht richtet sich an eine breite Leserschaft – von den Regierungen, die von den bildungspolitischen Erfahrungen anderer Länder lernen wollen, über Wissenschaftler, die Daten für weiter gehende Analysen benötigen, bis zur allgemeinen Öffentlichkeit, die einen Überblick darüber gewinnen möchte, welche Fortschritte das Bildungssystem des eigenen Landes dabei macht, Schüler und Studierende von Weltklasseformat auszubilden.
Die länderspezifischen Erhebungen in „Bildung auf einen Blick“ sind darauf ausgelegt, die Regierungen in ihren Bemühungen zu unterstützen, die Bildungssysteme effektiver zu machen und so zu gestalten, dass sie allen Menschen offenstehen. Der Bericht ist das Ergebnis langjähriger gemeinsamer Bemühungen der Regierungen der OECD-Länder, der Experten und Institutionen, die im Rahmen des OECD-Programms „Indicators of Education Systems (INES)“ zusammenarbeiten, sowie des Sekretariats der OECD.